Wo und wie die Kontrolleure hinschauen

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Im Teich im kleinen Park von Schloss Gleusdorf (links neben dem Rondell) sind zwei Heimbewohner laut Aussagen von früheren Pflegekräften ertrunken. Ersten Angaben des Landratsamtes zufolge, handelte e es sich um ein verfahrensfreies Projekt, weil weniger als 100 Kubikmeter Wasserinhalt angegeben wurden. Jetzt wurde bekannt, dass der Heimleiter darin sogar im Taucheranzug herumschwamm. FT-Archivfoto vom April 2016
Im Teich im kleinen Park von Schloss Gleusdorf (links neben dem Rondell) sind zwei Heimbewohner laut Aussagen von früheren Pflegekräften ertrunken. Ersten Angaben des Landratsamtes zufolge, handelte e es sich um ein verfahrensfreies Projekt, weil weniger als 100 Kubikmeter Wasserinhalt angegeben wurden. Jetzt wurde bekannt, dass der Heimleiter darin sogar im Taucheranzug herumschwamm.  FT-Archivfoto vom April 2016
Das Seniorenzentrum in der Stadtmitte von Ebern, eine Symbiose von Alt- und Neubau, gehört aktuell zu den Einser-Kandidaten der Pflegeheime im Kreis Haßberge. Das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim plant dennoch eine Generalsanierung. Foto: Ralf Kestel
Das Seniorenzentrum in der Stadtmitte von Ebern, eine Symbiose von Alt- und Neubau, gehört aktuell zu den Einser-Kandidaten der Pflegeheime im Kreis Haßberge. Das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim plant dennoch eine Generalsanierung. Foto: Ralf Kestel
 

Die Ermittlungen im Fall Gleusdorf haben die Menschen sensibilisiert. So oft wie die Einrichtung im Itzgrund werden andere Heime jedenfalls nicht besucht.

Im Juli standen sie schon wieder vor dem Schlosstor: Die Prüfer des medizinischen Dienstes. Weil die Seniorenresidenz seit November vergangenen Jahres wegen der Hausdurchsuchungen und Festnahmen aufgrund möglicher Misshandlungen von Schutzbefohlenen und Pflegemängeln für Schlagzeilen sorgte, werfen die Aufsichtsorgane ein besonderes Auge auf die geschlossene Einrichtung im Itzgrund.

Mitte Juli stand wieder ein anlassbezogener Kontrollgang auf dem Programm. Es war bereits der dritte in diesem Jahr. Weitere könnten folgen, da aus Kreisen des dort noch arbeitenden Personals neuerlich Klagen über Missstände laut wurden, wovon medizinischer Dienst (MdK) und Heimaufsicht bislang keine Kenntnis hatten, wie sie auf Anfrage mitteilten.

So klagten drei Mitarbeiter, dass sie sich von einem Heimbewohner "die Krätze geholt" hätten, was zumindest in zwei Fällen Hautärzte bestätigt könnten. "Bei unseren Prüfungen in der Einrichtung im Zeitraum von März bis Juli 2017 konnte ein Scabiesbefall (Krätze) bei den von uns besuchten Bewohnern nicht bestätigt werden", so die stellvertretende MdK-Geschäftsführerin Dr. Ottilie Randzio.

Der Prüfung unterzogen wurden im Februar, April und Juli jeweils neun der Heimbewohner. Eine durchaus übliche Praxis, die auch bei den Regelprüfungen angewendet wird, wie sie in all den anderen Heimen der Region normalerweise einmal im Jahr stattfindet. Die Ergebnisse werden mit etwas zeitlicher Verzögerung im Internet unter www.pflegenavigator.de veröffentlicht.


59 Kriterien

Diese ganztägigen Kontrollbesuche gestalten sich so, dass aus den Patienten-Unterlagen neun Akten - angeblich - nach dem Zufallsprinzip herausgenommen werden und nachgeprüft werden.

Dabei werden die Heimbewohner auch befragt, so es denn möglich ist. Was nicht immer gelingt, wenn zum Beispiel medizinische Umstände dagegen sprechen oder vom eingesetzten Betreuer eine Zustimmung nicht vorliegt oder nicht eingeholt werden kann, weil der nicht erreichbar ist.

In die Bewertung des MdK fließen 59 Kriterien ein, die in ein Gesamtergebnis münden. 32 Punkte davon beziehen sich auf die medizinische Versorgung, die in der Pflegenote zum Ausdruck kommt. Die weiteren Kriterien dröseln sich nach Umgang mit demenzkranken Bewohnern, soziale Betreuung und Alltagsgestaltung sowie Wohnumfeld, Verpflegung und Hygiene (jeweils neun Kriterien) auf.

Zumindest in der Darstellungsform im Internet hat sich im AOK-Pflegenavigator nach dem Aufdecken des Pflegeskandals in Schloss Gleusdorf von 2016 auf 2017 eine Änderung ergeben. Ob die Kontrolleure genauer hinschauen, darf zumindest vermutet werden.

"Unsere Heimaufsicht, die Fachstelle Pflege- und Behinderteneinrichtungen -Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) - , ist dankbar für alle Informationen, die auf mögliche Missstände in Pflegeheimen hinweisen und bemüht sich um Aufklärung. Oberste Priorität hat, dass alle Heimbewohner gut versorgt und betreut werden. Die FQA nimmt alle Hinweise ernst und überprüft die einzelnen Fälle", teilte die Sprecherin des Landratsamtes Haßberge, Monika Göhr, zu den jüngsten Vorwürfen aus Gleusdorf mit. "Allerdings möchte ich um Verständnis bitten, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Detailinformationen zu den einzelnen Vorwürfen zur Verfügung stellen können."


Landratsamt schaut genau hin

Auf jeden Fall werde darauf geachtet, dass die Fachkraftquote und das Personalsoll eingehalten werden, versicherte Göhr zur Informationen, wonach einige Pflegekräfte das Haus verlassen haben oder wollen.

Ein wachsames Auge werfen die Ordnungshüter auch nochmals auf den Teich im kleinen Schlosspark, da bekannt wurde, dass der Heimleiter im Taucheranzug darin herumgeschwommen ist. Hatte es zunächst geheißen, dass Teiche mit weniger als 100 Kubikmeter Wasserinhalt genehmigungsfrei sind, wird nun nochmals ein Baukontrolleur die Tiefe des Gewässers überprüfen. Im Februar war dies noch misslungen: "Derzeit ist keine Überprüfung möglich, wie tief die Teiche sind, weil eine Eisschicht drauf ist", hieß es aus dem Landratsamt. Seither ist offensichtlich niemand auf die Idee gekommen, dies nachzuholen. Besondere Auflagen für solche Bereiche, wo verwirrte Menschen laufen, gebe es nicht.