Der Würzburger Volkan Baga malt Zwerge, Krieger und Hexenmeister. Er nimmt seine Fans mit auf Reisen in Fantasiewelten. Das reale an der Sache: Die Fantasie finanziert das echte Leben.
Volkan Baga beginnt beim Kopf. Gesicht, Augen, Wangenknochen, die Konturen. Ein Schatten unter dem Kinn, die Lippen spitz, herausfordernd, geschlossene Augen. Baga sagt: "Hier liegt das Zentrum des Bildes." Wer das Bild später betrachtet, wird vom Gesicht ausgehen, zum Gesicht zurückkehren und neu anfangen. Volkan Baga ist Fantasy-Maler. Auf Holzplatte und Leinwand schafft er Fantasiewelten aus Zwergen, Kriegern und Zauberwesen. In der echten Welt kann er davon leben.
Volkan Baga sagt, was er mache, sei Handwerk. "Ich verstehe mich als traditioneller Maler."
Ölfarben, Pinsel, Malplatte. Volkan Baga fotografiert seine Modelle, setzt das Licht, baut die Stimmung. Das Foto verwendet er als Vorlage, weil so lange niemand sitzen kann. Manchmal arbeitet er drei Wochen an einem Motiv, Details müssen stimmen, seine Bilder sollen Geschichten erzählen.
Der 35-Jährige hat in Würzburg Design studiert, über ein Projekt für den Spielehersteller Ravensburger kam er in die Fantasiewelt, fasste Fuß.
Volkan Baga illustriert Buchtitel und Kartenspiele. Zum Beispiel Magic. Ein Kartenspiel mit mehreren tausend Karten, etwa sechs Millionen Spielern und nach Herstellerangaben das beliebteste Sammelkartenspiel der Welt. In einer Internetdatenbank können Spieler nach Karten und nach Künstlern suchen.
Volkan Baga taucht dort mit 49 Einträgen auf. Seine Motive heißen Engel der Gnade oder Furchtlose Eskorte.
Die Karten zeigen schwebende Wesen mit riesigen Flügeln oder ein gepanzertes Nashorn mit Schild und Axt. Wer die Karten ausspielt, erhält Lebenspunkte oder ist unzerstörbar. Volkan Baga sagt: "In der Fantasy-Malerei gibt es keine Grenzen." Alles ist möglich. Jede Szene, jede Stimmung, alles. Vielleicht funktioniert Fantasy deshalb so gut. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Umsatzzahlen und Marktbewegungen im Buch-Geschäft beobachtet, listet die Fantasy-Literatur auf Platz drei in der Sparte Belletristik. Nach erzählender Literatur und Spannung.
Fantasy-Literatur erwirtschaftete 2011 etwa 244 Millionen Euro Umsatz, neuere Zahlen gibt es nicht.
Ein Sprecher teilt mit, der Trend gehe leicht zurück. Der Boom war ein Jahr vorher, "begründet sicherlich auch im Boom von Vampir-Romanen", sagt der Sprecher.
Das sind nicht ganz die Motive von Volkan Baga. Er sagt: "Fantasy-Kunst ist eine völlig fremde Welt und hilft einem, auf die Reise zu gehen." Das funktioniert. Volkan Baga lächelt. "Man kann sich über den Alltag hinaus entfalten." Dann zeigt er noch ein Werk: Ein Gesicht unter einer schwarzen Kapuze, die Figur hält die rechte Hand in die Luft, daran ein Ring. Von unten reicht eine Frau eine eiserne Maske. One Ring to rule them all. Das ist Tolkien. Der Herr der Ringe. Der Kapuzenmann ist Sauron, das Böse.
Volkan Baga sagt, Sauron darf nicht nur scheußlich sein, sonst funktioniert das Böse nicht.
"Für mich muss er etwas Anziehendes haben, das die Menschen in seinen Bann zieht." Deshalb das menschliche Gesicht, geheimnisvoll, unheimlich, trotzdem weckt es Neugier. Fantasy, sagt Volkan Baga. Alles ist möglich, Grenzen gibt es nicht.