Das Winterwetter macht den Gärtnereien in und um Kitzingen allmählich Sorgen: Gerd Gernert musste seine Stiefmütterchen und Primeln schon tausendfach wegschmeißen, weil Kunden ihren Garten noch nicht bepflanzen wollen.
Stiefmütterchen, so weit das Auge reicht. Dicht gedrängt stehen sie nebeneinander, strahlen in sämtlichen Farben um die Wette. Gelbe, violette, rote - alles ist dabei. Ein Anblick, der eigentlich für gute Laune sorgt, der Frühlingsgefühle weckt. Nicht allerdings bei Gerd Gernert. Ungläubig steht der Leiter des Jungpflanzenbetriebs in Albertshofen vor dem Blumenmeer, und auch etwas verzweifelt.
Normalerweise hätte er seine Pflanzen um diese Jahreszeit schon längst verkauft - nicht weggeschmissen. Doch dieses Jahr ist alles anders, bleiben die Kunden so gut wie aus, macht ihm das Winterwetter einen Strich durch die Rechnung. 10.000 der Stiefmütterchen musste er bereits entsorgen, sie gingen kaputt, waren nicht mehr zu retten, landeten auf den Kompost. 100.000 stehen jetzt noch in seinem Betrieb. "Die Absatzlage ist bescheiden.
Wir haben fünf Prozent der Gesamtmenge verkauft, normal wären es schon 50 bis 70 Prozent", sagt Ger nert.
Noch schlimmer als die Stiefmütterchen hat es die Primeln getroffen. 60.000 musste er bereits wegschmeißen. Auch sie waren nicht mehr zu verkaufen. Jetzt sind es noch 10.000. Ob er sie losbekommt, kann Ger nert nicht einschätzen. Spätestens Mitte Februar beginnt eigentlich seine Verkaufssaison. Dieser Winter meint es allerdings nicht gut mit ihm. "Sobald neuer Schnee fiel, war das Geschäft für die nächsten Tage erstmal wieder gelaufen", blickt Gernert auf die letzten Wochen zurück. "Bei diesem Wetter hat keiner Lust, in den Garten zu gehen. Manchen Betrieben wird es richtig an den Kragen gehen", glaubt er.
Trotzdem hat er noch Hoffnung: "Wenn es heute warm wird, explodiert das Geschäft, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."
Totalausfall in Etwashausen Nicht viel besser geht es der Gärtnerei Lauk in Etwashausen. "Wir haben Totalausfall", beklagt Ilse Lauk. Wegschmeißen mussten sie zwar noch keine Blumen, "aber wir sitzen drauf." Konkret sind das 100.000 Stiefmütterchen und 10.000 Primeln. Auch hier müsste um diese Zeit bereits alles weg sein. Nur vor zwei Wochen, als es für kurze Zeit milder wurde, gingen einige Pflanzen über die Theke. Das war bisher die Ausnahme: "Der Verkauf ist sehr verhalten."
Und die Gärtnerei hat noch ein ganzes anderes Problem: "Unsere Gewächshäuser sind voll. Die Pflanzen für den Sommer kommen, wir haben kein Platz mehr und kämpfen um jeden Zentimeter", sagt Lauk.
In den letzten 15 Jahren habe sie so etwas nicht mehr erlebt. "Das ist ganz massiv dieses Jahr, das ist ein Drauflegegeschäft." Dennoch versucht sie, zuversichtlich zu bleiben, obwohl ihr das nicht leicht fällt: "Es könnte sein, dass Kunden noch ein paar Wochen warten und direkt mit der Sommerbepflanzung beginnen", befürchtet sie.
Auch die Gärtnerei Hoffmann in Segnitz hat kaum noch Platz. 170.000 Pflanzen warten darauf, verkauft zu werden. Sollte der Frühling nicht bald kommen, rechnet Rainer Hoffmann mit einem Verlust von bis zu 30 Prozent. "Normalerweise hätte ich schon 80 Prozent verkauft, bis jetzt sind es nur zehn. So ausgeprägt habe ich das noch nie erlebt", sagt Hoffmann.
"Wegschmeißen mussten wir noch nichts, aber wenn das Wetter in der kommenden Woche nicht umschlägt, müssen wir bis zu 40 Prozent wegkippen."
Veilchen sind robust Stiefmütterchen könnten jetzt schon gepflanzt werden - da sind sich alle Gärtner einig. Sie halten bis minus zehn Grad. Für die Zurückhaltung der Kunden haben die Gärtner dennoch Verständnis. Deswegen hoffen sie auf baldige milde Temperaturen - damit auch sie endlich Frühlingsgefühle bekommen.
Prognose Der Deutsche Wetterdienst sagt für die kommenden sieben Tage im Landkreis Kitzingen keine guten Aussichten voraus. "Richtiges Frühlingswetter mit 15 bis 20 Grad und Sonnenschein sind nicht zu erwarten", sagt Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich.
Stattdessen: Nasskalt, Temperaturen von fünf bis zehn Grad tagsüber, bis zu minus fünf Grad und Frost in den Nächten. Ebenso gibt es immer wieder Regen, auch Schnee ist möglich. Der erste Trendausblick Richtung Ostern lässt nichts Gutes verheißen: "Es bleibt unbeständig und noch zu kühl für diese Jahreszeit."
immer das gleiche, jeder berufszweig jammert, jetzt sinds mal die gärtner.