Der Handel mit der Designer-Droge Crystal Speed blüht noch nicht im Landkreis. Polizei, Schulen und Jugendamt wissen aber, dass sie äußerst wachsam sein müssen.
                           
          
           
   
          Sie sieht fast aus wie grober Zucker und wird geschluckt. Die Designer-Droge Crystal Speed oder Meth wirkt verheerend auf den Körper des Konsumenten. Innerhalb kürzester Zeit macht sie ihn zum körperlichen und seelischen Wrack. 
  
  Ein Zeitungsbericht macht Angst Nicht nur beim stellvertretenden Landrat und SPD-Kreisrat Robert Finster schrillten die Alarmglocken, als er Anfang April einen Zeitungsbericht las, der ihm Angst machte. In Mainfranken verdränge seit etwa zwei Jahren Crystal Speed immer mehr das Heroin, wird in dem Artikel ein Polizeisprecher zitiert. Ein Schwerpunkt sei der Raum Kitzingen. 
  
  Zudem sorgte im ersten Quartal dieses Jahres der Fall eines Drogenhändlers und V-Mannes des Landeskriminalamtes für Aufregung.  Der Mann hatte seine Tochter mit dem Rauschgift aus Tschechien versorgt. Finster sah sich durch die Berichterstattung in seiner Sorge bestärkt. Nach einer ersten Anfrage im Februar 2012 bat die SPD-Kreistagsfraktion nun erneut, über das Thema Crystal Speed in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag zu sprechen. "Die neuesten Entwicklungen zeigen, dass über das Ausmaß der Verbreitung von Crystal Speed im Landkreis Kitzingen gesprochen werden muss. Unser Landkreis sollte unbedingt reagieren", begründet Finster sinngemäß den Fraktionsantrag.
  
  Experten berichten im Jugendhilfeausschuss Die Kreisverwaltung reagierte und hatte den Leiter der Kitzinger Polizeiinspektion, Harald Hoffmann, einen Beamten des Drogenkommissariats der Kripo Würzburg sowie Johannes Wagenblast, Fachkraft für den präventiven Jugendschutz beim Landratsamt Kitzingen, eingeladen.
  
  Keine Droge für Einsteiger Und Hoffmann konnte Entwarnung geben: "Wir können ein Stück weit beruhigen, was den Kreis Kitzingen angeht." Crystal sei keine Droge für Einsteiger. Hoffmann gab aber zu, dass er kein Spezialist sei. Er wolle das Problem nicht klein reden.
Der seit 2005 im Rauschgiftbereich tätige Kriminalbeamte erklärte den Ausschussmitgliedern, dass besagter Zeitungsartikel einen "abgearbeiteten Vorfall" betreffe. Die Kripo habe zuvor fünf in Kitzingen, Volkach und Wiesentheid agierende Drogendealer dingfest gemacht. Dass die polizeibekannten Händler inzwischen Crystal aus Tschechien verkauften, sei allerdings für die Kripo neu gewesen. Deren Aussagen hätten ergeben, dass es im Kreis Kitzingen 50 bis 60 Abnehmer gibt, darunter aber keine Jugendlichen und keine Erstkonsumenten von Drogen.
  
  Drei Dealer seien bereits verurteilt, zwei Gerichtsverfahren liefen noch, davon betreffe eines den V-Mann. 2012 habe die Würzburger Kripo zehn Gramm Crystal im Kreis Kitzingen sichergestellt.  "Seitdem ist so gut wie nichts mehr aufgetaucht", gab der Beamte Entwarnung. "Die Verfügbarkeit ist bei uns nicht so groß", sagte er weiter. 
Für 15 bis 20 Euro pro Gramm werde der Stoff in Tschechien gekauft und für 100 bis 110 Euro pro Gramm an Konsumenten verkauft. "Das können sich Jugendliche nicht leisten", sagte der Polizist. Crystal werde auch nicht wie Haschisch oder Marihuana an größeren Schulen angeboten, das laufe anders ab. 
"Ich bin ja froh, dass wir das Crystal-Problem im Landkreis Kitzingen im Griff haben", meinte daraufhin Robert Finster. Dennoch ist es für ihn äußerst wichtig, am Thema dranzubleiben und die Bevölkerung aufzuklären. Johannes Wagenblast zeigte in seinem Vortrag auf, was im Landkreis vorbeugend getan wird. So gibt es Elternabende sowie Unterrichtseinheiten zu verschiedenen Themen der Drogen-Prävention. 
  
  Kitzinger Polizei will sich verstärkt um den Konsum illegaler Drogen kümmern Harald Hoffmann berichtete, bislang habe die Polizei den Fokus auf den Konsum legaler Drogen gelegt. In Zukunft wolle man sich wieder mehr darum kümmern, dass vor Haschisch oder Ecstasy gewarnt wird, Rauschgift, mit dem Jugendliche im Landkreis mehr in Berührung kommen als mit Crystal Speed. 
Informationen der Bayerischen Polizei zum Thema Drogenkonsum
Wie kann ich mein Kind vor Drogen schützen?Suchtvorbeugung beginnt im Kindesalter mit der Stärkung der Persönlichkeit des Kindes. 
Kinder brauchen seelische Sicherheit, das heißt, dass Kinder sich der Liebe und Zuwendung ihrer Eltern sicher sein wollen. Kinder brauchen Selbstvertrauen, um auch "nein" sagen, um Kontakte knüpfen und um Verantwortung und Verpflichtungen übernehmen zu können. Vertrauen Sie daher ihrem Kind, übertragen Sie ihm Verantwortung und fördern Sie seine Stärken. 
Kinder brauchen Anerkennung und Bestätigung. 
Kinder brauchen Raum für Gefühle und Bedürfnisse, sie müssen lernen Gefühle auszudrücken und auszusprechen. Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst und seien Sie Vorbild, zeigen und sprechen Sie über Ihre eigenen Gefühle. 
Kinder brauchen Grenzen und Regeln, die sich jedoch in einem altersgerechten Rahmen befinden, also nicht zu eng sein sollten. Grenzen lehren Verantwortung, Sicherheit und Orientierung. Dem Kind müssen die Folgen einer Grenzverletzung vermittelt werden. Sie sind auch hier wieder Vorbild, verlangen Sie von Ihrem Kind also nicht, dass es sich an Regeln hält, wenn Sie es selbst nicht tun. 
Kinder brauchen realistische Vorbilder, denn nur sie können eine wahre und richtige Vorstellung von unserer Welt vermitteln. Eltern sind prägende Vorbilder, die von ihren Kindern genau beobachtet werden. 
Kinder müssen lernen, mit Konflikten umzugehen, denn sie sind alltäglich. Sie lernen auch hier vor allem von Ihnen. Wer Konflikte nur als bedrohlich empfindet und sich ständig unterlegen fühlt, versucht davor zu flüchten, eventuell auch mit der Hilfe von Drogen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es in einem Konflikt nicht darum geht, als Sieger hervorzugehen: Es geht um die Suche nach Lösungen. 
Kinder brauchen Kreativität und Fantasie, denn sie ermöglichen eine ideen- und abwechslungsreiche Gestaltung des eigenen Lebens. Schaffen Sie Ihrem Kind Freiräume, bei denen es nicht um Leistung geht. 
Erster Verdacht - was nun?Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind Drogen nimmt, so heißt die erste Verhaltensregel: keine Panik! Unbedachtes und panisches Verhalten kann zu Überreaktion führen, durch die Sie sich weitere Wege verbauen. Bewahren Sie jetzt Ruhe und versuchen Sie den Kontakt zu Ihrem Kind zu halten. 
Außerdem sollten Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe machen und es nicht beschimpfen, die Situation nicht dramatisieren, aber auch nicht verharmlosen. Sie sollten Ihr Kind nicht bestrafen, sondern das Gespräch suchen und dabei Ihre eigenen Sorgen klar formulieren, sich dabei aber nicht provozieren lassen und Ihren eigenen Umgang mit Drogen offen ansprechen. 
Wenn Sie sich überfordert fühlen oder keine Zugang mehr zu Ihrem Kind finden, dann scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese finden Sie bei Drogenberatungsstellen und Gesundheitsämtern.
Wie erkenne ich, dass mein Kind Drogen nimmt?Für den Drogenkonsum Ihres Kindes gibt es keine eindeutigen Signale. 
Sollte Sie jedoch über einen längeren Zeitraum ungewohntes Verhalten beobachten (z.B. Aggressivität, Passivität, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Nervosität, Rücksichtslosigkeit), dann nehmen Sie diese Beobachtungen ernst. Auffälliges Verhalten ist in erster Linie ein Alarmsignal, weniger ein Hinweis auf Drogengebrauch. Der Fund von Drogen, häufiger Alkoholgeruch oder Essensverweigerung weisen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Drogenkonsum hin. Aufmerksam sollten Sie auch dann werden, wenn Ihr Kind langjährige Freundschaften plötzlich abbricht.
© Bayerische Polizei