Produkte aus der Region liegen im Trend: Davon profitieren auch die heimischen Brauereien. Was sie zum „Tag des Bieres“ vorhaben:
An einem lässt Friedrich Düll keinen Zweifel: „Wir mittelständischen Brauereien sind gut vernetzt und halten zusammen gegen die Großbrauereien“, betont der frühere Präsident des Bayerischen Brauerbundes.
Konzerne würden mit Lockangeboten zu 9,99 Euro pro Kasten Bier um die Kunden in der Region buhlen. „Die verkaufen mehr als 70 Prozent als Aktionsware. Sonst würden die in der Region kaum etwas losbekommen, ihre Biere würden auf Dauer aus den Regalen verschwinden“, ergänzt Kollege Peter-Michael Himmel.
Selbstbewusst sind sie, die Bierbrauer aus der Region. Vor dem „Tag des Bieres“ (23. April) trafen sie sich diesmal in Marktsteft: Neben den Gastgebern Peter-Michael und Eckhard Himmel von der Kesselring-Brauerei waren auch Friedrich Düll (Düll, Krautheim), Karl-Heinz Pritzl (Kauzen, Ochsenfurt), Dietrich Oechsner (Oechsner, Ochsenfurt), Sebastian Rank (Düll, Gnodstadt), Karl Wolf (Wolf, Rüdenhausen) und Erik Löschner (Sternbräu, Albertshofen) mit von der Partie.
Umdenken der Verbraucher
Die lokalen Brauereien profitieren nachhaltig vom Umdenken der Verbraucher: Stark nachgefragt werden nun schon seit geraumer Zeit Produkte aus der Region, am besten aus direkter Nachbarschaft. „Den Leuten ist zum Glück wieder bewusst geworden, dass wir unser Bier vor Ort produzieren, mit Quellwasser, Malz und Gerste aus der Region oder dem näheren Umfeld“, frohlockt Peter-Michael Himmel.
Da die genannten Brauereien im Radius von 30 bis 40 Kilometern den Löwenanteil ihrer Produktion verkaufen, sind die Vertriebswege entsprechend kurz. „Wir müssen die Haltbarkeit nicht mit Zusätzen künstlich verlängern wie die Großen. Und natürlich ist es umweltfreundlicher, Bier nicht weiter als nötig durch die Landschaft zu fahren“, sagt Karl-Heinz Pritzl, der Vorsitzende der Gemeinschaft „Mainfranken-Bier“.
Reinheitsgeobt ausgeibig gefeiert
2016, da sind sich alle einig, war ein gutes Jahr. Und ein besonderes obendrein, schließlich wurde der 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes von 1516 ausgiebig gefeiert. „Dadurch war die Aufmerksamkeit von Politik, Medien und Öffentlichkeit riesig“, so Friedrich Düll. Das habe sich etwa bei der Wanderausstellung „Die Wächter des Reinheitsgebotes“ gezeigt, bei der 100 bayerische Brauer in großformatigen Bildern porträtiert worden waren. „Im Raum München waren die Zeitungen voll mit Fotos.“
Auch die zahlreichen Feste und Veranstaltungen zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes seien gut besucht gewesen. Herausragend sei das Festwochenende in Ingolstadt mit Kanzlerin Angela Merkel gewesen. „Wir Brauer haben drei Tage nur gefeiert“, frohlockte Friedrich Düll.
Landesausstellung gut besucht
Nach Anlaufproblemen sei auch die Landesausstellung in Aldersbach im Passauer Land gut gelaufen: 169 000 Besucher waren in die Klosterbrauerei gekommen, hatten sich die Ausstellung „Bier in Bayern“ angesehen. Bierherstellung und Bierhistorie sei dort anschaulich gezeigt worden, „und probiert werden konnte natürlich auch“, bemerkte Dietrich Oechsner mit einem Lächeln.
Eine schreckliche Tragödie, der Amoklauf von München am 22. Juli mit zehn Toten, hat die bayerischen Brauereien kalt erwischt: Statt mit Gästen aus aller Welt an mehreren Plätzen der Stadt zu feiern, herrschte blankes Entsetzen. „Wenn GSG-9-Beamte mit Maschinenpistolen vor den Stand rennen und 'Raus, raus!' rufen, ist die Gefahr plötzlich ganz nah,“ so Karl-Heinz-Pritzl. Natürlich habe man angesichts der Toten dann Samstag und Sonntag nicht gefeiert. „Für die beteiligten Brauereien zwar ein hoher sechsstelliger Verlust. Aber was ist Geld angesichts von Verletzten oder Toten“, sagte Friedrich Düll. Das wollte niemand aufrechnen, zumal die Bierbrauer 2016 ja trotzdem ein kleines Absatzplus erzielt haben.