Ende Mai geht eine 80-jährige Geschichte zu Ende. Was sie am meisten vermissen wird? „Die strahlenden Kinderaugen“, sagt Sinkel-Geschäftsführerin Inge Knack.
Ende Mai ist Schluss. Eine 80-jährige Geschichte geht zu Ende. Was sie am meisten vermissen wird? „Die strahlenden Kinderaugen“, sagt Inge Knack, Geschäftsführerin von Spielwaren Sinkel. Verkäuferin Juliane Keller pflichtet ihr bei: „Die Kinder haben das Geschäft zum Leben erweckt.“
Keller muss es wissen: Seit fast vier Jahrzehnten arbeitet sie für die Familie Knack – ihr ganzes Berufsleben. Vor 37 Jahren hat sie Alexandra Knack, die jüngere Schwester von Inge, manchmal vom Kindergarten abgeholt. Später war Alexandra ihre Chefin, bis sie 2011 enttäuscht und aufgrund einer neuen beruflichen Herausforderung die Leitung abgab und ihre Schwester Inge das Ruder übernahm.
Moderne Unternehmenstipps für das Geschäft
Doch auch sie konnte das Geschäft nicht mehr retten. „Damals begannen die richtig schweren Jahre“, erzählt Inge Knack. Nach dem Ausstieg ihrer Schwester hatte sie ihren Job in Köln gekündigt und war eingesprungen. Keine Kurzschlussentscheidung: „Schon als Kind war mir klar, dass ich im Geschäft bleiben will.“ Um es zu retten, versuchte sie moderne Unternehmenstipps umzusetzen. „Wir haben alles probiert die letzten sechs Jahre.“
„Wir haben alles probiert die letzten sechs Jahre.“
Inge Knack, Geschäftsführerin von „Spielwaren Sinkel“
Genützt hat es wenig: Der Umsatz ging weiter zurück. Und von den kleineren Geschenkartikeln, die die paar vorbei schlendernden Besucher kaufen, könne man kein 150 Quadratmeter großes Geschäft erhalten. Jetzt hängen trostlose „Alles muss raus“-Plakate in den Schaufenstern und künden vom baldigen Abschied. Mit „Sinkel“ verschwindet das letzte Spielzeuggeschäft aus der Kitzinger Innenstadt.
Die Entscheidung dazu wuchs langsam. Letztlich war klar: Man kann nicht dauerhaft ein Zuschussgeschäft führen. „Am schwersten trifft das Ende meine Eltern“, erzählt Inge Knack. Seit 1964 führten Anneliese (75) und Werner Knack (79) das Geschäft gemeinsam, bauten es vom einstigen Laden für Haushaltswaren immer mehr zum Spielzeugladen um. Besonders die Modelleisenbahnen waren ein Verkaufsschlager. In der Hochzeit des Familienbetriebs gab es 16 Angestellte im Hauptgeschäft in der Schrannenstraße und in der Filiale in der Marktstraße – zum Schluss waren es noch zwei.
Digitalisierung einer der Gründe für Niedergang
Die Ursachen für den Niedergang sind vielschichtig. Einen der Hauptgründe sehen die Schwestern in der zunehmenden Digitalisierung. Statt Puppen, Eisenbahn und Brettspiele gäbe es heute nur noch Smartphones und Tablets. „Kreatives und förderndes Spielzeug wird nur noch selten gekauft“, sagt Inge Knack.
Bei Spielwaren Sinkel rückten demnach die ganz jungen Kunden in den Fokus. Viele Spielsachen sind für Kinder unter fünf Jahren gedacht. Doch auch hier gibt es Probleme. „Die Laufkundschaft fehlt“, sagt die Geschäftsführerin. Schuld daran sei auch die Stadt selbst: Weil es so wenige Parkplätze gäbe, würden Eltern und Großeltern die Innenstadt meiden und lieber in die Außenbezirke fahren. „Wer fährt schon in die Stadt um 15 Minuten einen Parkplatz zu suchen und dann in den engen Parkbuchten sein Kind aus dem Babysitz zu schälen?“ Außerdem fehle es zum gemütlichen Shoppen an Angeboten. Da fahre man lieber gleich nach Würzburg. „Eine Bummelstadt ist Kitzingen schon lange nicht mehr.“