Holzdiebe treiben in Wiesenbronn ihr Unwesen

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Willi Gebert hat seinen Holzstoß mit einem Maschendrahtzaun umwickelt, um die Scheite vor Langfingern zu schützen. Fotos: Sabine Paulus
Willi Gebert hat seinen Holzstoß mit einem Maschendrahtzaun umwickelt, um die Scheite vor Langfingern zu schützen. Fotos: Sabine Paulus
Auch Altbürgermeister Gerhard Müller wurde Holz gestohlen.
Auch Altbürgermeister Gerhard Müller wurde Holz gestohlen.
 

Der Bedarf an Brennholz wächst enorm. Die hohe Nachfrage befeuert Diebe, zuzugreifen. In Wiesenbronn haben Altbürgermeister Gerhard Müller und weitere Bürger Verluste zu beklagen.

Gerhard Müller, Altbürgermeister aus Wiesenbronn, kann sich noch genau an seinen Spaziergang vor knapp drei Wochen erinnern. Er ging am Holzlagerplatz der Gemeinde vorbei, wo etwa 25 bis 30 Mitbürger ihr Holz trocknen lassen. "Da fehlt doch was", dachte er sich, als er an seiner Holzlege vorbeikam. Bei einer genauen Inspektion stellte er fest, dass das wohl das Werk eines Holzdiebes gewesen sein muss. "Mir fehlt ein Dreiviertel-Ster."

Müller informierte Willi Gebert, bei dem ebenfalls etliche Holzscheite fehlten, und zwar - wie bei allen fünf Geschädigten - genau am Anfang des jeweiligen Stoßes direkt neben der Straße. Gebert fand Spuren von einem Fahrzeug, die an den Holzstapeln vorbei- und dann wegführten. "Einladen und zack, weg. So ging das", vermutet Willi Gebert. Müller ging zur Polizei.

Die Beamten haben nicht viele Möglichkeiten, dem Treiben einen Riegel vorzuschieben.
Da draußen Wache schieben, könne die Polizei nicht, sagt der zuständige Sachbearbeiter, es fehle schlicht das Personal dafür. Der Beamte denkt, dass nicht alle Diebstähle im Landkreis gemeldet beziehungsweise angezeigt werden. Von einer Häufung aber könne keine Rede sein.

Dass es wieder passiert, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Denn seit etwa 2003, als Heizöl so teuer wurde, gibt es einen Brennholz-Boom. Die Energiewende seit der Reaktor-Katastrophe in Fukushima hat den Trend, mit Holz zu heizen, noch verstärkt. Wer kann, lässt sich einen Kachel- oder Kaminofen einbauen oder rüstet um von Zentralheizung auf Pellets- oder Hackschnitzelheizung.

Macht Not Diebe?

Holz habe in der Gesellschaft wieder einen Stellenwert, sagt Tobias Hahner, Leiter des Forstreviers Wiesentheid. Viele Bürgermeister seien daher bestrebt, das Holz aus dem Gemeindewald nur an Bewohner ihrer Gemeinde zu veräußern. Dies geschehe im Freihandverkauf oder durch Versteigerungen. "Leute von außerhalb haben so oft keine Chance, an Holz zu kommen", sagt Hahner. Vielleicht bediene sich dann so mancher illegal.

In den vergangenen Jahren haben der Landkreis Kitzingen oder auch Kommunen wie die Stadt Iphofen Hackschnitzel-Heizanlagen für ihre öffentlichen Gebäude und Schulen bauen lassen. Die alte Kesselanlage der Heizzentrale im Schulzentrum in Kitzingen wurde 2010 durch zwei Hackschnitzelkessel mit je 500 kW komplett erneuert. Die Zweifachsporthalle im Mühlberggebiet wurde bei der Sanierung an die Hackschnitzelanlage des Schulzentrums angeschlossen. Die Richard-Rother-Realschule wird mit Hackschnitzeln beheizt. Und das Gymnasium in Marktbreit wird gerade generalsaniert und wird künftig auch mit Holz beheizt.

Beliefert werden diese Heizanlagen von der Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen, die dadurch 2012 einen Erlös von 75 000 Euro verbuchen konnte - 2011 waren es noch 60.000 Euro.

Die Ressource Holz ist begrenzt. "Wir leben noch von den Holzvorräten, die sich in einer Zeit aufbauen konnten, in der das Öl günstig war und es deshalb nicht lukrativ erschien, sich im Wald zu plagen. Diese 30 Jahre Vorrat werden sich bald abgebaut haben", ist Tobias Hahner überzeugt. Aus Angst, leer auszugehen, legten sich etliche Leute große Vorräte an. Außerdem stehe dieses Holzsegment in Konkurrenz mit anderen Industriezweigen, die Pellets, Hackschnitzel, Paletten/Industrieholz, Papierholz, Zellstoff verbrauchen. Hahner: "Dies verschärft den Druck und erhöht die Nachfrage und folglich auch die Preise."

In seinem Revier, das die Wälder von Abtswind, Castell, Geiselwind, Prichsenstadt, Rüdenhausen und Wiesentheid umfasst, sind ihm keine Diebstähle bekannt. Das könnte aber auch daran liegen, dass Diebe einfallsreich sind und dorthin gehen, wo sie keiner bemerkt.

In Wiesenbronn soll das jedenfalls nicht mehr der Fall sein. Die Holzbesitzer wollen den Lagerplatz bewachen. Die Polizei riet ihnen, eine Wärmebildkamera zu installieren. Ihr Förster habe ein solches Gerät. "Der Schaden liegt zwar bei zirka 220 Euro, der Diebstahl ist trotzdem sehr ärgerlich", sagt Gerhard Müller.