Geologen des Landesamts für Umwelt (LfU) haben in Hof in einem kleinen Kästchen einen "Überraschungsfund" von weltweiter Bedeutung gemacht. Dessen Entstehung gibt allerdings ein großes Rätsel auf.
Das "äußerst seltene" Mineral "Humboldtin", benannt zu Ehren des großen Naturforschers Alexander von Humboldt, wurde im Rahmen der Geo-Archiv-Digitalisierung in der Hofer Gesteinssammlung, die in einem Keller aufbewahrt wird, entdeckt. Dies erklärte Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes im Landesamt für Umwelt (LfU) nach Abschluss der mineralogischen Untersuchungen, wie die Behörde in einer Pressemitteilung berichtet.
"Wir sind gesetzlich verpflichtet, geologische Sammlungsstücke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb wird unser Geo-Archiv mit Beständen aus 250 Jahren derzeit digitalisiert. Dabei gelang der Überraschungsfund", wird Eichhorn zitiert. Und dieser Fund hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Doch die Frage nach dessen Ursprung kann wohl nie gelöst werden.
Hofer Humboldtin-Fund erstaunt Forscher: Weltweit erstmaliger Fund in dieser Größe
Das mit der Digitalisierung betraute Geo-Team sei auf einen 75 Jahre alten Brief gestoßen, in dem von dem Mineral "Humboldtin" die Rede gewesen sei, welches in der Hofer Gesteinssammlung sein soll, aber in den Katalogen nicht verzeichnet war. Humboldtin ist laut der Behörde "ein seltenes organisches Mineral mit der Formel Fe2+ (C2O4) * 2H2O, das nach Alexander von Humboldt benannt ist". Es komme "weltweit an nur etwa 30 Lokalitäten vor", schreibt das Amt in einer Hintergrunderläuterung.
Aus Bayern seien bislang nur zwei Rhyolith-Steinbrüche im Spessart als Fundstellen bekannt gewesen. Die gelbe Farbe erhalte das Humboldtin wegen seiner "organischen Verbindung aus Kohlenstoff, Wasser und Eisen". Im Rahmen der Suche sei das Team "unter den 130.000 Exponaten der Gesteinssammlung fündig" geworden. In einer kleinen Schachtel entdeckten die Geologen demnach "haselnussgroße gelbe Bröckchen" und ein Etikett mit alter Handschrift "Humboldtin aus der Mathias-Zeche bei Schwandorf". Dabei sei allerdings "Skepsis angebracht gewesen", so Leiter Eichhorn.
Denn bisher sei Humboldtin "weltweit nur an wenigen Stellen als winzige Kristalle gefunden" worden. Erst die hauseigene Laboranalytik habe Gewissheit geschaffen. Mittels Röntgendiffraktometrie sei "eindeutig die Kristallstruktur von Humboldtin bestätigt" worden. Der Fund von Humboldtin sei 1949 offensichtlich nicht publiziert worden und geriet daher in der Folge in Vergessenheit, heißt es. Nach der analytischen Überprüfung des Materials sei erstmals diese neue Fundstelle von Humboldtin bekannt gemacht worden.
Forscher können Mineral-Entstehung nicht mehr nachvollziehen - "Rarität" bald für die Öffentlichkeit zu sehen
Nordwestlich von Schwandorf (Oberpfalz) befinde sich zwischen Irlbach und Sitzenhof nämlich ein Vorkommen von tertiären Braunkohlen. Der Abbau habe hier im Sommer 1945 zunächst untertage begonnen, so die Landesbehörde. "Später ging man zum Tagebau über. Der Betrieb wurde 1966 eingestellt. Das Gelände wurde rekultiviert und teilweise als Deponie nachgenutzt", schreibt das LfU. Daher gebe es heute keine Fundmöglichkeit mehr.
"Warum sich die gelben Knollen in der Schwandorfer Braunkohle bildeten, wird vermutlich für immer ein Rätsel bleiben", heißt es weiter. Das Mineral "bleibt eine bayerische Rarität". Ausführliche Informationen sollen 2024 in einem neuen Band der Wissenschaftsreihe "Geologica Bavarica" veröffentlicht werden, der derzeit in Vorbereitung sei.