Ich wollte wirklich nicht rückfällig werden. Wollte nicht mal darüber nachdenken, das Handy wieder einzuschalten. Ich wollte es durchhalten, bis zum bitteren Ende, 46 Tage und Nächte lang. Wollte es mir beweisen, mir und allen anderen, die mich als hoffnungslos handy süchtig abstempelten.
Doch diese Rechnung habe ich wohl ohne unseren etwas schneevernarrten Wettergott gemacht. Eingekeilt zwischen zig Lkw wurde die montägliche Fahrt zur Arbeit zum Geduldsspiel. Im Schritttempo tuckerte ich kilometerlang vor mich hin - Stop and Go wohin das Auge reicht. Der Blick auf die Uhr machte mich langsam nervös: In fünf Minuten müsstest du auf der Arbeit sein - wie erklärst du deinem Chef, dass sich das noch eine Weile hinziehen kann?
Ich habe wirklich mit mir gerungen, mir den Kopf zermartert, ob ich vielleicht irgendwo eine Brieftaube auftreiben oder zu Fuß doch schneller sein könnte. Den Gedanken an mein Handy habe ich so lange von mir weggeschoben wie es nur ging.
Aber dann, als auf der Straße irgendwann gar nichts mehr ging, habe ich vor mir selbst kapituliert und schließlich doch abgewägt, was schlimmer ist: Mein Fastenversprechen zu brechen oder meinen Chef im Unklaren zu lassen? Sie haben es wahrscheinlich schon erraten: Ich entschied mich für letzteres und griff - euphorisch wie ein kleines Kind - ins Handschuhfach, wo mein alles geliebtes Smartphone in den letzten zwei Wochen sein tristes und einsames Dasein fristete - für den Notfall. Und das war doch jetzt einer!
Zumindest bis hierhin. Denn schon gleich nach dem Anruf im Büro bin ich leider ein bisschen auf den Geschmack gekommen. Wenn das Handy jetzt schon mal an ist, dachte ich, kannst du doch kurz noch jemanden anderen anrufen. Immerhin stehst du hier noch eine Weile. Es war wirklich nur ein kleiner Rückfall von höchstens fünf Minuten. Und wie gesagt: War doch ein Notfall - oder?