Frankenwein muss nicht mehr in muffigen Kellern mit rustikaler Bestuhlung gekostet und gekauft werden. Er darf in Ausstellungsräumen mit Architektur auf hohem Niveau genossen werden. Das ist einen Preis wert.
                           
          
           
   
          Das Weingut Max Müller I in Volkach ist preisgekrönt. Heute bekommt es in Iphofen eine weitere Auszeichnung: für seine 2008 im Bürgerhaus des Weinguts umgebaute Vinothek, ein Gemeinschaftsprojekt der Winzerfamilie mit dem Architekturbüro Jäcklein in Volkach-Erlachhöfe. "Wir sind sehr glücklich, dass die Räumlichkeiten so gefallen", freut sich Hausherrin Monika Müller.
  
  Außer den Müllers haben sich in den vergangenen Jahren weitere Weingüter dazu entschlossen, die Vermarktung ihrer Produkte mittels herausragender Architektur zu unterstützen.  Mehr und mehr spielt eine Rolle, in welchem Ambiente die Gäste die Früchte aus den Weinbergen kennen lernen. Schlichte Verkaufsräume mit ein paar Regalen und rustikale Weinkeller sind großen, hellen, klaren und sachlichen Gebäuden gewichen.
In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland und vor allem in Franken nicht nur die Qualität des Weines entscheidend verändert. Den Winzern gelingt es immer öfter, ganz große Gewächse zu produzieren. Nicht wenige von ihnen nehmen auch das finanzielle Risiko auf sich, aus ihrem beschaulichen Weingut eine Oase für alle Sinne zu schaffen. Das erweist sich als Schritt in die richtige Richtung. 
Das Deutsche Weininstitut (DWI) zeichnet heute "Höhepunkte der Weinkultur" aus, die für das moderne, fortschrittliche Weinland Deutschland stehen. 
  
  Von 13 Preisträgern aus den deutschen Weinanbaugebieten sind fünf in Franken, davon vier im Landkreis Kitzingen beheimatet: Max Müller I, das Weingut Brennfleck in Sulzfeld am Main, der Winzerkeller Sommerach und die Vinothek in Iphofen. Außerhalb des Kreises wird das Weingut am Stein in Würzburg vom DWI gewürdigt. 2000 begann diese Entwicklung in Iphofen. Deswegen findet die Prämierung auch heute dort in dem "spannenden Ensemble aus massivem Putzbau und transparenter Glas-Stahl-Konstruktion" statt, wie auf der Homepage des DWI zu lesen ist. 
"Die Jury hat sich die Entscheidung hinsichtlich der Anzahl und Auswahl der auszuzeichnenden Höhepunkte nicht leicht gemacht und sich bei jedem Objekt sehr intensiv mit dem Begriff Weinkultur auseinander gesetzt", erläutert DWI-Geschäftsführerin Monika Reule im Internet den Auswahlprozess. Neben der öffentlichen Zugänglichkeit sei die Qualität der ausgezeichneten Objekte ausschlaggebend gewesen. Ein wichtiges Kriterium war zudem, dass sie sich harmonisch in die regionalen Kulturlandschaften einfügen. 
  
  Dynamik, Experimentierfreudigkeit, Weltoffenheit und Qualitätsstreben Die neuen Höhepunkte der Weinkultur 2013 dokumentierten nach Ansicht der Jury in besonderer Art und Weise die neue Kultur im deutschen Weinbau, die von Dynamik, Experimentierfreudigkeit, Weltoffenheit sowie unbedingtem Qualitätsstreben geprägt sei. Dass fünf der Höhepunkte im Anbaugebiet Franken liegen, sei für Reule nicht erstaunlich, da Franken im Bereich "Wein und Architektur" sicherlich eine Vorreiterrolle in Deutschland gespielt habe.
Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes, freut sich über die Auszeichnung für fünf fränkische Weingüter beziehungsweise Vinotheken. Überrascht ist er aber nicht. "Am neuen Bild des Frankenweines wird schon länger gearbeitet", sagt er. Und das bedeute: Die stark verbesserte Qualität des Weines braucht ein gewisses Umfeld für die Präsentation. In den USA oder in Österreich gingen die Winzer und Direktvermarkter schon länger den Weg, ein ansprechendes Umfeld zu schaffen, das den Weingenuss zu einem erfüllenden Erlebnis macht.
  
  Architektur auf hohem Niveau Darauf ziele das Premium-Vermarktungskonzept Franken - Wein.Schöner.Land auch ab, in dem die Vinotheken eine wichtige Rolle spielen, sagt Schmitt. Es sind Ausstellungsräume mit stimmiger und beeindruckender Architektur auf hohem Niveau.
Die muss zum Wein passen, aber auch zum jeweiligen Winzer. Rainer und Monika Müller konnten dem Architekten Stefan Schlicht ihre Wünsche nennen und selbst Vorschläge machen. "Unsere Weine sind modern und klar und so sollte auch die Architektur unserer Vinothek sein", erläutert Monika Müller. 
Sie und ihr Mann Rainer hatten das Weingut Max Müller I im Jahr 1991 von Rainer Müllers Eltern übernommen. Der bisherige Verkaufsraum war durchaus ansprechend, aber dunkler, kleiner und "verspielter", wie es Monika Müller bezeichnet. Wichtig sei für ihre Familie gewesen, dass der Wein in den Vordergrund gerückt wird. 
Der Weinbau sollte in dem neu gestalteten Raum erfass- und begreifbar werden. Dies ist gelungen. Die Möbel sind aus Eichenholz, weil der Wein in Eichenfässern reift. Auf Muschelkalk steht der Gast, also auf dem Gestein, auf dem auch der Wein wächst. Reizende Details liefern die Lampen mit grünem Flaschenglas. In sie sind Rebholz und Weinbergsdraht eingearbeitet.
  
  Kunst am Bau Das Besondere an der Vinothek der Müllers ist die von einem Künstler ausgearbeitete Glasfront mit sandgestrahlen Ornamenten, wobei die Figuren dem barocken Deckendekor aus dem Obergeschoss entlehnt sind. 
"Unsere Gäste wissen das zu schätzen", sagt Monika Müller. Es gebe weniger Stammkunden als früher, dafür mehr Interessierte, die sich nicht nur gut mit Weinsorten auskennen, sondern auch eine Ahnung von Architektur haben. Das können die Müllers nun bieten - und haben die Weichen für die Zukunft gestellt. Das barocke Anwesen aus dem 17. Jahrhundert wurde zum perfekten Lebens- und Arbeitsmittelpunkt der Familie "Müller eins" in Volkach.