Wenn es eng wird, besteht Unfallgefahr auf der A 70

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Lastwagen stehen auf dem nördlichen Spitzberg-Parkplatz bei Limbach. Klaus Schmitt
Lastwagen stehen auf dem nördlichen Spitzberg-Parkplatz bei Limbach.  Klaus Schmitt
Der Slowake Stefan Mede bereitet sich sein Essen zu.
Der Slowake Stefan Mede bereitet sich sein Essen zu.
 
Der Pole Michael Trawczynski macht öfters Station auf den A 70-Parkplätzen im Landkreis Haßberge.
Der Pole Michael Trawczynski macht öfters Station auf den A 70-Parkplätzen im Landkreis Haßberge.
 
Auf dem südlich Spitzberg-Parkplatz oberhalb von Limbach.
Auf dem südlich Spitzberg-Parkplatz oberhalb von Limbach.
 
Der südliche Steinsäcker-Parkplatz nahe der Anschlussstelle Haßfurt.
Der südliche Steinsäcker-Parkplatz nahe der Anschlussstelle Haßfurt.
 

Auf den vier Parkplätzen an der Maintalautobahn im Landkreis Haßberge sind die Stellplätze knapp für Lastwagen.

Sie bezeichnen sich gerne als "Cowboys der Landstraße" und gelten als die letzten, die in ihrem Beruf bisweilen ein Abenteuer sehen. Das sind schöne Beschreibungen für den Job der Fernfahrer. Manchmal stimmen die nostalgischen Schilderungen sogar. "Es ist keine schlechte Arbeit", sagt Stefan Mede. Der 38-jährige Slowake ist seit neun Jahren mit seinem Lastwagen auf den Autobahnen quer durch Europa (ohne Skandinavien) unterwegs, und einen Vorteil hat sein Beruf ganz sicher: "Wenn ich aufstehe, bin ich schon in Arbeit."

Am Dienstag, dem Tag der deutschen Einheit, stand Mede mit seinem Lkw-Gespann auf dem Parkplatz "Steinsäcker" an der Anschlussstelle Haßfurt der Maintalautobahn (A 70). Er musste seinen Laster dort abstellen, weil am Feiertag wie auch an Samstagen und Sonntagen Lastwagen nicht fahren dürfen. Es sei denn, die Fahrer haben eine Ausnahmegenehmigung.

Fern seiner Heimat machte es sich Mede so gemütlich wie möglich. An seinem Iveco-Laster klappte er an der Seite ein Tischchen nach außen, stellte eine Pfanne auf eine per Gas betriebene Flamme und brutzelte sich ein Steak und eine Hähnchenkeule. Fernfahrer-Romantik. Der 38-Jährige lächelt und freut sich auf seine Mahlzeit.

Wenn er unterwegs ist, stellt der Slowake an Feiertagen oder nachts seinen Lastwagen immer auf Parkplätzen an der Autobahn ab. Das ist gar nicht so leicht, sind doch viele Stellflächen meist belegt und Parkplätze überlastet. Das gilt für die vier Parkplätze an der A 70 im Kreis Haßberge genauso wie für andere Stellflächen überall in Deutschland. Bei Limbach gibt es die beiden "Spitzberg"-Parkplätze mit jeweils neun Lkw-Stellflächen an jeder der beiden Richtungsfahrbahnen. An der Anschlussstelle Haßfurt bieten die beiden "Steinsäcker"-Parkplätze sechs und neun Lastwagen-Parkzonen.

Insgesamt nicht viel Abstellfläche. Aber: Zwischen beiden Parkplätzen liegt der Eurorastpark Knetzgau. Der Autohof neben der A 70 hat 122 Lkw-Stellflächen, und die sind nach eigenen Angaben nicht ausgelastet. "Wir haben noch Kapazitäten", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Das Problem für viele Lkw-Fahrer: Sie müssen eine einmalige Standgebühr von zehn Euro bezahlen. Dafür bekommen sie zwar einen Gutschein für die Gastronomie vor Ort. Dennoch hält der finanzielle Beitrag viele Fernfahrer davon ab, den großen und sicheren Rastpark anzusteuern.

Sie bleiben lieber auf den kostenfreien Parkplätzen. Und die können gefährlich sein, wenn dort zu viele Lastwagen auf einmal auftauchen. Manche stellen sich dann neben die Ausfahrtspur oder - noch schlimmer - an die Auffahrtspur. Manchmal so gewagt, dass das Heck ihres Lasters noch auf die Standspur neben der Fahrbahn ragt. Wenn da ein Auto oder ein anderes Fahrzeug in rasanter Fahrt auf der Autobahn zu weit nach rechts kommt... Unfälle dieser Art hat es schon gegeben, im Kreis Haßberge zum Glück bisher nicht.

Dieter Gonnert, Chef der Autobahnmeisterei Knetzgau, die die A 70 zwischen Bergrheinfeld und Bamberg/Hafen betreut, hat solche Lastwagen, die sich bis auf die Standspur zurückstauen, schon gesehen. Aber dagegen machen "können wir nichts. Ich gehe nachts nicht raus und wecke die Fahrer auf."

Aber genau das macht die Polizei. Bei allen nächtlichen Streifenfahrten wird die Situation auf den Parkplätzen unter die Lupe genommen, sagt Bernhard Meyer von der Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck, die für die A 70 bis Eltmann zuständig ist. Es gebe "keine Chance" und "keine Toleranz" für Fahrer, die ihre "Brummis" vor allem auf den Parkplatz-Zufahrten nahe zur Fahrbahn oder gar auf der Standspur abstellen. Sie werden weggeschickt und müssen sich einen neuen Schlafplatz suchen. Gefährliches Parken "geht überhaupt nicht", betont Meyer.

Die Polizei kann aber nicht jederzeit an jedem Ort sein. Die Dienststelle in Werneck muss neben vielen Kilometern Autobahn insgesamt acht Tank- und Rastanlagen sowie 25 Parkplätze überwachen. Da kann es schnell passieren, dass sich innerhalb von Minuten Lastwagen auf den Parkplätzen stauen. Dieter Gonnert schildert, dass die Autobahnmeisterei schon einmal 32 Lastwagen auf einem der beiden "Steinsäcker"-Parkplätze gezählt hat. Ein Rekordwert.

Mittlerweile ist dort die Situation besser geworden. Denn die Autobahnmeisterei hat die Zufahrt baulich verengt. Zu eng für stehende Lastwagen. Dieter Gonnert hofft auch darauf, dass weiterer Parkraum geschaffen wird. Bei Gochsheim, so hat er gehört, sollen neue Stellflächen angelegt werden.

Am Dienstag, dem Feiertag, wirkt die Situation auf den vier Parkplätzen weitgehend entspannt. Die Parkräume sind fast voll, es gibt noch einzelne freie Stellflächen. Sichtbar wird aber, dass die Stellflächen nicht reichen. Viele Lastwagen stehen entlang der Verbindungswege auf den vier Parkplätzen - außerhalb markierter Stellflächen - oder auf den Parkbuchten für Autos. Ein Sicherheitsrisiko bilden sie nicht.

"Ich weiß, wo ich stehen kann", erklärt Michael Trawczynski. Der 28-Jährige fährt für ein Unternehmen aus dem Raum Kassel und machte am Dienstag Station an der A 70. Seinen Mercedes-Sattelzug stellte der Pole entlang einer Parkplatz-Straße ab. Daneben war noch genügend Platz für fahrende Lastwagen und für Autos sowieso. Er hält des Öfteren auf den Parkplätzen an der A 70 im Kreis Haßberge. Für seine Firma steuert er München an, und auf der Rückfahrt kommt er nach etwa viereinhalb Stunden in den Landkreis. Nach dieser Fahrzeit muss er Pause machen.

Michael Trawczynski schildert, dass hier wie andernorts die Parkplätze meistens voll sind. Werktags ist in den Nachtstunden noch mehr los als feiertags oder an den Wochenenden, wie auch die Autobahnmeisterei bestätigt. Das hat vermutlich damit zu tun, dass deutsche Fahrer noch versuchen, am Wochenende oder an Feiertagen nach Hause zu kommen. Ausländische Fahrer haben diese Möglichkeit meist nicht - eben wie Michael Trawczynski und Stefan Mede am Tag der deutschen Einheit.

Sie müssen sich wie ihre Kollegen an jedem Tag auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nachtruhe begeben. Ein Dilemma begleitet sie: Warten sie mit dem Parken lange bis in die Nacht, wird es immer enger auf den Parkplätzen. Fahren sie die Abstellräume früher an, dann ist die Chance auf einen Parkplatz größer, aber sie schaffen möglicherweise ihr Kilometerpensum nicht. Eines weiß Stefan Mede aber sicher: Auf einem gefährlichen Areal stellt der Slowake seinen Lastwagen nicht ab. "Dann fahre ich weiter."