Claus von Wagner gegen die Finanzhaie

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Claus von Wagner bei seinem Auftritt in der voll besetzten Iphöfer Karl-Knauf-Halle.
Foto: Timo Lechner

Kabarettist Claus von Wagner, bekannt aus der „Heute-Show“ und seit kurzem Nachfolger von Urban Priol in der ZDF-„Anstalt“, war am Sonntag in Iphofen zu Gast in der Karl-Knauf-Halle. Der 36-Jährige sorgte mit bärbeißigem, hintergründigem Humor für viele Lach-, aber auch so manche Nachdenklichkeitsfalten.

Kabarettist Claus von Wagner, bekannt aus der „Heute-Show“ und seit kurzem Nachfolger von Urban Priol in der ZDF-„Anstalt“, war am Sonntag in Iphofen zu Gast in der Karl-Knauf-Halle. Der 36-Jährige sorgte mit bärbeißigem, hintergründigem Humor für viele Lach-, aber auch so manche Nachdenklichkeitsfalten.

Der Einstieg ist betont locker: Nicht auf der Bühne, sondern mitten im Publikum taucht der in Miesbach aufgewachsene Kabarettist auf, schlendert von hinten langsam nach vorne und sorgt gleich für Stimmung. Ein paar Gags zugunsten der nebenan auf dem Sportgelände spielenden Kicker, ein paar Sprüche rund um die Eigenheiten der Franken, das kommt heiter rüber. In den folgenden zwei Stunden wird's dann aber ernster.

Claus von Wagner mimt in seinem Programm „Theorie der feinen Menschen“ einen jungen Mann, der im Tresorraum der Hausbank seines verstorbenen Vaters eingeschlossen wurde und dort beginnt, eine Rede über seinen Erzeuger, einen einflussreichen Wirtschaftsprüfer, zu verfassen. Dabei kommt er dessen teils dubiosen Machenschaften auf die Spur, beschäftigt sich mit Zinsstaffelungen bei Bonus-Garantieanleihen, die Fahrtrichtung von stagnierenden Seitwärtsmärkten oder die Bedeutung von Lachsröllchen bei Charity-Abenden, bei denen sich Finanzhaie Sozialprestige kaufen. Natürlich nicht, ohne dies auf vergnügliche Weise zu hinterfragen.

Dass „Wirtschaftsethik“ eine Wissenschaft ist, die den Widerspruch schon im Namen trägt, das seziert der Entertainer haarklein. Die Finanzwelt sei wie ein Puzzle mit 5000 Teilen. Von einem blauen Himmel. Wie soll man sich da auskennen? Und wer kennt sich überhaupt aus? Bänker, die Derivate, also Wahrscheinlichkeiten, zu verkaufen versuchen? Das sei doch eher wie auf Pferde zu wetten, „finanzielles Waterboarding“ meint von Wagner.

Der Kabarettist kommt zu dem Schluss, dass die Bankkunden das „Plankton im Meer der Finanzhaie“ sind. Die Politik kann deren Übermacht nicht stoppen.

Wie bizarr das Verhältnis des kleinen Mannes zur Finanzwelt sein kann, verdeutlicht von Wagner auch an einem – tatsächlich durchgeführten – Experiment in den USA an Kapuzineräffchen, die Geld erhielten, um sich damit Futter zu besorgen. Die Äffchen lernten schnell, ihnen wurde das Geld aber bald wieder abgenommen. Begründung: Die Einführung von Kapital störe die Sozialstruktur von Affen. Wie das dann nur bei den Menschen funktionieren soll?

Mit rund 175 Gästen waren die Stühle in der Karl-Knauf-Halle voll besetzt. Die Veranstalter der Schweinfurter Kulturwerkstatt Disharmonie, die Iphofen als Außen-Spielstelle wählten, waren zufrieden. Und die Besucher auch, die einen scharfsinnigen Kabarettisten gesehen haben, der gerade steil auf dem Weg nach oben ist.