Ein kleines, unscheinbares Häuschen hat Antje Schmelke-Sachs in Castell für sich entdeckt. Direkt am Kniebrecher liegt es. Was sie darauf gemacht hat . . .
Ein kleines, unscheinbares Häuschen hat Antje Schmelke-Sachs in Castell für sich entdeckt. Direkt am Kniebrecher liegt es, das auf zwei Ebenen errichtete „Schmuckstück“, wie es die Besitzerin selbst nennt. Bis es so weit war, hatte sie in den vergangenen knapp drei Jahren einiges zu tun in dem auf das Jahr 1724 datierte Gebäude. Gegenüber dem ehemaligen Kur- und Wildbad stehend ist es ein typisches Haus mit Casteller Geschichte.
Zuhause geworden
Die neue Besitzerin hat im vorderen Teil stilvoll ihr Genussatelier eingerichtet, im dahinter gelegenen ist nun ihre Wohnung. Das Ganze hat eine Wohnfläche von rund 110 Quadratmetern, nicht groß, aber umso bedeutender für Schmelke-Sachs: „Für mich ist es ein Zuhause geworden, wie ich es nie gekannt habe.“ Sie fühlt sich dort richtig wohl.
Ein Zufall führte die einstige Hotelbetreiberin nach Castell, wo sie eine Freundin begleitete, die für sich und ihre Familie mit drei Kindern ein Haus suchte. Für die Freundin war das Thema wegen der Größe schnell erledigt, doch Antje Schmelke-Sachs ließ das Haus nicht los. Sie hatte sich „in das alte Häuschen verliebt“, wie sie sagt. Es folgten weitere Besichtigungen, schließlich der Kauf – und damit begann die Arbeit. Die Fotos aus der Sanierungsphase lassen erahnen, wie viel Mühe sie in das Projekt steckte. Was möglich war, erledigte Schmelke-Sachs selbst. Sie vertraute dabei auf ihren logischen Verstand, den Rat von Freunden und las einiges. Denn: „Ich hatte vorher noch nie eine Maurerkelle in der Hand.“
Start im Sommer 2015
Die Sanierung startete im Sommer 2015 im Haus. Dessen vorderer Teil war lange Zeit unbewohnt und wurde als Holzwerkstatt genutzt, im hinteren Häuschen wohnte seit den siebziger Jahren wohl auch niemand mehr. Zunächst ging es an diesen Teil, um ihn als Wohnung zu nutzen.
Schwierigkeiten
Das zur Straße hin gelegene Häuschen barg mehr Schwierigkeiten. Dort legte die Besitzerin alle Wände frei. Sie prüfte, was hohl ist, was erhalten werden kann – um schließlich doch den gesamten Putz abzunehmen. Siehe da, an vielen Stellen trat das darunter liegende Fachwerk samt den sehr gut erhaltenen Wänden aus Sandstein, der in der Steigerwald-Region früher traditioneller Baustoff war, zu Tage. Nur am Eingang zum jetzigen Genussatelier dauerte es etwas länger. „Da kamen mir die Lehmfelder entgegengeflogen“, schildert es Schmelke-Sachs.
Als großes Problem stellte sich der Keller heraus. In einem Raum hatte sich der Schimmel ziemlich hartnäckig eingenistet. Als echter Hausschwamm entpuppte sich der Pilz im Labor, der Traum vom Häuschen schien für Antje Schmelke-Sachs geplatzt. Doch es fand sich eine Lösung. Der Keller wurde ausgegraben und frei gelegt, alles an Holz darin musste raus. Später ließ sie den Raum ausbrennen. „Das Gebäude liegt am Hang, es ist keine Bodenplatte darunter. Man bekommt es definitiv nie trocken, damit muss man leben“, sagt sie.
Hingucker erhalten
Für Schmelke-Sachs war wichtig, dass vieles so bleibt, wie es war. Die kleinen, niedrigen Türen sind der Hingucker. Dazu hat sie den nicht ganz geraden Fußboden mit seinen alten Holzdielen größtenteils so belassen. Die alten Fenster mit der Einscheiben-Verglasung ersetzte sie schließlich doch durch neue. Im Haus ließ sie immer wieder Wände stehen, an denen man das Sandstein-Mauerwerk sehen kann. Eine derartige Wohnatmosphäre könne man so nicht neu herstellen, schwärmt die Besitzerin.