Im "echten Leben" wissen wir genau, wo wir unsere Stadt oder Gemeinde am besten erreichen. Aber wie ist das eigentlich auf Facebook? Sind unsere Kommunen im Landkreis Kitzingen in dem sozialen Netzwerk schon längst angekommen oder überwiegt noch die Skepsis?
Für Julia Then und Thomas Most gehört der Blick auf Facebook schon zur Routine, ist längst Teil ihres ganz normalen Arbeitsalltags. Ein Klick, eine Verlinkung, ein paar Zeilen oder ein Foto dazu - fertig. Schon können es alle Fans ihrer Seite lesen. Und die werden immer mehr. Eine Facebook-Seite zu betreuen, damit steht die Stadt Kitzingen unter den Kommunen im Landkreis aber noch relativ alleine da. Eine eigene Fanseite haben noch die wenigsten. Mehr als ein Wikipedia-Eintrag ist - abgesehen von den Seiten, die sich viele Vereine und Gaststätten bereits eingerichtet haben - meist nicht zu finden.
"Main Kitzingen - gefällt mir" heißt die offizielle Facebook-Seite der Stadt Kitzingen. Der Stadtmarketing-Verein, das Hauptamt Kitzingen, die Tourist-Information und die Volkshochschule haben sich zusammen getan, um auch auf dem sozialen Netzwerk Präsenz zu zeigen.
Denn: "Facebook ist in aller Munde, ein öffentlicher Auftritt hat gefehlt", erklärt Julia Then von der Tourist-Information.
Im Oktober letzten Jahres gründeten sie gemeinsam die Seite - inzwischen hat sie 258 Fans. "Kitzingen hat ein großes Veranstaltungsangebot. Trotzdem gibt es viele Leute, die sagen: Hier ist nichts los. Da wollen wir Aufklärungsarbeit leisten", ergänzt Thomas Most, Geschäftsführer des Kitzinger Stadtmarketings.
Unbedacht wollten sie sich aber nicht ins Facebook-Abenteuer stürzen, nahmen deshalb an einer dreitägigen Facebook-Schulung teil. Drei- bis viermal posten Then, Most, Karin Böhm, Richard Arndt-Landbeck und Astrid Glos (alle fünf sind Mitglieder der Arbeitsgruppe Freizeit, Kultur und Tourismus im Stadtmarketing-Verein) Beiträge auf ihrer Fanseite - hauptsächlich Veranstaltungshinweise, aber auch Gewinnspiele.
"Wir treffen uns alle drei Wochen, schauen uns den Veranstaltungskalender an und legen fest, wer was postet", erklärt Then.
Weltweite Verbreitung Deutlich mehr Fans als der offizielle Facebook-Auftritt hat die privat betriebene Seite "Kitzingen": 5421 - davon 40 Prozent mit amerikanischem Wohnsitz - verfolgen die Posts der von Hülya Cam gegründeten Seite. Seit 2011 kümmern sich Hans Will, Heiko Somorowsky und Ingo Hahn darum, Termine, Pressemeldungen und Bilder von Veranstaltungen zu teilen: "Den Kitzingern wollen wir lokale Informationen zukommen lassen und den im Ausland ansässigen Fans Bilder aus der guten alten Zeit und dem jetzt und heute", erklärt Somorowsky.
Die Fotos von Hilmar Hopfengart und Hans Will würden durch amerikanische Soldaten weltweite Verbreitung finden.
"Wir helfen Neuankömmlingen bei der Wohnungssuche oder ehemaligen Kitzingern bei der Kontaktaufnahme mit alten Freunden", erzählt Somorowsky stolz.
Gut auf Facebook aufgestellt sind ebenfalls Volkach und Iphofen. Die Seiten "Volkacher-Mainschleife.de" (1520 Fans) und "Tourist Iphofen" (954 Fans) werden im Auftrag der Städte seit 2011 von Timo Lechner betreut. Er postet neben den Terminen ebenfalls Foto-Shows von Veranstaltungen, Ratespiele oder Porträts von Gastronomen und Weinbetrieben der Tourismusregionen. "Es muss auch immer jemand da sein, der aufpasst, dass die Leute keinen Müll ablassen oder sich gegenseitig beschimpfen. Ist ja schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde", begründet der Social Media-Beauftragte.
Der Stadt Volkach geht es vor allem darum, eine möglichst gemischte Zielgruppe von Jung und Alt zu erreichen: "Die Seite ist zum einen für Touristen und Freunde der Mainschleife, zum anderen für die Einheimischen selbst", sagt Marco Maiberger, Leiter der Touristinformation Volkach.
Doch so offen wie in Kitzingen, Volkach und Iphofen ist man dem sozialen Netzwerk nicht überall aufgeschlossen. Rüdenhausen sieht überhaupt keinen Bedarf, eine Facebook-Seite für den Markt einzurichten - und hat es auch in nächster Zeit nicht vor. Das Misstrauen gegenüber dem sozialen Netzwerk überwiegt. "Das persönliche Gespräch oder Telefongespräch ist weitaus sinnvoller, als der Zeitaufwand, sich über solche Seiten zu verständigen", findet Bürgermeister Gerhard Ackermann.
Persönliches Gespräch wichtiger Ganz ähnlich sieht das Burkhard Klein, Bürgermeister in Rödelsee: "Ich denke nicht, dass es Facebook und Konsorten braucht, um mit seinen Bürgern ins Gespräch zu kommen. Das Dasein für andere ist wichtiger als jede sozial angehauchte Internetplattform." Eine Facebook-Seite für Rödelsee soll trotzdem demnächst eingerichtet werden - einfach um "dabei zu sein".
Ganz anders Castells Bürgermeister Jochen Kramer: Er spricht von einem "zweifelhaften Ruf der sozialen Netzwerke" und möchte für seine Gemeinde deshalb auch keine eigene Seite einrichten. Jeder könne sich präsentieren wie er möchte - um ins Gespräch mit den Bürgern zu kommen, brauche er allerdings kein Facebook.
Neben der Homepage laufe in Castell vieles noch persönlich, ob in der Amtsstube, auf der Straße, über den Gartenzaun oder auf einem Fest. "Das kostet mehr Zeit, ist aber sozialer. Viel wichtiger ist es mir daher, persönliche Netzwerke zwischen den Menschen und Vereinen zu pflegen."
Auch Prichsenstadt hält sich noch mit einer eigenen, offiziellen Seite auf Facebook zurück. "Momentan sind wir einfach noch nicht so weit. Wir nehmen es uns sicherlich mal vor, aber es gibt noch keinen konkreten Zeitplan", sagt Thomas Mayer von der Stadtverwaltung. Bisher überwiegt noch die Skepsis gegenüber dem sozialen Netzwerk: "Facebook ist ja auch umstritten", findet er.
Ganz ähnlich ging es Mainbernheim. Sie kümmerten sich in den letzten Monaten auch lieber um den Relaunch ihrer Internetseite. Dass die Stadt noch keine Facebook-Seite hat, liegt laut dem Geschäftsleiter Hans Brummer vor allem am Zeit- und Personalmangel.
"In einer kleinen Verwaltung ist man leider sehr gezwungen, sich auf die wesentlichen Themen zu konzentrieren", sagt Brummer. Mittelfristig sei eine eigene Facebook-Seite für Mainbernheim dennoch denkbar für ihn: "Ich nutze Facebook regelmäßig und bemerke sehr positive Beispiele. Ich finde es gut, wenn Bürger in Ihrem Facebook-Freundeskreis Werbung für Veranstaltungen machen."
Und darauf hoffen auch Then und Most, bei ihrem nächsten Klick auf Facebook.
Leider war die Recherche zu diesem Thema nicht genau, denn die Gemeinde Willanzheim hat schon seit 23.07.2010 eine offizielle Facebook-Seite (https://www.facebook.com/willanzheim.de), die regelmäßig gepflegt wird und automatisch neue Gemeindeseiten-Inhalte abruft.
Mit aktuell 130 Fans steht die Seite auch besser dar, als manche genannte Seite mit zwei Fans!
Aufgrund einer Regelung seitens Facebook, dass ein Seitenname kein Ortsname sein darf, wurde die Fanseite vor knapp einem Jahr umbenannt zu Markt-Willanzheim.de.