Der fränkische Baustoffproduzent Knauf wird sein Russland-Geschäft nicht los. Wie das Unternehmen erklärt, seien entsprechende Verhandlungen "vorerst gescheitert".
Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung des Rückzugs aus dem Russland-Geschäft gibt es immer noch keine Vollzugsmeldung beim Baustoffhersteller Knauf aus dem unterfränkischen Iphofen (Landkreis Kitzingen). Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag, 7. Oktober 2025.
Demnach habe es der Gips-Produzent bisher nicht geschafft, sich aus dem russischen Markt zurückzuziehen. Nachdem das Unternehmen im April 2024 ankündigt hatte, sich angesichts des Ukraine-Kriegs von seinen Geschäften in Russland zu trennen, seien die Verhandlungen über einen Verkauf nun "vorerst gescheitert". Laut dpa habe "der Verhandlungspartner die Gespräche abgebrochen". Um wen es sich bei dem Kaufinteressenten gehandelt hatte, teilte Knauf nicht mit.
Knauf: Lokales Management führt Russland-Geschäft weiter
Obwohl das Unternehmen betont, keine Gewinne aus den russischen Geschäften zu ziehen, bleibt es weiterhin im Markt aktiv. Die Geschäfte werden derzeit vom lokalen Management geführt. Gleichzeitig plant Knauf den Aufbau eines neuen Standorts in der Ukraine, was als symbolische Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes gesehen werden kann.
Knauf hat mehrfach betont, sich streng an die geltenden Sanktionen zu halten. "Ebenfalls im Einklang mit den geltenden Sanktionen, denen Knauf streng folgt, werden seit Jahren keine Waren mehr aus Russland in die EU exportiert bzw. von dort nach Russland importiert", zitiert die dpa aus einer Mitteilung des Gips-Herstellers.
Trotzdem war das Unternehmen in die Kritik geraten - zuletzt im Mai dieses Jahres. Es wurde spekuliert, dass die Produkte von Knauf in Russland möglicherweise indirekt zur Unterstützung des Bausektors beitragen könnten. "Insbesondere widersprechen wir dem Vorwurf, Knauf würde wissentlich den Bau und Betrieb von Nuklearwaffenbasen durch direkte Produktlieferungen unterstützen", teilte das Unternehmen mit Sitz im unterfränkischen Iphofen (Kreis Kitzingen) damals mit. Hintergrund war ein Spiegel-Bericht, dem zufolge Knauf-Materialien wie Gips oder Zement für den Ausbau von russischen Atomwaffenstützpunkten verwendet worden sein könnten.
Wirtschaftliche Bedeutung des Russland-Geschäfts
Der Baustoffproduzent weist diese Vorwürfe zurück und erklärte, dass die Produkte ausschließlich an unabhängige Händler verkauft würden, auf deren weiteres Vorgehen das Unternehmen keinen Einfluss habe. Knauf beschäftigt in Russland rund 4000 Mitarbeiter - knapp zehn Prozent der weltweiten Belegschaft. Allerdings schränkt die dpa diese Zahlen ein: Sie stammten "aus einer früheren Mitteilung". Eine aktuelle Zahl zum Personal in Russland nannte Knauf zunächst nicht.
Der vor allem für seine Gips-Produkte bekannte fränkische Baustoffhersteller ist ein international agierendes Familienunternehmen, das in über 90 Ländern tätig ist und mehr als 320 Produktionsstätten betreibt. Im Jahr 2024 erwirtschaftete die Knauf-Gruppe mit etwa 43.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 15,6 Milliarden Euro. Das Russland-Geschäft, das als bedeutender Markt für die Firma galt, ist insbesondere aufgrund der geopolitischen Spannungen zu einem wunden Punkt geworden.