Die Abwasserbeseitigung von Kirchlauter muss modernisiert werden. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Am Dienstag entscheidet der Gemeinderat, wie die Kosten umgelegt werden. Das sorgt im Vorfeld schon für Unmut bei den 618 Einwohnern. Und besonders beim Schlossherrn.
Wie verteilt man eine Million Euro auf 618 Schultern? Bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im proppenvollen Oskar-Kandler-Zentrum ging es aber nicht um eine Ausschüttung, sondern um die Frage, wie die Kosten für die Ertüchtigungen der Kläranlage umgelegt werden. Die Baumaßnahme läuft auf Hochtouren, die neue Scheibentauchkörper-Kläranlage soll noch heuer ihren Betrieb aufnehmen, wie der Geschäftsführer des Planungsbüros TBW, Peter Ruck ausführte.
Also muss Geld her, um die Firmenrechnungen zu bezahlen. In geheimer Sitzung hat der Gemeinderat erste Überlegungen in der vergangenen Woche bereits angestellt, am Donnerstag präsentierte Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) drei Rechenmodelle und kürte eines davon gleich zum eigenen Favoriten: Die gesamten Kosten sollen zu 100 Prozent über Verbesserungsbeiträge bezahlt werden, die nach Geschoss- und Grundfläche des
jeweiligen Anwesens berechnet werden.
Als Alternativen stellte er eine Mischkalkulation aus Ergänzungsbeiträgen und erhöhtem Abwasserpreis sowie eine komplette Finanzierung über den Abwasserpreis vor. Der würde dann auf von 4,11 auf fast sieben Euro steigen.
Bei beiden Varianten, die den Abwasserpreis einbeziehen, müssten Darlehen aufgenommen werden, weswegen folglich Zinsen anfallen: 147 000 Euro bei der Mischkalkulation mit 80 Prozent über Verbesserungsbeiträgen bzw. 800 000 Euro bei der kompletten Gebührenlösung.
"Wenn ich Zinsen in dieser Größenordnung zahlen muss, kann ich nicht dafür sein", machte Kandler klar, dass er gegen die letzten beiden Varianten ist. Hingegen hielten einige Zuhörer die komplette Finanzierung über den Abwasserpreis für gerechter.
Dem Bürgermeister zur Seite sprang Uwe Derra (Freie Wähler) und plädierte für die Beitragszahlung: "Statt der Zinsen kann ich im einen Fall ein neues Feuerwehrauto kaufen, im anderen eine neue Kläranlage bauen", machte er die Dimensionen anschaulich. Dazu musste er sich aber entgegenhalten lassen, dass Zinszahlungen nicht wie Einnahmen betrachtet werden könnten. Ein Zuhörer: "Wenn ich jetzt 10 000 Euro auf einen Schlag zahlen soll, muss ich ja auch zur Bank rennen."
Modellberechnungen Solche Summen werden nach Kandlers Überzeugung gar nicht fällig: "Ein Ein-Familienhaus auf einem 850 Quadratmeter kostet 2866 Euro, ein Mehrfamilienhaus rund 4333 Euro", hat er in der Verwaltungsgemeinschaft ausrechnen lassen.
Einer, dessen Haus aber noch größer ist, meldete grundsätzliche Bedenken an: Franz Ludwig Graf von Stauffenberg.
Er wollte wissen, auf welcher rechtlicher Basis die Aufteilung nach Grund- und Geschossfläche erfolge. "Da sind ja zum Teil Geschosse dabei, die mit Abwasser gar nichts zu tun haben. Entscheidend sind doch die Personen, die in einem Haus wohnen."
"Die Rechtsgrundlage stehe im bayerischen Gesetz", gab der Bürgermeister zur Kenntnis und verwies zu weitergehenden Informationen auf einen Besuch in der Verwaltung.
Da wurde der Graf richtig böse. "Wir haben heute die Bürgerversammlung, und ich erwarte heute eine Antwort vom Bürgermeister. Wieso ist eigentlich niemand von der Verwaltung da?"
Enger Zeitplan Stauffenberg störte sich wie auch andere Versammlungsteilnehmer am Zeitplan: "Wir erfahren heute in der Bürgerversammlung davon, und der Gemeinderat entscheidet schon am Dienstag.
Wie können wir da noch Einfluss auf die Entscheidung nehmen?"
Obwohl Kandler mehrfach betonte, dass nicht er, sondern der Gemeinderat die Entscheidung treffe, wie die Kläranlagen-Kosten umgelegt werden, klang auch durch, dass es schon Vorüberlegungen gibt. Auf die Frage, in welchem Abstand die Raten bei der 100-Prozent-Lösung eingehoben werden sollen, hatte der Bürgermeister klare Vorstellungen: November, März und September. "Aber das beschließt der Gemeinderat erst am Dienstag", schränkte Kandler ein. Uwe Derra hatte in seiner Wortmeldung einen Vier-Raten-Vorschlag anklingen lassen.