Energiewende bei den Gewächshäusern der Gärtnereien

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Eines der Gewächshäuser der Wiesentheider Gärtnerei Lang mit verschiedenen Folien am Dach. Fotos: Sabine Paulus
Eines der Gewächshäuser der Wiesentheider Gärtnerei Lang mit verschiedenen Folien am Dach. Fotos: Sabine Paulus
Dieser 200 Kubikmeter fassende Wassertank speichert die Abwärme aus dem Blockheizkraftwerk auf dem Betriebsgelände.
Dieser 200 Kubikmeter fassende Wassertank speichert die Abwärme aus dem Blockheizkraftwerk auf dem Betriebsgelände.
 
Rudolf Lang bedient einen Schaltkasten, die die Öffnung und Schließung der Dachschirme bewirkt.
Rudolf Lang bedient einen Schaltkasten, die die Öffnung und Schließung der Dachschirme bewirkt.
 
Bruno Schnell referiert beim Bezirksgartenbautag Unterfranken in der Gartenlandhalle in Albertshofen.
Bruno Schnell referiert beim Bezirksgartenbautag Unterfranken in der Gartenlandhalle in Albertshofen.
 
In den vergangenen Monaten wurden in Langs Gewächshäusern neue Tagesschirme montiert.
In den vergangenen Monaten wurden in Langs Gewächshäusern neue Tagesschirme montiert.
 
Ein Tagesschirm öffnet sich und gibt den Blick auf das schneebedeckte Gewächshausdach frei.
Ein Tagesschirm öffnet sich und gibt den Blick auf das schneebedeckte Gewächshausdach frei.
 
Andreas Lang kontrolliert den Klimacomputer.
Andreas Lang kontrolliert den Klimacomputer.
 
BGV-Verbandsgeschäftsführer Jörg Freimuth macht deutlich, wie die Gärtner um Auszubildende werben sollten.
BGV-Verbandsgeschäftsführer Jörg Freimuth macht deutlich, wie die Gärtner um Auszubildende werben sollten.
 
Elmar Gimperlein, BGV-Bezirksvorsitzender (links), mit Vertretern beziehungsweise Inhabern geehrter Mitgliedsbetriebe.
Elmar Gimperlein, BGV-Bezirksvorsitzender (links), mit Vertretern beziehungsweise Inhabern geehrter Mitgliedsbetriebe.
 
Elmar Gimperlein bedankt sich bei seinem langjährigen Freund Bruno Buchen, Schulleiter der Kitzinger Berufsschule.
Elmar Gimperlein bedankt sich bei seinem langjährigen Freund Bruno Buchen, Schulleiter der Kitzinger Berufsschule.
 

Wie beheizt man im Winter ein Glashaus? Wenn man es so geschickt macht wie die Gärtner im Landkreis: mit möglichst wenigen fossilen Energieträgern und im Idealfall gar nicht.

Rudolf Lang dreht an einem Schaltkasten an einigen Hebeln. Ein Brummen ist zu hören, es ist aber nichts zu sehen. Anfangs ganz langsam, fast unmerklich, öffnet sich der Energieschirm unter dem Glasdach des Gewächshauses. "Das Öffnen dauert eine Stunde, damit die kalte Luft vom Dach nicht plötzlich auf die Pflanzen herabsinkt", erklärt Rudolf Lang. Außerdem käme die Heizung nicht mehr mit dem Heizen nach.

Eine Welt für sich

Diese feucht-warmen, lichtdurchfluteten Glaspaläste sind eine Welt für sich, Rudolf Lang und sein Sohn Andreas beherrschen diesen Kosmos. Die beiden Zierpflanzenproduzenten arbeiten in ihrem Betrieb in Wiesentheid mit wissenschaftlich fundierten Finessen, um Energiekosten zu sparen. Mit Hilfe eines Klimacomputers können Lang und sein Sohn den Bedarf an Kohle, Gas und Abwärme stark drosseln.


Dicht neben einem der Gewächshäuser steht ein Blockheizkraftwerk, das von der Reupelsdorfer Biogasanlage gespeist wird. Die Abwärme gelangt, wenn sie nicht gebraucht wird, in einen Puffer. Das ist ein Wassertank mit gut 200 Kubikmetern Fassungsvermögen. Wenn geheizt werden muss, fließt das bis zu 80 Grad Celsius heiße Wasser aus dem Puffer in die Heizungsrohre der Gewächshäuser.

Ausgeklügelte, hoch technisierte Anlagen

Langs neue Gewächshäuser sind ausgeklügelte, hoch technisierte Anlagen. Die Stehwände, also die Außenwände, sind zweifach verglast und werden mit Noppenfolien isoliert. Untertischheizungen lassen die Wärme zu den Pflanztischen aufsteigen, nicht zur Gewächshausdecke. Durch die Ebbe-Flut-Bewässerung werden nur die Wurzeln und die Erde befeuchtet, nicht aber die Blätter, so dass weniger Verdunstungskälte entsteht.

Die Langs haben aber noch weitere Möglichkeiten, Energie zu sparen. In den vergangenen Jahren haben sie viel investiert, so dass die Betriebsfläche auf fast elf Hektar angewachsen ist. Dabei ist die Sonne der wichtigste Verbündete. Früher wurden die Pflanzen lediglich beschattet. Heute sind diese einfachen Folien so genannten Schirmen gewichen.

Computergesteuerte Energieschirme

Die Energieschirme dichten, wenn sie auf einen Befehl des Computers hin geschlossen wurden, das kalte Glasdach optimal ab. Sie lassen keine warme Luft austreten und kalte Luft eindringen. Bei schlechtem Wetter wie etwa Schneefall werden auch die durchscheinenden Tagesschirme geschlossen. Dann bekommen die Pflanzen zwar Licht, aber keine kalten Blätter. Schließlich hat Lang über Verdunkelungsschirme die Möglichkeit, das ganze System völlig gegen Wetterunbilden abzuschotten und die Wärme einzufangen.

In jedem Gewächshaus befinden sich Fühler, die Messwerte an den Klimacomputer schicken, damit dieser reagieren kann. Ventilatoren sorgen dafür, dass es keine Kaltluftinseln gibt, sondern die Atmosphäre im Gewächshaus durchmischt ist.

Energieverbrauch halbiert

Durch das von Fachanstalten für Gartenbau erforschte System von Heizen und Lüften, von Beschirmen und Besonnen sparen die Gärtner Energie und Geld. Nach Angaben von Gerhard Reichelsdorfer vom Gartenbauzentrum Bayern-Nord konnten Bayerns Gärtnereien ihren Energieverbrauch seit 1973 halbieren. In den vergangenen zehn Jahren sei auf diesem Gebiet viel unternommen worden.

Der Techniker Bernd Schell, Gewinner des TaspoAward 2012 "Bestes Konzept Energie und Umwelt", erläuterte am Dienstag beim Bezirksgartenbautag Unterfranken in der Gartenlandhalle in Albertshofen, wie Heizenergie durch Ausschalten der Heizung am Morgen und durch Einschalten am Abend gespart werden kann. Die Firma Schell ist spezialisiert auf Gewächshaustechnik. Der TaspoAward ist der Branchen-Wettbewerb des grünen Markts. Er richtet sich an Gärtner, Floristen, Landschaftsgärtner und die Zulieferindustrie aus Produktion, Handel und Dienstleistung der gesamten grünen Branche. Schell hat für einen oberbayerischen Gärtnereibetrieb ein preisgekröntes Energiesystem mit Wärmepumpe und Eigenstromerzeugung durch Solarpaneele entwickelt.
Gerhard Reichelsdorfer verglich bei der Veranstaltung die Stellung des Gartenbaus in Unterfranken im Jahr 2008 mit der des vergangenen Jahres. Unterfranken rangiert beim Gemüsebau und Obstbau im mittleren Feld. Spitzenreiter unter den Bezirken ist Niederbayern. Schwaben hat den Spargelanbau forciert, Unterfranken die Erdbeerkultivierung. "Große Betriebe wachsen stark, Kleinstbetriebe fallen weg, die regionale Erzeugung hat zugenommen", zählte Reichelsdorfer weitere Entwicklungen auf.

Beim Zierpflanzenbau hat Unterfranken nach den Daten Reichelsdorfers die größten Betriebe - die Gärtnerei Lang ist einer davon. Aber Expansion und erfolgreiches Wirtschaften reicht den Unternehmern mit dem grünen Daumen nicht, wenn sie keine Auszubildenden bekommen. Dass der Fachkräftemangel inzwischen auch bei den Gärtnern angekommen ist, musste Jürgen Herrmannsdörfer, der Vizepräsident des Bayerischen Gärtnerei-Verbands (BGV), verkünden. "Es ist nicht einfach", bestätigte Elmar Gimperlein, der BGV-Bezirksvorsitzende, "die jungen Leute gehen eher in die Industrie als zu uns." Eine weitere Belastung stelle die Zertifizierung dar, aber diese Verpflichtung wollten die Gärtner gerne annehmen, sagte Gimperlein.

Mitglieder geehrt

Als einen "besonderen Freund" zeichnete Gimperlein den scheidenden Schulleiter der Berufsschule Kitzingen, Bruno Buchen, aus. Eine besondere Würdigung bekam Rupert Benkert aus Waigolshausen als seit 20 Jahren tätiger Ausbilder. Weitere Gärtnereibetriebe aus ganz Unterfranken bekamen für ihre langjährige Zugehörigkeit zum Verband eine Urkunde.


700 Unternehmer hat der BGV. "Wir haben einen Mitgliederschwund, der auch die Verbandsfinanzierung schwierig macht", sagte BGV-Geschäftsführer Jörg Freimuth. Er ist der Meinung, um Nachwuchs müsse noch besser geworben werden. Freimuth sagte warnend: "Es gibt Betriebe, die Investitionen sein lassen, weil sie die Mitarbeiter nicht bekommen." Um junge Leute anzuwerben, sollte auch über eine Verbesserung der Ausbildungsvergütung nachgedacht werden.

Inzwischen ist der Energieschirm über dem Gewächshaus vollständig geöffnet. Sonne flutet herein. Rudolf Lang erwartet sehnsüchtig den Frühling. Im Januar und Februar muss er am meisten heizen. Denn dann bekommt er ganz junge Pflänzchen zur Vermehrung. "Die brauchen viel Wärme", sagt Lang.