Die Volkacher Wirtin Susanne Hahn sorgt sich vor der drohenden Mehrwertsteuererhöhung. Sie befürchtet einen Gästeschwund. Vor der Landtagswahl hat die 37-Jährige deshalb einen Aufruf gestartet.
Um der gebeutelten Gastronomie unter die Arme zu greifen, wurde in der Corona-Pandemie die Mehrwertsteuer auf Speisen auf sieben Prozent gesenkt. Im Zuge der Energiekrise wurde die Maßnahme bis Ende dieses Jahres verlängert. Dann soll gleichwohl Schluss sein. Laut Überlegungen der Bundesregierung folgt zum Jahreswechsel die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Die CDU befürchtet in diesem Fall ein Restaurant-Sterben. Auch zahlreichen Gastronomen treibt die ins Auge gefasste Erhöhung Sorgenfalten auf die Stirn. Die Betreiber der Würzburger "Brotzeitbar" sprechen von einer "ernsten Bedrohung".
Das Volkacher Restaurant "Lilie" hat sich kurz vor der am Sonntag stattfindenden Landtagswahl in Bayern mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. "Uns ist aufgefallen, dass ganz viele Gäste keine Ahnung haben, dass die Steuer wieder angeglichen wird", berichtet Inhaberin und Küchenchefin Susanne Hahn am Freitag (6. Oktober 2023) im Gespräch mit inFranken.de. Die 37-Jährige ruft die Bevölkerung dazu auf, Politiker im Wahlkampf auf die fürs Gastgewerbe missliche Lage hinzuweisen. "Das Thema haben auch nur wenige Politiker auf dem Schirm", sagt Hahn.
Restaurant "Lilie" in Volkach sorgt sich vor Mehrwertsteuererhöhung - Appell vor Landtagswahl
Im Netz haben die "Lilie"-Verantwortlichen im Vorfeld der Wahl einen entsprechenden Aufruf gestartet. "Liebe Gäste, bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die 7% Mehrwertsteuer auf Speisen bleiben - wir wissen nicht, wie wir ansonsten die aktuellen Preise halten sollen", heißt es in einem Facebook-Post des Lokals. "Falls Sie einen der vielfältigen Politiker*innen treffen, sprechen Sie unser Thema an."
Der Wegfall der vergünstigten Mehrwertsteuer würde für die unterfränkische Wirtin und ihre - inklusive Aushilfen - 29 Mitarbeiter eine zusätzliche Herausforderung darstellen. "Fleisch, Energie, Lohnkosten - alles steigt", gibt Hahn zu bedenken. "Durch die reduzierte Steuer können wir unsere Preise aktuell halten." Dies könnte sich in Kürze jedoch ändern. "Wenn die Mehrwertsteuer um 12 Prozent steigt, müssen wir mit unseren Preisen auch 12 Prozent nach oben gehen", sagt Hahn. "Das Schäufele würde dann statt 20 künftig 24 Euro kosten. Davor haben wir ein wenig Angst. Ich weiß nicht, ob das die Gäste bezahlen wollen - oder ob sie es bezahlen können."
Mit ihrem Appell, Politiker auf die drohende Teuerung anzusprechen, soll das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen. "Das Ganze geht doch jeden an. Es betrifft ja uns alle", hält die 37-Jährige fest, die seit 2015 selbstständig ist. Im vergangenen Jahr hat sie einem der ältesten Häuser Volkachs mit ihrem Restaurant "Lilie" neues Leben eingehaucht.
"Leute werden wahrscheinlich weniger essen": Wirtin befürchtet Gästeschwund
Gegenwärtig habe sie noch Hoffnung, dass von der anvisierten Mehrwertsteuererhöhung doch noch Abstand genommen wird. "Aber die Hoffnung ist klein", betont die Gastronomin. Sollte die Rückkehr zur früheren Regelung folgen, wäre dies nach ihrer Einschätzung mit Negativfolgen für ihre Branche verbunden. "Ich denke schon, dass sich das in den Gästezahlen niederschlägt", befürchtet Hahn. Ihre Sorge: "Die Leute werden dann wahrscheinlich weniger essen oder nicht mehr so häufig."
Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) fordert die Beibehaltung der 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen im Gastgewerbe. In einer Online-Petition nennt der Verband gleich mehrere Argumente für den Erhalt der jetzigen Regelung.
"Wenn die Mehrwertsteuer um 12 Prozent steigt, müssen wir mit unseren Preisen auch 12 Prozent nach oben gehen"
Wenn die UMSATZsteuer von 7 % um 12 Punkte auf 19 % steigt, dann würde der Bruttopreis um 11,21 % nach oben gehen.
Es gibt anscheinend immer noch Wirte die nicht zwischen Netto und Brutto oder Umsatz und Gewinn unterscheiden können.
Wenn diese dann auch noch so kochen wie rechnen ...
In dem Restaurant kostet das Schäufele lt. Speisekarte 19,90 €. Nach der von der Inhaberin aufgestellten Rechnung müsste das der Nettopreis sein, da sonst ihre Rechnung nicht stimmt (20 € + 19% = ca. 24 €). Ich glaube, statt zu klagen, sollte Hier ein Kurs in Buchhaltung besucht werden. Dieses dauernde Klagen der Gastronomie ist nicht mehr zum Aushalten. Bei der Steuersenkung und der Coronahilfe hat sich kein Wirt beschwert. Ich habe in meinem Bekanntenkreis 2 Besitzer von jeweils einem Landgasthof. Diese Grüßen bereits mehrfach von Urlaubsreisen, die sich ein Normaler nicht leisten kann. Mein Mitleid für die Gastronomie hält sich sehr in Grenzen.
"Wenn die Mehrwertsteuer um 12 Prozent steigt, müssen wir mit unseren Preisen auch 12 Prozent nach oben gehen". Irgendwie verstehe ich die Diskussion nicht. Wie die Mehrwertsteuer ab 01.07.2020 von 19 Prozent auf 7 Prozent reduziert wurde hab ich nicht gelesen das man mit die Preise reduziert hat. Das erinnert mich irgendwie an den kleinen Finger und die ganze Hand. Viele andere Branchen hatten dieses Privileg nicht. Ich bin im Zuge der Gleichbehandlung für eine Anhebung der Mehrwertsteuer ab 01.01.2024 auf 19 Prozent. Wenn die Gastronomie meint dann die Preise anheben zu müssen, wird es sich herausstellen wie weit der Kunde bereit ist diese erhöhten Preise zu bezahlen, das ist Marktwirtschaft. Zum Essen gehen ist schön aber kein Muß.