Zeiler Möbelwerk: Was nun?

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Das Werksgelände des Zeiler Möbelwerks (im Hintergrund)
Das Werksgelände des Zeiler Möbelwerks (im Hintergrund)
Der Eingangsbereich zu den Ausstellungsräumen des Premium-Küchenherstellers "Allmilmö" auf dem Gelände in Zeil Fotos: Andreas Lösch
Der Eingangsbereich zu den Ausstellungsräumen des Premium-Küchenherstellers "Allmilmö" auf dem Gelände in Zeil Fotos: Andreas Lösch
 
La Cour-Geschäftsführer Werner Hörnschemeyer (links) mit Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann
La Cour-Geschäftsführer Werner Hörnschemeyer (links) mit Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann
 
Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann vor den "Allmilmö"-Werkstoren am Mittwoch im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk
Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann vor den "Allmilmö"-Werkstoren am Mittwoch im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk
 

Die Mitarbeiter bei "Allmilmö" bangen um ihre Jobs, nachdem das Unternehmen Insolvenzantrag gestellt hat. Die Belegschaft wurde gestern genauer informiert.

Wie geht es weiter bei "Allmilmö"? Der Zeiler Küchenhersteller hat Insolvenz angemeldet, gestern Vormittag wurde die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung über die Lage in dem Unternehmen informiert. Seitens der Geschäftsführung wurde bei Bekanntwerden der wirtschaftlichen Schieflage mitgeteilt, dass man die knapp 200 Arbeitsplätze am Standort Zeil erhalten wolle.

"Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen werden", hatte Werner Hörnschemeyer gestern gegenüber Medienvertretern geäußert, nachdem die Betriebsversammlung beendet war. Hörnschemeyer ist ein Geschäftsführer der "La Cour Holding", zu der "Allmilmö" gehört. Als Grund für die aktuelle Krise nannte er neben der allgemein schwierigen Situation in der Branche mit "stetig steigendem Kostendruck" auch die Tatsache, dass sich im laufenden Geschäftsbetrieb einige Aufträge "um ein paar Monate" verschoben haben.


1100 Küchen in Warteschlange

Rund 1100 bestellte Küchen mit einem Auftragsvolumen im Wert von über vier Millionen Euro stünden quasi in der Warteschlange, sie könnten in den dafür vorgesehenen Gebäuden nicht verbaut werden. "Wenn ein Rohbau nicht fertig wird, dann lassen sie die Küchen nicht kommen", beschrieb Hörnschemeyer die Zusammenhänge. Diese Umsätze fehlten nun im laufenden Geschäftsbetrieb. Der übrigens "ganz normal weitergeht", wie der Geschäftsführer betonte: Die Produktion laufe, die Belegschaft habe ihre Bereitschaft signalisiert, die schwierige Situation zu bewältigen.


Nicht Teufel an die Wand malen

Durch die verschobenen Aufträge wird wohl eine Urlaubssperre etwa in den Monaten Juni und Juli notwendig. "Im Detail will ich mich nicht dazu äußern, Sie müssen uns ein bisschen Zeit geben", sagte der Geschäftsführer, der seit 2011 in der La-Cour-Gruppe tätig ist. Er wisse natürlich, dass einige der Zeiler Mitarbeiter ein solches Insolvenzverfahren bereits zum zweiten Mal mitmachen, aber "wir wollen jetzt nicht den Teufel an die Wand malen. Es geht hier weiter, davon bin ich überzeugt."

Die "Allmilmö"-Mitarbeiter sind tatsächlich einiges gewöhnt: Kurzarbeit, Gehaltseinbußen, Verzicht auf Sonderzahlungen, freiwillige Kündigungen, das nahmen sie im Krisenjahr 1996 in Kauf, um die Firma zu retten. Vor 21 Jahren, als das damalige "Milewski Möbelwerk" vor dem Aus stand, übernahm die La-Cour-Gruppe die insolvente Firma und gründete das "Zeiler Möbelwerk".


"Schlimme Situation"

Der international bekannte Markenname "Allmilmö" blieb erhalten, am Standort Zeil wurden weiter erfolgreich Premiumküchen produziert. Die Belegschaft war von damals über 700 Mitarbeitern auf rund 200 geschrumpft (zu den besten "Allmilmö"-Zeiten waren in Zeil fast 1500 Leute beschäftigt). Nun stehen diese verbliebenen Arbeitsplätze auf dem Spiel. Für weitere rund 100 Beschäftigte der zur La-Cour-Gruppe gehörenden Küchenhersteller "Zeyko" in Mönchweiler im Schwarzwald und "Nolff" in Murrhardt bei Stuttgart ist die Situation ähnlich, auch für sie hat die Gruppe Insolvenz angemeldet.

"Es ist für viele eine schlimme Situation", sagte Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), der gestern Vormittag vor dem "Allmilmö"-Betriebsgelände in der Oberen Altach wartete, um das Gespräch mit den Verantwortlichen zu suchen. Die Betriebsversammlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, jedoch stellte sich Werner Hörnschemeyer wenig später den Fragen der wartenden Journalisten, auch mit Bürgermeister Stadelmann kam er ins Gespräch.


Treffen vereinbaren

Der Zeiler Bürgermeister vereinbarte mit dem La-Cour-Geschäftsführer "ein zeitnahes Treffen", an dem auch Landrat Wilhelm Schneider (CSU) teilnehmen wolle. Man werde dafür kämpfen, dass der Standort Zeil erhalten bleibt, sagte Stadelmann. Auch mit fast 200 Mitarbeitern sei das Möbelwerk noch immer einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Viele Beschäftigte stammten aus Zeil und Sand, seien hier gesellschaftlich verankert, die Stammbelegschaft habe ein Alter von 50 bis 60 Jahren. Wer in dieser Situation um seinen Arbeitsplatz bangen muss, habe mitunter Existenzängste. Stadelmann war selbst 17 Jahre lang bei "Allmilmö" beschäftigt; er hofft auf eine Lösung, die für alle Betroffenen tragbar ist.


Übertragende Sanierung

Der eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Hubert Ampferl, prüft derzeit das Unternehmen und sieht nach eigenen Angaben gute Chancen, gemeinsam mit der Geschäftsleitung bis Anfang Mai eine Sanierungslösung zu erarbeiten, "um die Geschäftsbetriebe als Ganzes und damit die Arbeitsplätze zu erhalten". Das hohe technische Know-How der Mitarbeiter und die Innovativität des Unternehmens machten die Firma "sowohl für strategische als auch für Finanzinvestoren äußerst attraktiv".

Angestrebt sei eine "übertragende Sanierung", bei der die "gesunden" Teile eines Unternehmens in eine Auffanggesellschaft ausgegliedert werden, um sie von den "kranken" Teilen und den Schulden abzuschneiden und so den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Für diese Auffanggesellschaft wolle man einen Investor finden, über den Kaufpreis würden dann die Gläubiger des insolventen Unternehmens bedient.