Baudenbach ist nah am Wasser gebaut

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Unseren Reporter Günter Flegel hat es nach Baudenbach verschlagen. Foto: Günter Flegel
Unseren Reporter Günter Flegel hat es nach Baudenbach verschlagen. Foto: Günter Flegel
Foto: Günter Flegel
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Foto: Günter Flegel
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Kontrastprogramm im Steigerwald: Geiselwind an der A3 macht Wirbel, ein paar Kilometer weiter lockt ein Dorf mit Ruhe. Beim Frisieren erzählen Silvia Hillermaier und Angela Reuther, warum es in Baudenbach so schön ist.

Ein ganz normaler Wochentag, außerhalb des Berufsverkehrs. Trotzdem rollt die Autoschlange auf der A3 Stoßstange an Stoßstange. Die Autobahn zählt zu den am stärksten befahrenen in Deutschland. Hier, im Steigerwald, gibt es die größte Lkw-Raststätte. Und das Freizeitland mit dem weltweit höchsten mobilen Aussichtsturm. Hier gibt es alles. Sogar eine Autobahnkirche.

Abseits der Asphaltpiste gibt es unübersehbar das, was es auf ihr nie gibt: Ruhe, himmlische Ruhe. Und schmale Straßen, kaum so breit wie die Standspur der A3, wo man richtig lenken und schalten muss. Es geht über Berg und Tal, durch Wälder, vorneweg einen Holzlaster und weit und breit keine Überholspur.
Wohin soll das führen? Nach Baudenbach. Der Markt am Saum des Steigerwaldes ist aktuell eigentlich gar nicht zu erreichen, denn wegen der Baustelle Dorferneuerung ist die Ortsdurchfahrt gesperrt. Aber im Windschatten der Baumstämme kommt man gut an.

Der erste Eindruck ist zwiespältig: Baudenbach ist, wo bereits dorferneuert, schmuck herausgeputzt. Das Ortsschild aber empfängt den Besucher mit größtmöglicher Untertreibung: "Willkommen in Baudenbach". Darunter ein leerer Rahmen. Leer sind auch die Dorfstraßen. Um die Mittagszeit sind die Baudenbacher auf der Arbeit, zuhause oder vielleicht auf der A3 unterwegs. Der Supermarkt hält Siesta, der Kindergarten hat Ferien, und zum Geldautomaten geht grad keiner. Liebe Baudenbacher, wo seid ihr? Beim Friseur! Angela Reuther lässt sich von Silvia Hillermaier noch schöner machen. Gut gelaunt widerlegen die beiden Damen den ersten Eindruck des Reporters, dass es in Baudenbach nichts gibt. "Hier gibt's alles", sagt die Haarkünstlerin: Wirtshäuser, Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten, viele Rad- und Wanderwege, die schöne Natur und: himmlische Ruhe.

Zu den Attraktionen, die man suchen muss, wenn man sich hier nicht auskennt, gehört die Kneippanlage. Ein Schlag ins Wasser, fürchtet der Reporter, denn das kühle Nass wäre als Rastplatz an der A3 ein Renner, aber in Baudenbach? Doch schon von weitem hört man das Wasser plätschern und Menschen lachen. "Die Anlage wird sehr gut angenommen", sagt Hartmut Pöllot. Der Zweite Bürgermeister hat aus der Zeitung vom Infranken-Treffer in seiner Gemeinde erfahren, er packt die Gelegenheit beim Schopf, und er hat Zeit.

Das Wasser ist der ganze Stolz

Das mit dem Wasser, so sagt er, ist nicht nur ein Freizeitvergnügen. Im Steigerwald war die Anwesenheit von Quellen und Bächen das wichtigste Kriterium für die Gründung von Ansiedlungen. Bis heute ist die eigene Wasserversorgung der ganze Stolz von Baudenbach. "Gutes Wasser in ausreichender Menge und zu einem ordentlichen Preis, das ist ganz wichtig für uns", sagt Pöllot.

Tatsächlich ist das Dorf unübersehbar nah am Wasser gebaut: Wo auch immer die Straßen sich an einem Platz oder Plätzchen treffen, plätschert ein Brunnen. Mit der gefüllten Wasserflasche geht es steil die Straße hinauf zum präzisen Treffpunkt des Dartpfeils. Das ist ein Wegkreuz, 386 Meter hoch über dem Meeresspiegel, mitten im Wald in der Gemarkung Sandschlag. Schöner Wald mit vielen Bäumen, die ersten Pfiffer sprießen, aber sonst ist hier nichts.

Es sind aber nur ein paar Meter, dann geht es über die Roßbacher Straße zum Baudenbacher Fußballplatz hoch über dem Ort. Dort ist einer der Startpunkte für den Streuobst-Lehrpfad, auf den der Zweite Bürgermeister fast so stolz ist wie auf das Wasser. An sieben Stationen erfährt der Spaziergänger in 30 Minuten viel über den Anbau von traditionellen Obstsorten. Als Zugabe gibt es schöne Aussichtspunkte, ganz ohne Turm.

Das ist es. Zu Fuß muss man Baudenbach entdecken. Dann trifft man zwar auch nicht mehr Menschen, aber Interessantes an jedem Eck. Zum Beispiel die Tafel zur Erinnerung an die Glaubensflüchtlinge aus dem österreichischen Eisenwurzen, die im 17. Jahrhundert hier eine neue Heimat fanden. Vielleicht kommen daher so ganz und gar nicht fränkische Namen wie Pöllot, Weglehner und Vicedom, auf die man in Baudenbach stößt. Globalisierung vor 400 Jahren.

Die findet heute auf der A3 statt. Rückfahrt in der Blechschlange, zwischen einem Gespann aus Tschechien und einem Truck aus, na klar, Österreich. Himmlische Ruhe, wo bist du?