Das Diakonische Werk Haßberge bietet in Ebern ein Frühstück an, bei dem sich Menschen austauschen, die sich zu Hause um kranke Angehörige kümmern.
Johanna leidet. Die 50-jährige sorgt sich seit Jahren um die Mutter, die partout nie in ein Heim wollte. Jetzt ist sie dement, erkennt die Tochter oft gar nicht mehr, stellt sich stur, drangsaliert ausgerechnet die Person, die ihr ganz nahe steht. Johanna muss sich viele Vorwürfe anhören. Auch oder gerade, wenn Besuch da ist.
Johanna opfert sich auf - schon deswegen, weil es die Mutter auch getan hat, als sie und ihre Geschwister noch klein waren. Die Mutter hatte kein leichtes Leben. Der Ehemann war die ganze Woche auf Montage unterwegs, um Geld zu verdienen. Die mittlerweile 84-Jährige zog die vier Kinder fast im Alleingang groß, kümmerte sich um den Haushalt, die kleine Bauerei und die Noten, wenn es in der Schule mal nicht so perfekt gelaufen ist.
Soll Johanna ihre Mutter nun im Stich lassen? Nein, diese Frage hat sie sich noch nie gestellt. Aber ein paar mehr Verschnaufpausen würde sie sich schon wünschen.
Eine Gelegenheit dazu bietet das monatliche Frühstück für pflegende Angehörige, das das Diakonische Werk Haßberge neuerdings jeden vierten Mittwoch im Montag von 9.30 bis 11 Uhr im evangelischen Gemeindehaus anbietet.
Ein Treff, der zur "Seelenpflege und als Kraftquelle" dient, wie Claudia Hempfling in einem Flyer formuliert. "Unser Frühstück dient dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Es wird viel gelacht, aber auch gemeinsam geweint. Die Teilnehmer plaudern über Alltägliches, aber auch ihre Erfahrungen mit Behörden und andere Anlaufstellen."
Es gibt Tipps und Lebenshilfe. "Einfach einmal von der Seele plaudern, was einen bedrückt. Die Zuhörer sind alle Fachleute, weil sie selbst in vergleichbaren Situationen stecken."
Cornelia Schulze-Weidlich weiß als Organisatorin: "Der Gesprächsbedarf ist groß. Man erfährt, dass man nicht allein ist. Dass andere genauso unter der Krankheit ihrer Angehörigen leiden und damit kämpfen", so die Diplom-Sozialpädagogin. Gemeinsamkeit macht stark.
Auf sich selbst achten
So auch die Erfahrung, dass sich die anderen Geschwister oft gar nicht kümmern, oder sich für überfordert erklären.
Dabei sei es wichtig, dass sich die pflegenden Angehörigen nicht übernehmen. Achtsamkeit ist dazu das Schlagwort, die auch beim gemeinsamen Frühstückstreff neben Meditation und anderen Impulse angeboten wird. Auf die Signale des eigene Körpers hören (und reagieren). "Wir wollen auch mal einen Referenten einladen, der beispielsweise auf alternative Heilmethoden eingeht", schaut Claudia Hempfling voraus.
Vielfältige Angebote
Das neue Frühstücks-Angebot für pflegende Angehörige rundet das vielfältige Angebot Fachstelle der Diakonie Haßberge in
Ebern, Hofheim und Maroldsweisach ab.
Dazu gehören die mobile Tafel, das F.I.T.-Projekt mit einem günstigen Mittagsessen für Alleinstehende einmal im Monat (das unsere Zeitung finanziell unterstützt), ebenso wie die Aktion Pflegepartner, da sich ein rund 20-köpfiger Helferkreis gefunden hat, dessen geschulte Mitglieder sich für einige Stunden um einen Dementen kümmert, wenn sich der Betreuer aus dem Familienkreis sich selbst einmal ausklinken will oder muss (wie zu einem Behörden- oder Friseurbesuch).
Bis zu vier Stunden stehen diese Helfer an einem Tag zur Verfügung, um notwendige Handereichungen abzuwickeln, einfach nur um die Hand zu halten, die Zeitung vorzulesen oder ein Gebet zu sprechen.
Hinzu kommen Beratungsstunden der Fachstelle für Einzelgespräche, wie beispielsweise zum Thema Pflegegeld. In Maroldsweisach gibt es darüber hinaus eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz, die sich zwei Mal im Monat, immer am Dienstagnachmittag, zum Kaffee im Gemeindehaus "Arche" trifft, wozu auch ein Fahrdienst angeboten wird.
Kontakt: Diakonisches Werk Haßberge
Maroldsweisach, Hauptstraße 12 - Telefon: 09532-922313
Außenstelle Ebern,
Adalbert-Stifter-Straße
Telefon 09531-941094
Außenstelle Hofheim,
Telefon: 09523-502847