Manfred und Moritz Strohofer kann in Sachen Brandschutz keiner was vormachen. Vor Brandkatastrophen wie der in Brasilien haben die Veranstalter aus Geiselwind trotzdem Respekt.
Noch ist die Musichall leer. Menschenleer. Kein Mucks ist zu hören. Ruth und Manfred Strohofer treffen die letzten Vorbereitungen, stehen mit Sohn Moritz allein an der Bar. Heute Abend wird sich das ganz schnell ändern, wird sich die Halle ganz schnell mit Leben - und mit Menschen - füllen. Die Metall-Band Justice steht auf der Bühne, wird für laute Musik und ausgelassene Stimmung sorgen. Über Brandschutz macht sich kaum ein Gast Gedanken. Im Gegensatz zu den Stro hofers. Als sie von der Brandkatastrophe in Brasilien vor gut einer Woche hörten, ist ihnen einiges durch den Kopf geschossen: "Es ist immer eine riesige Tragödie, wenn so viele Leute sterben. Und man fragt sich schon: Könnte das bei uns auch passieren?", sagt Moritz Strohofer.
Acht Notausgänge hat die Musichall. Für 1500 Leute könnten sie im Notfall der einzige Weg nach draußen sein. In die Eventhalle nebenan passen 5400 Menschen, sie hat elf Fluchtwege. Zum Ernstfall ist es noch nie gekommen, in keinem der beiden Gebäude. Kein Feuer, nichts. Das soll auch so bleiben.
Erst vor zwei Monaten fand eine gemeinsame Begehung mit dem Bauamt, der Gewerbeaufsichtsbehörde, einem Vertreter der Gemeinde und der Feuerwehr statt - sie muss in sämtlichen Versammlungsstätten mindestens alle drei Jahre stattfinden. Bei den Strohofers war alles in Ordnung: Feuerlöscher hängen an der Wand, zusätzlich ein Wasserschlauch.
Eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage lässt die Dachluken im Falle eines Feuers öffnen, Ventilatoren sorgen für Zu- und Abluft. In der Eventhalle ist eine Sprinkleranlage installiert. Vor jeder Veranstaltung checkt die Familie die Geräte, läuft die Halle von oben bis unten ab. "Wir stehen immer in der Verantwortung. Vielen ist gar nicht bewusst, um was wir uns alles zu kümmern haben", sagt Ruth Strohofer.
Shows mit Pyrotechnik hat die Familie immer wieder auf ihrer Bühne. Zuletzt im Dezember beim Konzert der Band In Extremo. Sämtliche Bühnenfeuerwerke sind in Deutschland genehmigungspflichtig, müssen von der Gewerbeaufsichtsbehörde freigegeben werden und dürfen nur von geschultem Personal vorgeführt werden. "In Deutschland gibt es nur bestimmte zugelassene Effekte und genaue Richtlinien, wie viele Sekunden sie dauern und welche Höhe sie erreichen dürfen", erklärt Kreisbrandrat Roland Eckert. Ein Probedurchlauf der pyrotechnischen Show gehört oft zum Standard. Gecancelt wurde noch nie etwas. "Pyrotechniker wissen, was genehmigungspflichtig ist und wollen es selbst nicht ausreizen. Warum sollte man jemanden gefährden, nur für 50 Zentimeter mehr Feuer", findet Moritz Strohofer.
Er wollte dennoch für den Notfall vorbereitet sein, wollte genau wissen, was er tun kann, wenn es brennt. Vor einem dreiviertel Jahr ist er der Freiwilligen Feuerwehr Geiselwind beigetreten. "Sonst hat man ja keine Chance, das mal zu erleben", sagt der 26-Jährige. Immerhin komme es in einem Brandfall gerade auf's Personal an, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen.
Diese Meinung teilt auch Gudrun Meier vom Capitol im Mainfrankenpark in Dettelbach: "Man kann technisch ganz toll ausgestattet sein, das Personal ist das Entscheidende." Das wird regelmäßig für sämtliche Katastrophenfälle - inklusive Feuer - geschult. Jeder der Angestellten müsse genau wissen, wo sich die Notausgänge befinden und wo der kürzeste Weg nach draußen ist. "Die Gäste müssen sich auf das Personal verlassen können."
Ein Feuer-Inferno wie das in Brasilien schließt Meier nahezu aus: "Sag niemals nie, aber eine Show mit Pyrotechnik haben wir noch nie gemacht. Die Gefahr ist unkalkulierbar." Erst vor drei Monaten hat es eine Begehung gegeben. Die Anzahl und Breite der Fluchtwege, die Einhausungen der elektronischen Anlagen - alles war in Ordnung. In die 3600 Quadratmeter große Diskothek passen 3000 Tanzwütige. Sollte es zum Ernstfall kommen, gibt es 23 Notausgänge. "Innerhalb von zehn Metern sind die für jeden zu erreichen", betont Meier.
Zusätzlich sorgt die Brandmeldeanlage dafür, dass sich alle Türen automatisch öffnen. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen - Kreisbrandrat Eckert hält Panik für eines der größten Risikos. "Es sollte so viele Ausgänge wie möglich geben, damit die Menge sich verteilt." Für den Ernstfall gibt er Betreibern wie den Strohofers und Gudrun Meier sowie den Gästen einen wichtigen Tipp: "Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt."