In fünf Kommunen im Kreis Haßberge beginnt am Freitag die Parküberwachung. Ebern, Zeil, Sand, Königsberg und Knetzgau wollen mehr Sicherheit und Ordnung.
Wer in der Zeiler Altstadt zwischen dem Marktplatz und der Sparkasse zu Fuß unterwegs ist, hat Gehsteige auf beiden Seiten der Hauptstraße zur Verfügung. Nur: Kurz vor der Sparkasse werden die Gehwege wegen der engen Bebauung sehr schmal. Personen, die sich begegnen, müssen sich dünn machen, damit sie aneinander vorbei kommen. Und genau an diesen engen Stellen der Fahrbahn haben manche Autofahrer keine Skrupel, ihren Wagen auch noch teilweise auf dem Gehsteig zu parken. Fußgänger müssen sich dann zwischen Hauswand und Pkw durchquetschen. Wer mit einem Rollator unterwegs ist, hat keine Chance. Diese Fußgänger müssen mit ihrem Hilfsmittel an der blockierten Stelle auf die Straße ausweichen. Eine paradoxe Situation: Auto auf dem Gehweg und Fußgänger auf der Straße.
Solche und ähnliche Situationen sind in Zeil keine Seltenheit, und auch andere Orte haben mit der Unvernunft der Autofahrer zu kämpfen. Der Knetzgauer Bürgermeister Stefan Paulus (CWG, SPD) vermutet gar mit Blick auf die mangelnde Verkehrsmoral: Bei manchen Autofahrern "meint man, dass sie es absichtlich machen".
Zweckvereinbarung
Zeil und Knetzgau wollen gegen die schlechte Parkmoral etwas tun, und die Städte Ebern und Königsberg sowie die Gemeinde Sand schließen sich an. Sie führen die kommunale Parküberwachung ein. Am Freitag, 1. Juli, geht es los. Die fünf Kommunen haben dazu eine Zweckvereinbarung geschlossen. Federführend ist Knetzgau. Dort wird ein Büro zur Verfügung gestellt für das Personal der Parküberwachung, das die K & B Kommunale Dienstleistungsgesellschaft mbH aus Mühldorf am Inn stellt. Ihre Mitarbeiter sind in den fünf Kommunen unterwegs und verteilen Strafzettel an die Autofahrer, die sich nicht an die Regeln des ruhenden Verkehrs halten. Dass das Geld dann von den Parksündern eingetrieben wird, dafür sind die fünf Kommunen für ihre jeweiligen Gebiete selbst verantwortlich.
Die fünf Städten und Gemeinde geht es allerdings nicht ums Geld. Ihnen geht es "um mehr Sicherheit", wie Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) beschreibt, sowie um mehr Ordnung und einen besseren Verkehrsfluss. Appelle an die Vernunft der Autofahrer in den vergangenen Monaten und Jahren haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Sie wurden einfach nicht gehört.
Daher kommt jetzt die Parküberwachung. Jede Gemeinde hat ein Stundenkontingent gebucht. Danach sollen in Ebern und in Sand jeweils vier Stunden in der Woche kontrolliert werden, in Zeil und Knetzgau sind es jeweils fünf Stunden und in Königsberg drei Stunden. Stets an unterschiedlichen Tagen und zu unterschiedlichen Zeiten.
Kontrollbereiche festgelegt
In den zurückliegenden Wochen haben die Kommunen die wichtigsten Bereiche für die Kontrollen festgelegt. Es können aber jederzeit weitere Straßen und Plätze einbezogen werden. Stefan Paulus geht jedenfalls davon aus, dass die Parküberwacher "gut zu tun" haben werden. Die neuralgischen Punkte in den fünf Städten und Kommunen sind:
Ebern: Die "Brennpunkte" sind längst klar und werden von "Blechhaufen" markiert. Unzulässige Parker gegenüber einer Apotheke am Marktplatz, vor der Eisdiele und dem City-Döner sind den Stadträten schon lange ein Dorn im Auge. Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD): "Die Schwerpunkte sind bekannt und augenfällig. Es handelt sich zunächst um die Überwachung unserer verkehrsberuhigten Zone im Altstadtbereich, das Parken mit Parkscheibe in den eingezeichneten Flächen (Parkdauer), wie das unberechtigte Parken auf Gehwegen und außerhalb der eingezeichneten Flächen von Klein Nürnberg über Marktplatz und Stadtberg bis in die Kapellenstraße. Eine Ausweitung auf den Bereich um die Schulen und Siedlungen wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen."
Knetzgau: Bürgermeister Paulus beklagt eine "miserable Parkkultur" und von Fahrzeugen zugestellte Gehsteige in der ganzen Gemeinde. Ein besonderes Augenmerk richten die Kontrolleure auf das Gewerbegebiet mit der Besonderheit, dass dort viele Lastwagen stehen, auf das Umfeld der Schule in Knetzgau (nach der derzeit laufenden Sanierung), wo der Kinder-Bring- und -Holverkehr der Eltern erhebliche Probleme macht, und auf die Eschenauer Straße in Westheim.
Königsberg: Die gesamte Altstadt wird in den Kontrollbereich einbezogen. In den Straßen und Gassen, in denen laut Bürgermeister Claus Bittenbrünn (FW) "jeder parkt, wie er will", soll der ruhende Verkehr überwacht werden. Ausnahme: der Marktplatz. Hier soll ein eigenes Konzept entwickelt werden. "Wir wollen das Ganze langsam angehen", erklärt der Königsberger Bürgermeister.
Sand: Besonders kontrolliert werden in der Korbmachergemeinde der Kirchplatz, das Areal am Sportfeld und die Sandgasse. Kontrollen könnten aber auch in Wohngebieten stattfinden, sagt Matthias Klauda von der Gemeindeverwaltung. Überall dort werde kontrolliert, wo es die Autofahrer an der nötigen Disziplin fehlen lassen. "Wir schicken die Parküberwacher an die Brennpunkte", kündigt Klauda an.
Zeil: Die Problemstellen in Zeil sind die Hauptstraße und die Bamberger Straße. Ferner geht es um den gesamten Altstadtbereich, die Sander Straße, die Oskar-Winkler-Straße und den Finanzamtsparklatz. "Grundsätzlich kann natürlich überall jedes widerrechtliche Parken geahndet werden", schreibt die Stadt in einer Ankündigung. Sie hat wie auch die anderen Kommunen durch neue Schilder, die in den vergangenen Tagen aufgestellt worden sind, eindeutige Verhältnisse geschaffen. Kurzzeitparkplätze sollen zum Beispiel nicht mehr von Dauerparkern belegt werden.
Erfahrungen mit einer Parküberwachung hat bereits die Stadt Haßfurt. Sie hat vor Jahren die Kontrollen eingeführt, um genau die Probleme zu beseitigen, die die fünf Kommunen haben, die ab morgen Knöllchen verteilen lassen. Die Erfahrungen mit der Parküberwachung in Haßfurt "sind gut", erklärt Bürgermeister Günther Werner (FW). "Wir haben Ordnung in den ruhenden Verkehr gebracht", sagt er. "Wir sind mit unserer Parküberwachung zufrieden." Vor allem in den Anfangszeiten der Kontrollen gab es teilweise heftige Kritik, weil sich Autofahrer abgezockt fühlten. Aber darum geht es der Stadt laut Werner nicht. Es gehe um die Ordnung in der Stadt.