Eine Zeit, als Marktbreit noch die Welt bedeutete

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Die Filmreise führte in das Marktbreit der 1950er Jahre.
Steffen Forstner
Martha Adam und Hans Rupp erinnern sich an das "alte" Marktbreit.
Steffen Forstner

Ein historischer Filmbeitrag führt das Publikum in Marktbreit zurück in die 1950er bis 1970er Jahre. Martha Adam und Hans Rupp erinnern sich.

Anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Stadtrecht Marktbreit“ begab sich das Publikum in Marktbreit auf eine Filmzeitreise in die 1950er bis 1970er Jahre. Unterlegt war das historische Bildmaterial von Zeitzeugenberichten – Menschen, die live miterlebten, wie in Marktbreit die Staustufe errichtet oder die Umgehungsstraße gebaut wurde.

Martha Adam und Hans Rupp zählen dazu. Obwohl die beiden den rund 90-minütigen Film, der am Freitagabend aufgrund der großen Nachfrage bereits zum zweiten Mal gezeigt wurde, schon einmal gesehen haben, leuchten ihre Augen beim Anblick der historischen Bilder nicht minder.

Die Nachkriegsjahre

„Ich denke, wir haben es gut gemacht,“ sagen Martha Adam und Hans Rupp unisono. Beide sind mit sich im Reinen und zufrieden mit ihrem Leben. Wohlwissend, dass sich Zufriedenheit heute anders definiert als damals. Gerade in den Nachkriegsjahren Anfang der 50er Jahre waren Wohlstand und Besitz schließlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit. „Die Leute waren trotzdem zufrieden und wir haben Marktbreit schön hergerichtet,“ sagt Rupp.

Eine schöne Heimat, in der sie sich wohlfühlen, hatte für die 89-jährige Adam und den 90-jährigen Rupp, die schon gemeinsam zur Schule gingen, einen besonderen Wert. Immerhin hielten sie sich damals – völlig konträr zur heutigen immer globaler werdenden Welt – die meiste Zeit über in Marktbreit auf. „Die heutige Jugend will in die Welt hinaus, während wir damals immer an Ort und Stelle waren,“ erklärt Rupp. Seine weiteste Fahrt sei eine Reise zum deutschen Turnfest nach Berlin im Jahre 1968 gewesen.

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Werte gehen verloren

Heute erstreckt sich der Bewegungsradius von jungen Menschen über alle Kontinente hinweg. Doch Neid empfinden Martha Adam und Hans Rupp deshalb nicht. „Es war halt eine andere Zeit damals,“ sagen die beiden rüstigen Rentner. Aus den damaligen Lebensverhältnissen machten sie das Beste und erfreuten sich am Zusammenhalt und der gegenseitigen Hilfsbereitschaft, welche zu der Zeit in der Gesellschaft herrschten. Werte, die ihnen heutzutage bisweilen fehlen. Stattdessen stünden immer mehr Egoismen im Vordergrund.

Früher war Teamarbeit dagegen mehr denn je gefragt. Denn  handwerklich habe man alles selbst gemacht,“ weiß Rupp, der als Bäcker in der Backstube jahrzehntelang den Teig für die Brötchen knetete oder Krapfen mit Marmelade befüllte. Maschinen, die mittlerweile die Handarbeit größtenteils ersetzen, gab es damals nämlich nicht in der Vielzahl wie heute.

Zwei glückliche Menschen

Umgekehrt verhält es sich nach Meinung Martha Adams mit den Geschäften, von denen sich früher in Marktbreit eines an das andere reihte, wodurch man sich rundum versorgt fühlte und kurze Wege hatte. Doch auch wenn die 89-Jährige diese Vielfalt inzwischen etwas vermisst, will sie die Zeituhr ebenso wenig wie Hans Rupp zurückdrehen. Schließlich ist Zufriedenheit immer eine Frage der Perspektive – und die lässt Martha Adam und Hans Rupp als glückliche Menschen zurück.