Diejenigen, die diese Kolumne jeden Tag verfolgen und gerne lesen, werden diesen Eintrag von mir nicht mögen, schätze ich. Denn ich habe mich dabei ertappt, dass ich vor dem Bibel lesen auf die Uhr schau' und danach auch, damit ich aus Versehen nicht länger lese als die zehn Minuten, die ich mir täglich vorgenommen habe.
                           
          
           
   
          Ja, das ist schlimm. Als ob das nicht genug wäre, schaue ich auch zwischendurch immer wieder auf die Uhr, um festzustellen, ob weitere zwei Minuten vergangen sind. 
Was das bedeutet? Sie ahnen es: Ich lese nicht aufmerksam. Was ich lese, fesselt mich nicht. Es ist mühsam, es ist eine Qual. Deswegen habe ich zur Illustration auch mal wieder das Foto genommen, auf dem ich nicht lachend und mit einer Bibel in der Hand zu sehen bin, sondern das, auf dem ich ernst aussehe. Obwohl dieses Bild ja auch wieder nicht stimmt. Es vermittelt den Eindruck, ich sei wirklich bei der Sache.
Ich will mich nicht herausreden, aber ich weiß, dass es nicht nur mir so geht. Immer mehr Menschen haben nicht die nötige Geduld, längere Texte oder schwierige Texte zu lesen. Woran das liegt? Wir sind es gewohnt, im Internet pro Tag über zig Homepages zu surfen, Facebook-Einträge zu checken und von einer Kurz-Info zur nächsten zu springen. Ein Kapitel in der Bibel zu lesen, dauert dagegen sehr lange. Da schiele ich am Anfang, bei Vers 10 zum Beispiel, schon nach dem Ende. Befindet es sich auf dieser Seite oder erst auf der nächsten? 
Oh, oh, meine Kollegen machen beim Verzicht Krisen durch und ich verliere langsam die Geduld.