Flüchtlinge ziehen in den „Hirschen“

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Zentrale Lage am Marktplatz: In den ehemaligen Gasthof „Zum Hirschen“ in Großlangheims Ortsmitte ziehen kommende Woche Flüchtlinge ein ...
Foto: Barbara Herrmann

Der Saal des Großlangheimer Sportheims konnte die vielen Zuhörer kaum fassen, die sich über die neuen Bewohner des früheren Gasthauses „Zum Hirschen“ am Marktplatz informieren wollten. Voraussichtlich 15 Flüchtlinge ziehen am Mittwoch in das blaue Gebäude in der Ortsmitte. Aus welchem Land – oder welchen Ländern – sie stammen, steht erst Anfang kommender Woche fest.

Der Saal des Großlangheimer Sportheims konnte die vielen Zuhörer kaum fassen, die sich über die neuen Bewohner des früheren Gasthauses „Zum Hirschen“ am Marktplatz informieren wollten. Voraussichtlich 15 Flüchtlinge ziehen am Mittwoch in das blaue Gebäude in der Ortsmitte. Aus welchem Land – oder welchen Ländern – sie stammen, steht erst Anfang kommender Woche fest.

Das erklärte Markus Hauwasser, Sachgebietsleiter des Sozialamtes am Landratsamt Kitzingen, den gut 120 Großlangheimern im Sportheim. An seiner Seite hatte er Maruska Hofmann-Sircelji, die sich seit langem ehrenamtlich für Asylbewerber engagiert, und Bürgermeister Karl Höchner. Der machte keinen Hehl daraus, dass man nicht „Hurra schreie“ ob der Verwandlung der Gastwirtschaft in eine so genannte dezentrale Unterkunft. Aber, erinnerte Höchner, es sei nun auch mal nicht so, dass diese Menschen sich freuten, ihr Land verlassen zu müssen. „Was wir wollen ist, ein gutes Miteinander leben zu können.“

Sein Dank galt Familie Himmel von der Brauerei Kesselring, der das Gebäude gehört, und die gegenüber der Gemeinde von Anfang an offen mit dem Thema umgegangen sei. Juniorchef Peter-Michael Himmel nutzte die Gelegenheit für ein persönliches Plädoyer für die Integration der Flüchtlinge, auf deren Arbeitskraft man künftig in Deutschland angewiesen sei. Er betonte aber „ausdrücklich“ auch: „Wir stellen die Unterkunft vorübergehend für die Notsituation zur Verfügung.“ Die Brauerei hätte, so Himmel, die Gastwirtschaft wieder als solche vermietet, doch man habe keinen fähigen Pächter gefunden.

Nun leben also mindestens noch elf Monate bis zu 22 Asylsuchende in dem Gebäude, das von seinem Innenleben her laut Hauwasser sehr gut für einen solchen Zweck geeignet sei. Aus dem Saal im ersten Stock wurden mit Gipsständerwänden drei Zimmer gemacht, vier weitere Zimmer waren schon vorhanden. Hinzu kommen Bäder, Wirtschaftsraum mit Waschmaschinen und Trocknern sowie Küche und frühere Gaststube im Erdgeschoss, die gut als Gemeinschafträume genutzt werden können. Dauerhaft? „Steht ein solventer Pächter bereit, besteht nach diesem Jahr jederzeit die Möglichkeit, es wieder als Gastwirtschaft zu nutzen“, sagte Himmel.

Skeptische Nachfragen, was das den Steuerzahler koste und mit was für Leuten man rechnen müsse, beantworteten Hauwasser und Maruska Hofmann-Sircelji im Anschluss. „Es sind zu 95 Prozent gute Leute, wenn ich die anständig behandle, krieg' ich das Doppelte zurück“, sagte die 69-Jährige. Verhätscheln sollte man die Neuankömmlinge nicht, aber ehrenamtliches Engagement sei unerlässlich, um die Flüchtlinge in die Dorfgemeinschaft zu integrieren.

Der erste Schritt dazu wurde noch am Donnerstagabend gemacht. In eine Unterstützerliste trugen sich 14 Familien und Leute ein, die sich bald in einem Arbeitskreis treffen wollen. Weitere Helfer sind willkommen, die Liste liegt in der Verwaltung aus.

Flüchtlinge im Landkreis Kitzingen

Verteilung: 15 Prozent der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge kommen nach Bayern, davon 10,8 Prozent nach Unterfranken, davon wiederum 6,5 Prozent in den Landkreis Kitzingen.

Wohnen: Im Landkreis sind die aktuell 410 Flüchtlinge zum einen in zwei Gemeinschaftsunterkünften in Kitzingen und Kleinlangheim untergebracht, mit dem Corlette Circle zwischen Kitzingen und Großlangheim kommt ab Mai eine dritte hinzu. Zum anderen sind die Asylsuchenden auf 17 Wohnungen im Landkreis, sogenannte dezentrale Unterkünfte, verteilt.

Geld: Ein volljähriger unverheirateter Flüchtling bekommt derzeit (ab März gilt ein neues Gesetz) monatlich rund 285 Euro in bar. Dazu kommt alle sechs Monate ein Kleidergutschein im Wert von 202 Euro. Die medizinische Versorgung ist wie bei Kassenpatienten.

Sachspenden: Laut Maruska Hofmann, Tel. (01 51) 25 51 23 80, werden aktuell Pfannen, Scheren, Föhne, Socken, Bettwäsche, Handtücher, warme Jacken, Schals und Mützen gebraucht. Gut erhaltene Sachen für Großlangheim können bei Karola Böhm, Landwehrstraße 6, abgegeben, werden.