Dem Kindergarten fehlen die Kinder

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Der große Gruppenraum im Obergeschoss während der Bauarbeiten im Juli 2012. Foto: privat
Der große Gruppenraum im Obergeschoss während der Bauarbeiten im Juli 2012. Foto:  privat

Der Kindergarten St. Elisabeth in Marktbreit wurde für rund eine Million Euro generalsaniert. Doch nun laufen die Anmeldungen schleppend an. Aber die Verantwortlichen bleiben gelassen.

Der Kindergarten St. Elisabeth in der Ochsenfurter Straße in Marktbreit ist im Sommer saniert worden. Rund eine Million kosten die energetische Sanierung, die Einrichtung von Krippenräumen samt Sanitäranlagen, der Umbau des Obergeschosses, der Anbau sowie die Gartenanlage.


Vor der Baumaßnahme besuchten 24 Kindergartenkinder die Einrichtung, zum heutigen Zeitpunkt sind es acht weniger. Interesse an den neuen 14 Krippenplätzen hatten nur vier Eltern.


Die Stadt Marktbreit, die rund 400.000 Euro für den Um- und Anbau beigesteuert hat, hat im Jahr 2009 den Bedarf an Kindergarten- und Krippenplätzen ermittelt. Und nach diesen Daten wurde auch gebaut: eine Krippengruppe im Erdgeschoss für Kinder ab zehn Monaten bis drei Jahre und eine Kindergartengruppe für Kinder von drei bis sechs Jahren mit 25 Plätzen, davon fünf Plätze für Schulkindbetreuung der 1. und 2. Klasse.

Für die neue Krippe lagen im Sommer fünf Anmeldungen vor. Jetzt, in der zweiten Oktoberhälfte, hatte Leiterin Melanie Reuther zusammen mit ihrem Team nur vier Krippenkinder, 16 Regelkinder und vier Schulkinder zu betreuen.


Der Rückgang der Kinderzahl ist unübersehbar und bringt die Verantwortlichen zum Grübeln. Verrückt machen sie sich jedoch nicht.


Es gibt einen Hauptgrund für diesen Rückgang: die Verzögerung der Bauarbeiten.
Bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. September sollte innen eigentlich alles fertig sein. Das ist nicht geglückt. Heinz Pfeiler, der Kassier des Trägers St. Elisabethenverein Marktbreit, sagt: Die Handwerker haben uns mit den Türen etwas im Stich gelassen." Diese konnten nicht geliefert werden. In der kommenden Woche sollen sie eingebaut werden.


Hinzu kommt, dass durch das Außengelände des Kindergartens noch die Bagger kurven.


Was diese Arbeiten betrifft, hat Bauleiterin Vanessa Brandel vom Architekturbüro Geiger die Fertigstellung sowieso bis zum 11. November, dem Einweihungstag, geplant.

"Ich hatte Verständnis dafür, dass die Eltern ihre Kinder nicht in eine Baustelle schicken wollten", sagt Heinz Pfeiler. Aber er ist ganz optimistisch, was den Bau- und Lieferfortschritt betrifft: "Zurzeit tut sich jeden Tag etwas."


Im Moment arbeitet die Einrichtung leicht defizitär.


Sie muss einen Einstellungsschlüssel von 1:10 bis 1:11,5 erreichen. 1:10 bedeutet, dass eine Vollzeit-Kraft mit 39 Wochenstunden 390 Betreuungsstunden zu leisten hat. Außer der Leiterin, die in Vollzeit beschäftigt ist, sind noch eine Erzieherin und drei Kinderpflegerinnen, alle in Teilzeit, in der Einrichtung. Sollte die Kinderzahl steigen, womit Heinz Pfeiler im Winter stark rechnet, können einige Mitarbeiterinnen ihre Wochenarbeitszeit ausdehnen.
"Mit dem Personalschlüssel tanzen wir dauernd hin und her", seufzt Pfeiler. Das liege an den ständigen Korrekturen des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes.

Pfeiler kennt sich aus in der Materie. Schließlich war er es, der vor einigen Jahren um die Existenz des Kindergartens gekämpft hat.


2007 hatte die Einrichtung nur noch acht Kinder, das Minus in der Kasse war beträchtlich. Es gelang, die Anzahl der Kinder wieder auf 20 zu erhöhen, nicht zuletzt, weil Heinz Pfeiler sich engagiert hat.


Nun muss der Trägerverein wieder Werbung für seinen Kindergarten samt neuer Krippe machen. Schriftführerin Farina Deifel-Stein hat in die "Marktbreiter Nachrichten" Text und Foto setzen lassen. "Mit der Rückkehr in die generalsanierten Räume in der Ochsenfurter Str. 42, begrüßt der St. Elisabethenverein seine neue Kindergartenleitung Frau Melanie Reuther. Mit Begeisterung und neuen Ideen gehen wir mit ihr in das neue Kindergartenjahr. Wir würden uns freuen, auch Ihr Kind in der Kinderkrippe, im Kindergarten oder in der Schulkindbetreuung begrüßen zu dürfen", ist da zu lesen.


Bürgermeister Erich Hegwein (CSU) beobachtet die Entwicklung genau, bleibt aber gelassen.


Zu seiner Zuversicht trägt bei, dass die Stadt in diesem Jahr von 29 Bauplätzen im neuen Baugebiet schon 20 verkauft hat, überwiegend an junge Familien. Der Bürgermeister nimmt an, dass die Geburtenrate und damit die Nachfrage nach Plätzen bald steigen wird.


Dass der Montessori-Kindergarten, der jetzt neu gebaut wird, eine Konkurrenz darstellen könnte, glaubt Heinz Pfeiler nicht. Dort gebe es ein anderes Erziehungsprogramm.


Die verhaltenen Anmeldungszahlen für St. Elisabeth liegen laut Pfeiler auch daran, dass nicht allen Eltern bewusst ist, dass sich die Einrichtung seit 2007 verändert hat, offener geworden ist. "Die etwas militärisch anmutende strenge Ordnung, bei der einige Mütter eine liebevolle Betreuung und Begrüßung vermisst haben, ist halt noch in den Köpfen der Marktbreiter", denkt Heinz Pfeiler.

Nun hoffen der Vorstand des Trägervereins, die Leiterin und ihr Team sowie die Architekten auf eine gute Außenwirkung beim offiziellen Einweihungstermin an St. Martin. Denn dann soll auch das an sich schon schöne und weitläufige Gartengelände fertig sein. Nichts mehr soll die Nutzer von St. Elisabeth beeinträchtigen.

Wie Melanie Reuther sagt, werden junge Familien gesondert dazu eingeladen, alles zu besichtigen. Vielleicht könnten sie sich dann zu einer Anmeldung ihrer Sprösslinge entschließen. Das Programm beginnt ab 15 Uhr und schließt mit einem feierlichen Martinsumzug ab.