Oberfränkischer Kindermöbel-Hersteller insolvent - droht nach fast 90 Jahren das Aus?

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1936 gegründet: Geschichtsträchtigem Möbelhersteller aus Oberfranken droht das Aus
Bis Ende des Monats soll sich entscheiden, wie es für die Geschäftsführung und die 50 Mitarbeiter der Firma Schardt in Mitwitz künftig weitergeht.
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Elke/Pixabay (Symbolbild)
Aus für oberfränkischen Traditionsbetrieb nach stolzen 88 Jahren?
Die aktuelle Situation sei definitiv eine Herausforderung, erklärt der Insolvenzverwalter.
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RUWI-Maschinenbau/Pixabay (Symbolbild)
Fränkisches Traditionsunternehmen meldet überraschend Insolvenz an
Bis Ende des Monats soll sich entscheiden, wie es für die Geschäftsführung und die 50 Mitarbeiter der Firma Schardt in Mitwitz künftig weitergeht.
Holzfabrik, Fertigung, Produktion, Industriehalle, Schneidemaschine, Holzbretter
Sergey Ryzhov / Stock Adobe (Symbolbild)
1936 gegründet: Kindermöbel-Hersteller aus Oberfranken droht das Aus
Bis Ende des Monats soll sich entscheiden, wie es für die Geschäftsführung und die 50 Mitarbeiter der Firma Schardt in Mitwitz künftig weitergeht.
Modernes Kinderzimmer mit Babybett und Möbeln
Tatiana Syrikova / Pexels (Symbolbild)

Wie geht es mit der traditionsreichen Firma Schardt im Kreis Kronach weiter? Aufgrund der aktuellen Insolvenz ist die Zukunft des Möbelherstellers alles andere als gesichert.

"Die Nachricht kam für meinen Bruder und mich total überraschend", erzählt Barbara Schardt am Donnerstag (7. November 2024) im Gespräch mit inFranken.de. Gemeinsam mit ihrem Bruder Philipp leitet sie im oberfränkischen Mitwitz (Landkreis Kronach) die Schardt GmbH & Co. KG., die bereits in vierter Generation Kindermöbel herstellt. Die Entscheidung, Insolvenz zu beantragen, trafen Schardt zufolge allerdings nicht die beiden Geschäftsführer - sondern die Investoren. Denn schon 2022 haben die beiden Geschwister den Familienbetrieb an einen Mehrheitsgesellschafter aus Hamburg verkauft. Ende Oktober habe der dann den Geldhahn zugedreht, konstatiert die Geschäftsführerin.

Dabei hat die Firma Schardt in Mitwitz lange Tradition: Das Unternehmen gibt es bereits seit 1936. Bis Ende des Monats soll sich entscheiden, wie es für die Geschäftsführung und die knapp 50 Mitarbeiter künftig weitergeht, verrät Jurist Harald Schwartz. Für das Unternehmen übernimmt der Rechtsanwalt die vorläufige Insolvenzberatung. Vor Ort konnte er sich laut Eigenaussage bereits ein Bild vom Unternehmens machen. Sein Eindruck: Die Angestellten sind bisher sehr gefasst. Das bestätigt Barbara Schardt. Die zahlreichen langjährigen Mitarbeiter seien der Firma sehr verbunden. "Wir müssen jetzt alles Emotionale beiseiteschieben und weitermachen", betont die Geschäftsführerin. 

Gesunkene Nachfrage wird für Mitwitzer Möbelhersteller Schardt zum Problem - Firma insolvent

Den Grund für die Entscheidung sieht Schardt in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Hohe Energiekosten, ein Rückgang des Konsums und auch weniger Geburten waren laut der Geschäftsführerin entscheidende Faktoren dafür, dass die Nachfrage stark zurückging. "Der Mittelstand ist allgemein gerade sehr getroffen. Das stimmt mich wirklich traurig für unsere Region, für Franken", betont Schardt. Da sie selbst in Mitwitz aufgewachsen sind, seien ihr Bruder und sie der Region sehr verbunden. Gerade in Oberfranken ist die Situation für einige Traditionsunternehmen schwierig: Nach einem Vierteljahrhundert schloss etwa die Kronacher Buchhandlung Lesezeichen als letzte Buchhandlung der Region ihre Pforten. Und auch der Kulmbacher Ladenbau-Betrieb Schrutka-Peukert ist insolvent.

Was letzten Endes konkret für die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens ausschlaggebend war, wird laut Insolvenzberater Schwartz aktuell im Zuge des Antrags geprüft. Obwohl sein Eindruck bezüglich der Firma nach eigenen Angaben ein guter ist, könnte ein anderer Faktor zum Erschwernis werden: die Zeit. Denn der Familienbetrieb beantragte erst Ende Oktober Insolvenz - allerdings rückwirkend auch schon für die Monate September und Oktober. Das Problem: Da die Frist bei entsprechenden Verfahren generell auf drei Monate beschränkt sei, laufe sie Ende November ab, erklärt Schwartz. Schon bis zum 30. November soll sich also entscheiden, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. "In vier Wochen ein Unternehmen dieser Größenordnung neu aufzustellen, ist sehr sportlich", gibt Schwartz im Gespräch mit inFranken.de zu bedenken. Die aktuelle Situation sei definitiv eine Herausforderung.

Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin: Der Insolvenzberater verrät, dass er aktuell im Gespräch mit einem Investor aus dem Ausland sei. Vor allem das Know-how des Unternehmens sei für diesen interessant. Auch die Überlegung, einen weiteren Standort in einem anderen Bundesland aufzubauen, sei Gegenstand der Gespräche mit dem Interessenten. Genaueres will Schwartz aktuell aber nicht verraten. "In drei Wochen wissen wir mehr", betont der Rechtsanwalt mit Blick auf die Zukunft des traditionsreichen Möbelherstellers Schardt in Mitwitz. Weitere Nachrichten aus Kronach gibt es in unserem Lokalressort.