Der Zeiler Stadtrat entschied bei vier Gegenstimmen, dass sich die Stadt weiterhin selbst um die Entsorgung kümmert. Die Rückübertragung an den Landkreis wurde abgelehnt. Das ist zwar teurer, die Mehrheit der Räte sieht aber einen Mehrwert.
Die Zahl der Kommunen im Landkreis, die die Müllentsorgung komplett an den Landkreis Haßberge rückübertragen, wird zwar größer, aber Zeil gehört nicht dazu. Nachdem Eltmann und Rauhenebrach bereits für die Rückgabe an den Landkreis votiert hatten, lehnte der Zeiler Stadtrat in seiner Sitzung am Montagabend im Zeiler Rathaus diesen Schritt ab. Zeil behält die Müllentsorgung in eigener Verantwortung. Vier Räte stimmten dagegen.
Gebühren steigen auf jeden Fall
Zum Hintergrund: Die Abfallentsorgung ist eine Aufgabe des Landkreises. Teilbereiche hatte der Kreis allerdings vor Jahren an die 26 Städte und Gemeinden abgegeben.
15 von ihnen haben vor einigen Jahren die Müllentsorgung komplett an den Landkreis rückübertragen, und jetzt unternahm der Landkreis einen erneuten Versuch, die ganze Müllentsorgung auch von den verbliebenen elf selbstständigen Kommunen wieder in die eigenen Hände zu bekommen.
Anlass ist die Erhöhung der Müllgebühren, die zum 1. Januar 2016 kommt. Für alle Kommunen, egal ob sie rückübertragen haben oder nicht. Grund sind die allgemein gestiegenen Kosten für die Müllentsorgung.
Der Landkreis verlangt derzeit 110 Euro im Jahr für die Entsorgung der 60-Liter-Restmülltonne (bei zweiwöchiger Leerung). Der Landkreis hebt diesen Kostensatz ab 2016 auf 135 Euro an.
Zeil hat auch gerechnet: Derzeit verlangt die Stadt 123,60 Euro. Sie würde diesen Satz ab 2016 auf 145,20 Euro anheben. Also: Zeil ist jetzt schon teurer und wäre auch teurer ab 2016.
Genau 10,20 Euro mehr im Jahr sind es (85 Cent im Monat).
Trotz der höheren Gebühren für die Bürger hat sich Zeil (wie zuvor schon Untermerzbach als bisher einzige Gemeinde) in der Stadtratssitzung am Montagabend gegen die Rückübertragung ausgesprochen. CSU-Rat Paul Berchtold mahnte: Wenn diese Rückübertragung vollzogen sei, gebe es für die Stadt Zeil kein Zurück mehr in die eigenständige Müllabfuhr. Umgekehrt kann Zeil aber 2019 wieder rückübertragen, wenn es die Stadt dann für vorteilhaft hält, wie Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) erläuterte.
Es gibt noch weitere Gründe, die die Vertreter der drei Fraktionen ansprachen.
Zweiter Bürgermeister Dieter Köpf (CSU) und Stadtrat Peter Pfaff (ÜZL) sehen in der Eigenständigkeit "einen Mehrwert". Köpf erinnerte an die kostenlose Grüngutentsorgung am "Lichtlein" und an die Tatsache, dass die Windeltonne für das erste Kind in Zeil kostenfrei sei. Köpf räumte ein, dass auch die Müllabfuhr allein in Händen des Kreises Vorteile hätte. Aber er sieht noch einige "Unschärfen", die vielleicht in drei Jahren verschwunden sind.
Peter Pfaff glaubt, dass die 85 Cent mehr im Monat "keinen umbringen. Das akzeptiert der Bürger", ist er überzeugt.
Stadtrat Harald Kuhn (SPD), der ebenfalls einen Mehrwert bei weiterer Selbstständigkeit erkennen kann, plädierte insbesondere "wegen der Überschaubarkeit" für die Beibehaltung der Eigenständigkeit.
Er wies ferner darauf hin, dass in Zeil ein Entsorgungsunternehmen seinen Sitz habe, das auch Gewerbesteuer an die Stadt zahle.
Andere Meinung
Für eine Rückübertragung an den Landkreis sprachen sich vier CSU-Stadträte aus. Adelinde Friedrich, Anton Aumüller, Michael Brehm und Marcus Fröhlich votierten gegen die weitere Müll-Eigenständigkeit. Friedrich unterstrich, dass der Landkreis den nach ihrer Meinung passenden Service biete. Die Müllentsorgung sei eine Aufgabe des Landkreises, "dann soll er sie auch erledigen", forderte sie. Die Städte und Gemeinden hätten ohnehin genug zu tun.
Die vier CSU-Stadträte konnten sich nicht mit ihrer Meinung durchsetzen. Die Mehrheit, darunter auch vier andere CSU Räte, stimmten für die weitere Eigenständigkeit der Stadt Zeil bei der Müllentsorgung.