Wenn eine Tankstelle überfallen wird, hinterlässt das bei anderen Betreibern ein schlechtes Gefühl. Jede könnte die nächste sein. Viele Unternehmer im Landkreis Haßberge haben leidliche Erfahrung mit Gaunern gemacht. Wie schützen sie sich?
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Tankstellenüberfall in Ebelsbach vergangene Woche wirft die Frage auf: Wie können Betreiber sich und ihr Personal vor Schaden schützen? Infranken.de hat bei Tankstellen im Kreis nachgefragt, auf welche Sicherheitstechnik gesetzt wird und wie sich Angestellte im Ernstfall verhalten sollen.
Klaus Hofmann sperrt seinen Tankstellenshop an der Bamberger Straße in Zeil ab sofort um Punkt 20 Uhr zu. Während der Geschäftszeiten wird einer Kassierin an der Ladentheke immer ein Mann zur Seite gestellt. "Niemand soll Angst haben müssen, wenn er arbeitet", sagt der Seniorchef der Avia-Tankstelle und des Autohauses Trummer in Zeil.
Die beiden Maßnahmen sind Reaktionen auf den Tankstellenüberfall in Ebelsbach in der Nacht auf den Donnerstag der vergangenen Woche.
Einbrecher verletzen den Hund Überfallen wurde Hofmanns Autohaus mit integrierter Tankstelle noch nie. Eingebrochen haben sie bei ihm aber schon fünf Mal. "Wir hatten's sogar drei Mal in einem Jahr", sagt er. Dabei hat er alles getan, um es zu verhindern: Teure Sicherheitstechnik und Kameras angeschafft; sogar einen Schäferhund, der Wache hält. Irgendwie finden die Kriminellen immer einen Weg. "Den Hund haben sie einmal mit einem Feuerlöscher traktiert. Seitdem schläft er fast nur noch", sagt Hofmann. Ein anderes Mal wurde der Hund des Hauses mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt. Manche Einbrecher schrecken vor Tierquälerei nicht zurück.
Um den Anreiz für Räuber zu verringern, werden nur sehr geringe Geldmengen im Shop der Tankstelle aufbewahrt, an den Zapfsäulen kann auch direkt per Geldkarte bezahlt werden.
In 20 Jahren hat Werner Winkelmann von der Aral-Tankstelle in Ebern nur einen Einbruch erlebt. Da sind sie durchs Fenster eingestiegen. Sonst hatte er Glück. Außer ein paar kleineren Diebstählen im Shop und an der Zapfsäule war Ruhe.
Geld wird ständig abgeschöpft "Beim Sprit-Diebstahl ist es auch meistens so, dass die Kunden nur vergessen haben, zu bezahlen", sagt Winkelmann. In diesen Fällen ist es gut, dass Kameras angebracht sind. Anhand der Kennzeichen, die aufgezeichnet werden, sind die säumigen Spritbezieher meist schnell gefunden. Wenn nicht, zahlt die Versicherung. "Wir haben auch das Glück, dass die Polizei nur 50 Meter entfernt liegt", sagt Winkelmann.
Das dürfte ein Grund für die geringe Kriminalität an der Eberner Tankstelle sein. Zusätzlich gilt, was an wohl jeder Tankstelle gilt: Das Geld wird mehrmals am Tag abgeschöpft. Und wenn es doch zu einem Überfall kommen sollte, ist das Personal angewiesen, den Kasseninhalt herauszugeben. "Die Gesundheit unserer Angestellten geht immer vor", sagt Winkelmann.
Geld niemals offen zählen Die vielleicht wirkungsvollste Abschreckung für Räuber ist reger Betrieb. Der Shop der Tankstelle Just-Stop in Burgpreppach ist 24 Stunden geöffnet, und auf dem Rastplatz sind Tag und Nacht rastende Trucker unterwegs. Dazu setzt Peter Just wie die anderen Betreiber im Kreis rund um die Uhr auf Videotechnik und Alarmanlage. "Mehr kann man nicht tun", sagt Just. Um sein Personal zu schützen, weist es der Unternehmer an, nie offen Geld zu zählen.
Große Geldscheine dürfen nur angenommen werden, wenn sie in Relation zu dem zu zahlenden Betrag stehen: Ein 500-Euro-Schein zum Beispiel nur, wenn für mehr als 400 Euro eingekauft wird. "In den Kassen ist nie viel zu holen, und auf die Tresore hat unser Personal keinen Zugriff", sagt Just. Er will wenig Nährboden für Kriminelle lassen. In seiner Tankstelle wurde bislang weder eingebrochen, noch wurde sie überfallen.
So häufig wie den fünf Mal beraubten Zeiler, Klaus Hofmann, erwischt es vermutlich wenige Betreiber im Landkreis. Und das obwohl er auf moderne Technik setzt. Sicherheitsexperte Ludwig Ratzer aus Ebelsbach weiß, dass auch Kameras und Alarmanlagen ihre Grenzen haben. "Wenn ein Täter vermummt ist, bringt die Bildaufzeichnung fast nichts", sagt er. Im Ernstfall des Raubes - wie vergangene Woche in Ebelsbach geschehen - gehe es um Schnelligkeit, meint Ratzer.
Er hat einen kleinen Sensor entwickelt, mit dem Kassenpersonal im Ernstfall einen stillen Alarm auslösen kann. Der Notruf wird unmittelbar an eine zentrale Meldestelle geleitet. Von dort aus dann die Polizei verständigt. "Das ist eine Sache von wenigen Minuten. Selbst wenn der Täter dann schon geflohen ist, kann die Verfolgung schneller losgehen", sagt Ratzer. Wie sein Gerät aussieht und wo es positioniert werden könnte, möchte er aus Vorsicht nicht verraten. Er weiß, dass auch die Neuentwicklung keine 100-prozentige Sicherheit bietet. Aber vielleicht, so hofft der Ebelsbacher, kann es in Zukunft zu einer besseren Aufklärungsquote bei Raubüberfällen beitragen.