Mit der ersten Festanstellung kommen auf junge Menschen die ersten Versicherungen zu. Wer unabhängig leben will, muss sich auch unabhängig von den Eltern versichern. Die 23-jährige Eva aus Eltmann weiß, wie schwierig das sein kann.
Am Anfang steht die Frage: "Wenn der Schaden eintritt, wie schlimm ist es dann finanziell für mich?" Brigitte Büttel von der Verbraucherzentrale kennt sie, die Versicherungen, die den Verbraucher nicht unnötig Geld kosten, sondern das Leben existenziell absichern sollen.
Doch als junger Mensch, gerade von daheim ausgezogen, mit dem ersten eigenen Einkommen auf dem Konto, gibt es oft Wichtigeres, als die bewusste Auseinandersetzung mit Versicherungen. Dabei geht es bei einem Versicherungsabschluss darum, "existenzbedrohende Risiken" abzusichern, erklärt die Beraterin.
Automatisch versichert Eva, die in einem Ortsteil von Eltmann lebt, hat nach der Realschule eine Ausbildung begonnen. Mittlerweile hat die 24-Jährige ausgelernt und arbeitet nicht mehr in einer Kfz-Werkstatt, sondern im kaufmännischen Bereich. Sie lebt gemeinsam mit ihren Eltern im Familienhaus und fährt ein eigenes Auto.
Wenn es um die Gesetzliche Krankenversicherung, Privathaftpflicht-, Rechtsschutz- oder Hausratversicherung geht, sind junge Leute oft noch über den Familientarif versichert, werden bestimmte Merkmale erfüllt: Mit dem 25. Geburtstag endet zum Beispiel die kostenlose Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse. "Kinder können aber auch schon vorher rausfliegen, wenn sie berufstätig sind" oder ein bestimmtes Einkommen überschreiten, erklärt ein Beitrag im Finanztest der Stiftung Warentest. Es sei ratsam, im Zweifel einen Blick in den Familien-Vertrag zu werfen oder direkt beim Versicherer nachzufragen, ob die aktuelle Situation in Ausbildung oder Studium die Bedingungen erfüllen.
Wechseln kann sparen Grundsätzlich kann niemand in Deutschland auf den Schutz durch eine Krankenversicherung verzichten. Mit Beginn der Ausbildung war für Eva aus Eltmann der erste eigene Versicherungsvertrag fällig. Weg von der Privaten wechselte sie ins gesetzliche Krankenversicherungssystem. Kollegen gaben ihr damals Ratschläge, welche Krankenkasse mit welchen Leistungen sinnvoll sein könnte.
Wenn die Eltern privat versichert sind, haben die erwachsenen Kinder die Möglichkeit, sich bei Studienbeginn generell von der Versicherungspflicht befreien zu lassen. Interessant wird es, wenn die Eltern - beide zum Beispiel Beamte - einen Beihilfe- Anspruch für die Kinder haben. Dann benötigt der Studierende nur eine Teilversicherung und keine private Krankenvollversicherung.
Dann muss der Verbraucher allerdings nach Studienabschluss bei der privaten Krankenversicherung bleiben und den vollen Tarif bezahlen, selbst wenn er keinen Arbeitsplatz bekommt. Eine gesetzliche Versicherung wird zum Beispiel durch Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung wieder möglich. Nach Beratungserfahrungen der Verbraucherzentrale könnten viele Privatversicherte mit zunehmendem Alter die Beiträge der privaten Kassen nicht mehr zahlen. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung gibt es keine kostenlose Familienversicherung.
Probleme mit zu hohen Versicherungsbeiträgen hatte Eva als Auszubildende mit dem Berufsunfähigkeitsschutz. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dann eine monatliche Rente, wenn aus gesundheitlichen Gründen der Beruf aufgegeben werden muss. "Ich wollte immer eine abschließen, aber sie war mir zu teuer", erinnert sich Eva. Diese Überlegungen liegen jetzt auch schon wieder einige Jahre zurück, aber "jetzt arbeite ich auch nicht mehr in einer Werkstatt, jetzt ist das Risiko nicht mehr ganz so hoch", hofft Eva. Doch noch beim Drüberreden nimmt sie sich vor, sich noch einmal genauer zu erkundigen.
Auch Fremdschäden absichern Für die Beraterin Brigitte Büttel gehört diese Versicherung auf jeden Fall dazu: "Ganz wichtig: Arbeitskraft absichern!" Um im Ernstfall schon in frühen Jahren mit einem monatlichen Rentenbeitrag abgesichert zu sein, sollten junge Menschen den Versicherungsvertrag "möglichst frühzeitig abschließen", so Büttel, die Laufzeit des Vertrages bis zum Eintritt in den Altersruhestand gewählt werden und die monatliche Rente mindestens 1000 Euro betragen.
Durch "Dynamik und Nachversicherungsgarantie", so Büttel, kann die Monatsrente mit steigendem Einkommen nachträglich aufgestockt werden. Das hängt von den Vertragsbedingungen ab. Umso früher man die Versicherung abschließt, desto besser sind die Konditionen, weil junge Menschen eher selten schon mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben.
Ob es als Fußgänger oder Radfahrer zu einem Verkehrsunfall kommt oder man die teure Vase des Gastgebers fallen lässt - beides wären denkbare Szenarien, in denen eine Private Haftpflichtversicherung greift. Wer anderen Schaden zufügt, muss dafür aufkommen. "Unverheiratete Kinder sind in der Regel bis zum Ende ihrer Ausbildung über den Vertrag der Eltern mitversichert", schreibt der Finanztest. Wenn Eva so drüber nachdenkt, muss sie noch einmal genauer schauen, wie das bei ihr ist. "Das Thema ist halt irgendwie ganz weit weg", gibt sie zu. Sie weiß aber auch, "wenn der Schaden eintritt, ist es zu spät", sagt sie.
Auch beim Thema Hausratversicherung zählt: "Wie viel ist mein Inventar wert?", sagt Büttel. Oder anders herum: Wie schlimm kann ein Schaden finanziell für mich werden? Für den einen ist möglicherweise ein neues Bett eher angeschafft, als die Versicherungssumme im Jahr gezahlt.
Wer bei all den Versicherungsanbietern auf der Suche nach dem einen richtigen Vertrag für sich ist, sollte nicht nur ein Vergleichsportal bedienen. Denn: Bekannte Online-Portale sind teilweise über gewerbliche Anzeigen finanziert und leben, wie der Versicherungsmakler eben auch, von der Provision.
Wer Angebote auf Portalen einholt, sollte zusätzlich die Ergebnisse der Stiftung Warentest hinzuziehen oder, so Büttel, in der Verbraucherzentrale um Rat fragen sowie in jedem Fall mehrere Angebote vergleichen. Aus Erfahrung weiß die Verbraucherberaterin: "Jeder Verbraucher ist anders gestrickt", ganz egal ob Jung oder Alt.