"Musste jetzt sein": Schreiner sperrt fränkischen Familienbetrieb für immer zu - nach 67 Berufsjahren

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Schreinerei in Hof schließt nach fast 90 Jahren - "musste jetzt sein"
Gerd Hofmann arbeitete 67 Jahre in dem Hofer Betrieb, den sein Vater gründete - Ende November schloss er dann die Türen.
Schreinerei in Hof schließt nach fast 90 Jahren - "musste jetzt sein"
Julian Duchon

Wenn Hof einen Meister Eder à la Pumuckl hat, ist es vermutlich Gerd Hofmann - damit ist nun allerdings Schluss. Er hat die Schreinerei geschlossen, die sein Vater vor fast 90 Jahren aufgebaut hatte.

Seit 1935 gab es die Schreinerei Hofmann - am 30. November 2024 zog der Inhaber dann einen Schlussstrich. "Es musste jetzt sein, weil ich zu alt geworden bin", sagt Gerd Hofmann im Gespräch mit inFranken.de. Er selbst arbeitete 67 Jahre im Hofer Betrieb, sein Vater Franz habe ihn damals ausgebildet. Dieser gründete die Schreinerei vor knapp 90 Jahren.

Die drei Mitarbeiter, die dieser bis zuletzt die Treue hielten, wollten sie laut Hofmann allerdings nicht übernehmen - überwiege in Leitungspositionen doch oft die Büroarbeit. Der 83-Jährige betont jedoch: "Sie sind sehr gut untergekommen." Einer von ihnen habe ganze 32 Jahre in der Schreinerei Hofmann gearbeitet. 

"Ich hatte Glück" - Aufhören kam für Schreiner Gerd Hofmann lange nicht infrage

Aufträge hatte die Schreinerei laut Hofmann durchaus noch - allerdings heuer deutlich weniger als in den Vorjahren. "Dieses Jahr ist nicht rund gelaufen", habe er zu seinem Steuerberater gesagt. Damit ist Hofmann bei weitem nicht alleine - viele Betriebe mussten jüngst sogar Insolvenz anmelden, weil die Aufträge fehlten. So erging es dem Kindermöbelhersteller Schardt aus Mitwitz - und auch die Firma Leuwico aus Coburg teilt dieses Schicksal.

Jahrelang hat Hofmann Inventar für Metzgereien, Bäckereien und Co. gefertigt - vor einigen Wochen folgte dann sein letztes großes Projekt: die Einrichtung einer Bücherei. Schon lange hätten ihm Freunde und Bekannte geraten, doch in Rente zu gehen. Für den 83-Jährigen kam das jedoch nicht infrage. Der Grund: "Es hat mir einfach Spaß gemacht. Und die Ruhe für die Rente hätte ich gar nicht gehabt." Auch andere Mitglieder seiner Familie haben ihm das vorgelebt: Weiter machen, bis es nicht mehr geht. "Das prägt einen auch", sagt Hofmann.

Mittlerweile sieht die Situation allerdings anders aus. Der Gedanke, doch zu schließen, sei ihm in letzter Zeit immer öfter gekommen. "Ich hatte sowieso Glück, dass ich vorher nicht tot umgefallen bin", sagt Hofmann lachend. Die körperliche Kraft lasse Jahr für Jahr nach, auch wenn er im Kopf noch topfit sei - tolle Ideen hätte er eigentlich noch zur Genüge. 

Schreiner aus Hof war auch musikalisch aktiv - die Rente soll trotzdem ruhiger werden

Trotzdem habe er sich entschieden, die Rente nicht weiter aufzuschieben. Dass seine Frau irgendwann den Betrieb schließen müsse, habe er schließlich nicht gewollt. Und es gibt auch einiges, worauf sich der 83-Jährige in der Rente freut - auf mehr Zeit mit den Enkeln beispielsweise und darauf, öfter in den Zirkus zu fahren.

Ob dann auch die Musik wieder eine größere Rolle in seinem Leben spielen wird? Schließlich war Hofmann sechzig Jahre lang mit seiner Show-Band Ran-Dellis unterwegs, spielte oft mehrere Konzerte pro Woche. "Es war eine schöne Zeit, einmalig", erinnert sich der 83-Jährige. Er betont aber auch: "Wenn man es so lange gemacht hat wie ich, ist es zuletzt nur noch Wiederholung." Viele Häuser, die sie damals mit der Band bespielt haben, gebe es heute gar nicht mehr, fügt er schmunzelnd hinzu.

Nicht nur dort habe sich einiges verändert - auch die Arbeit in der Schreinerei sei heutzutage eine andere. Heute würden viel mehr Teile vorgefertigt - da fertige ein Schreiner eine Tür nicht mehr wie in seinen Anfangszeiten von vorne bis hinten. Den Spaß an der Arbeit hat das Hofmann jedoch nicht genommen. "Man gewöhnt sich an alles - ich hab's genommen wie es kommt", sagt der Rentner. Und das tut er auch weiterhin. Weitere Nachrichten aus Hof findet ihr in unserem Lokalressort.