Große regionale Unterschiede beim Ertrag und ein früher Erntebeginn: so ist die erste Bilanz des Bauernverbands beim Erntegespräch.
Bereits am 19. Juni hat die Getreideernte in diesem Jahr im Landkreis Kitzingen begonnen. „Damit sind wir so früh dran wie selten“, sagte Gerd Düll, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), beim Erntegespräch des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Dimbach. Doch die lokalen Unterschiede bei Ertrag und Qualität der Ernte sind in diesem Jahr besonders hoch.
Ernteeinbußen von 30 bis 50 Prozent
Bei Alfred Böhnlein in Dimbach, zu dem der BBV in diesem Jahr zum Erntegespräch geladen hat, liegen die Einbußen zwischen 30 und 50 Prozent. „Der Frühling war sehr trocken bei uns, dementsprechend steht das Getreide dünn“, sagte Böhnlein. Im Herbst hat es viel geregnet und war eher kühl, deshalb kam es zur Staunässe, die durch den tonigen Untergrund nicht gut abfließen konnte. Das zeigt sich bei Böhnlein an Löchern im Feld, an denen sich das Wasser gestaut hatte.
„Raketenstart“ im April
Nach den schwierigen Bedingungen bei der Aussaat im Herbst ging es aber bergauf. Ein relativ warmer Winter und sehr hohe Temperaturen im April und Mai konnten den Wachstumsnachteil wieder ausgleichen.
Besonders der April brachte einen „Raketenstart“, sagte Gerd Düll. An der Wetterstation in Kitzingen lag die Durchschnittstemperatur 5,2 Grad über dem normalen Mittel. Auch im Mai war es vier Grad wärmer als sonst. Spätfröste gab es keine. Bis auf den Februar waren auch die drei Wintermonate wärmer als üblich.
Lokaler Starkregen und Gewitter
Der Niederschlag war in diesem Jahr lokal sehr unterschiedlich verteilt. „Durch extrem kleinräumige Gewitter und Starkregen gab es an manchen Orten ausreichend Niederschlag, an anderen war es viel zu trocken“, sagte Gerd Düll. In Wiesentheid und Prichsenstadt gab es laut Düll beispielsweise sehr viel Regen, in Dimbach bei Alfred Böhnlein kam kaum etwas runter. So kommt es, dass die Ertragseinbußen von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sind.
Die Ernte der Wintergerste ist fast schon vorbei. Vor allem Mais und Zuckerrüben brauchen jetzt dringend Regen. „Noch sieht es hier gut aus, aber langsam sind die Wasserreserven aufgebraucht“, sagte Düll. Schlechter steht es um den Raps. Der habe die Hitze im April nicht gut vertragen und sei zu hoch geschossen, erklärte der Leiter des Amts für Landwirtschaft.
Preise bleiben wohl unverändert
Beim Blick auf die Preise zeigt sich die Lage kaum verändert. Dass seit Jahren erstmals der weltweite Verbrauch höher sei als die Ernte, mache zwar Hoffnung auf steigende Preise, so Düll. Doch gleichzeitig sei der Vorrat auf dem Weltmarkt so hoch, dass sie wenn überhaupt nur gering steigen würden. So werden die Preise voraussichtlich bei rund zwölf Euro pro Doppelzentner Wintergerste liegen, für den Weizen bei rund 16 Euro.