Das Geldinstitut im Eigentum der beiden Fürstenfamilien erzielte 2012 einen Gewinn von mehr als sechs Millionen Euro. Dadurch kann die Castell-Bank ihre Kernkapitalquote verbessern. Die Zahl der Mitarbeiter ging zurück.
In Zeiten niedriger Zinsen herrscht in der Bankenwelt mitunter ein ruinöser Wettbewerb um die besten Konditionen. Doch kurzfristige Erfolge gehörten noch nie zum Streben der Fürstlich Castell'schen Bank. "Darauf lassen wir uns nicht ein", sagt Vorstandsmitglied Klaus Vikuk. Das muss Bayerns älteste Bank augenscheinlich auch nicht. Mit einem Jahresüberschuss von mehr als sechs Millionen Euro liegt der 2012 erwirtschaftete Bilanzgewinn der Bank beinahe dreimal so hoch wie im Jahr zuvor.
"Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden", sagte Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell gestern bei der Bilanzpressekonferenz der Bank in Schloss Castell. Er, sein Cousin, Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen, und sein Vater, Albrecht Fürst zu Castell-Castell sind die Eigentümer der 1774 von ihren Vorfahren gegründeten Privatbank.
Zu dem guten Jahresergebnis hätten alle Kundenbereiche der Bank beigetragen, berichtete Sebastian Klein. Das ehemalige Aufsichtsratsmitglied der Bank hat vor wenigen Wochen den Vorstandsvorsitz der Fürstlich Castell'schen Bank übernommen. Klein war in früheren Jahren nach eigenen Angaben unter anderem für den Commerzbank-Konzern tätig.
Neben einem höheren Provisionsüberschuss (11,7 Millionen Euro) aus dem Geschäft mit Wertpapieren hat die Bank laut Klein im vergangenen Jahr vor allem von einem reduzierten Sachaufwand profitiert. Die Investitionen in eine schlankere IT - die Bank hat die IT ausgelagert und beschäftigt keine eigenen Programmierer mehr - machen sich nun bemerkbar.
Hinzu kamen die deutlich reduzierte Risikovorsorge aufgrund der Entspannung auf den Anleihemärkten im zweiten Halbjahr 2012 sowie die guten Geschäfte der Tochter Mercator-Leasing, an der die Castell-Bank beteiligt ist.
4,4 Millionen Euro als Rücklage Vom Bilanzgewinn in Höhe von 6,1 Millionen Euro werden 4,4 Millionen Euro thesauriert, der Rest wird an die drei Eigentümer ausgeschüttet. "Damit stärken wir im Hinblick auf Basel III die Kapitalausstattung der Bank weiter deutlich", sagte Vorstandschef Klein. Mit einer aktuellen Kernkapitalquote von 7,5 Prozent liege die Bank deutlich vor ihren Basel-III-Planungen. Hinter dem Stichwort "Basel III" verbergen sich international verschärfte Eigenkapitalvorgaben, um das Bankensystem sicherer zu machen.
Die Kernkapitalquote beschreibt dabei das Verhältnis des Kapitals einer Bank zu den vergebenen Krediten und den getätigten Geldanlagen. Je höher die Kernkapitalquote, desto besser können in Krisen die Verluste durch Kreditausfälle und Kursabstürze abgefangen werden.
Die Bilanzsumme der Bank lag zum Jahresende bei 1,078 Milliarden Euro und damit um 29 Millionen Euro höher als im Vorjahr. Hierbei ist das Kreditgeschäft laut Vikuk rückläufig gewesen, die Kundeneinlagen hätten sich dagegen erhöht auf 795 Millionen Euro.
Insgesamt hat sich die Ertragssituation der Bank nochmals verbessert. Musste sie 2010 noch 91 Cent einsetzen, um auf einen Ertrag von einem Euro zu kommen, so waren im vergangenen Jahr nur noch 73,8 Cent nötig (2011: 75 Cent).
Personalaufwand gestiegen Gestiegen ist im vergangenen Jahr der Personalaufwand, obwohl die Zahl
der Vollzeitstellen von 254 auf 234 Mitarbeiter zurückging. Vorstandsvorsitzender Klein erklärte dies mit Einmalaufwendungen durch Abfindungsangebote für ausscheidende Mitarbeiter sowie Alters- und Teilzeitangebote.
"Für 2013 geben uns die ersten Monate Anlass zu der Annahme, dass es wieder ein sehr solides Ergebnis geben wird", sagte Klein. Risikomanagement stehe dabei an erster Stelle. Entscheidend sei darüber hinaus "eine Kultur des Unternehmertums, die die Langfristigkeit von Kundenbeziehungen in den Mittelpunkt stellt", wie es Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen ausdrückte.
Ein Angebot an die Kunden ist seit vergangenem Jahr ein eigener Fonds der Bank, auch für niedrigere Anlagebeträge. "Da haben wir über die ersten sieben Monate schon 50 Millionen Euro aus unserer Kundschaft generiert", berichtete Klein stolz, "ohne Vertriebsoffensive".