Helfende Hand für die Landwirte

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Gerd Düll und sein Vorgänger Kurt Kleinschnitz. Foto: Herteux
Gerd Düll und sein Vorgänger Kurt Kleinschnitz.  Foto: Herteux

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat einen neuen Leiter: Gerd Düll. Er löst Kurt Kleinschnitz nach zehn Jahren ab - und kennt bereits die Herausforderungen, die der neue Job mit sich bringt.

Fast ein dreiviertel Jahr hat es gedauert, bis ein Nachfolger für Kurt Kleinschnitz gefunden war. Jetzt ist er da: Gerd Düll ist der neue Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Kleinschnitz wird am 8. März offiziell verabschiedet. In einem Gespräch mit unserer Redaktion reden der alte und der neue Chef über Herausforderungen in der Landwirtschaft, über Kitzinger Besonderheiten und verraten, warum es ohne eine Spezialisierung der Landwirte und einem Wachstum in größere Einheiten fast gar nicht mehr geht.

Herr Kleinschnitz, fällt Ihnen der Abschied aus dem Berufsleben schwer?
Kurt Kleinschnitz: Ich habe meinen Job gelebt, ich konnte mich in jedem Bereich ausleben. Jetzt ist ein schönes Kapitel zu Ende und ich habe meine Zeit gehabt - die war sehr interessant und sehr lehrreich.
Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Ehrenämter: Ich bin im Gemeinderat und im Sportverein in Winterhausen. Außerdem habe ich mehr Zeit für meine Frau und meine Familie.

Was würden Sie Ihrem Nachfolger, Herrn Düll, auf den Weg mitgeben wollen?
Kleinschnitz: Das ist absolut nicht nötig. Herr Düll ist hier nicht fremd, er kennt den Laden. Ein Behördenleiter muss auf jeden Fall immer dafür sorgen, dass man nach innen gut arbeiten kann, die Mitarbeiter mit Freude zur Arbeit gehen und möglichst wenig Sand im Getriebe ist. Und nach außen muss er zu sämtlichen Ämtern und Organisationen einen guten und ständigen Kontakt pflegen. Für mich war beides immer sehr wichtig.

Herr Düll, welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Gerd Düll: Die Ziele, die Herr Kleinschnitz erreicht hat, sind auch meine Ziele. Ich bin von der Ausbildung ein Landwirt, aber Förster und Gärtner liegen mir genauso am Herzen. So ein heterogenes Amt finden Sie nirgendwo sonst in Bayern. Wir streben übrigens auch an, anzubauen, wahrscheinlich 2015.

Gibt es dafür einen konkreten Anlass?
Kleinschnitz: Vor zwei Jahren gab es eine Neuausrichtung der Ämter in Bayern. Das war eine große Herausforderung. Kitzingen gehört im Bereich Landwirtschaft neben Ansbach seitdem zu den größten Ämtern in Bayern.
Düll: Im Bereich Landwirtschaft kamen zur Förderung, Bildung und Beratung die Abteilungen des Prüfdienstes und des Gartenbaus sowie ein Fachzentrum für Kleintierhaltung dazu.
Kleinschnitz: Kitzingen hat sich meiner Meinung nach wirklich weiterentwickelt. Vor 15 Jahren war noch im Gespräch, das Amt aufzulösen und an Würzburg anzuhängen.
Die Behörde scheint also eine gute Entwicklung gemacht zu haben. Aber wie geht es eigentlich den Kitzinger Landwirten im Landkreis?
Düll: Zur Zeit geht es den landwirtschaftlichen Betrieben auf jeden Fall besser. Dadurch, dass die Nachfrage gestiegen ist, sind Lebensmittel insgesamt knapper geworden - und die Preise gestiegen. Das kann sich aber jederzeit ändern. Natureinflüsse wie Überschwemmungen oder eine Trockenheit können zum Beispiel durchaus Auswirkungen haben.Dabei ist aber auch zu beachten, dass die Kosten für Landwirte, beispielsweise für Diesel, erheblich gestiegen sind.

Welchen Herausforderungen müssen sich die Kitzinger Landwirte heutzutage stellen?
Kurt Kleinschnitz: Die Landwirtschaft ist nicht mehr regional bedingt, es herrscht weltweite Konkurrenz. Immer mehr Landwirte im Landkreis spezialisieren sich deshalb und brauchen größere Einheiten, um ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften. Der Preisdruck ist sehr groß geworden. Kleine Betriebe, die keine Hofnachfolge oder keine Kraft haben, zu investieren, scheiden aus.
Düll: Viele Kleinbetriebe im Landkreis mit 20 Kühen haben die Tierhaltung aufgegeben. Die meisten investieren, um größer zu werden. Dieser Trend ist in Kitzingen stärker als in ganz Bayern. Die Produkte der Landwirte werden weltweit gehandelt. Jeder Landwirt, Winzer und Förster aus dem Landkreis konkurriert damit auf dem Weltmärkten miteinander. Diese Entwicklung hat in den letzten 20 Jahren durch den Wegfall von EU-Regulierungen stark zugenommen.

Der globale Markt hat also auch in der Landwirtschaft Einzug gefunden. Was ist denn mit dem regionalen Markt?
Kleinschnitz: Die Landwirtschaft ist ein Weltmarkt und nicht mehr anders zu behandeln als die Autoindustrie oder der Maschinenbau. Neben dem globalen Markt gibt es aber zunehmend die regionale Vermarktung. Menschen wollen wieder regionale Produkte. Tomaten aus Albertshofen können im Edeka in Kitzingen gekauft werden. Diese regionale Vermarktung wird von uns unterstützt. Die kurzen Wege sind umweltfreundlich und die Leute wissen, woher das Produkt kommt. Dennoch: Die meisten reden von Bio, kaufen aber lieber das, was am billigsten ist. Die Kluft zwischen dem, was Leute sagen und dem, was sie machen, ist groß.

Inwiefern fördert denn das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Ernährung diese regionale Vermarktung?
Düll: Nicht monetär. Wir unterstützen es durch Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Finanzielle Förderung gibt es mit dem bayerischen Regionalsiegel direkt vom Ministerium.

Woher kommt eigentlich Ihre Begeisterung für die Landwirtschaft?
Kleinschnitz: Ich bin selbst auf einem Bauernhof in Winterhausen groß geworden. Bis zu meinem 20. Lebensjahr war ich Bauer.
Düll: Ich auch. Ich stamme von einem Bauernhof in Brünnau und bin dort aufgewachsen.

Das Gespräch führte Sabine Herteux