Wenig Ertrag und Faulbrut machen Imkern Sorgen

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Die Carnicabienen haben Harald Kuhn bisher nicht viel eingebracht. Fotos: Katja Kölbl
Die Carnicabienen haben Harald Kuhn bisher nicht viel eingebracht.  Fotos: Katja Kölbl
Mit einem Smoker vertreibt Harald Kuhn aus Zeil die Bienen, so dass er sich dem Volk ungefährdet nähern kann. Fotos: Katja Kölbl
Mit einem Smoker vertreibt Harald Kuhn aus Zeil die Bienen, so dass er sich dem Volk ungefährdet nähern kann.  Fotos: Katja Kölbl
 
In den Bienenwaben, die Joseph Rümer zeigt, werden sowohl Honig und Pollen eingelagert als auch die jungen Bienen aufgezogen.
In den Bienenwaben, die Joseph Rümer zeigt, werden sowohl Honig und Pollen eingelagert als auch die jungen Bienen aufgezogen.
 
Mit einem Stockmeisel trennt man die Rähmchen voneinander.
Mit einem Stockmeisel trennt man die Rähmchen voneinander.
 
In der Magazin-Beute, einem wetterbeständigen Holzkasten, hängen Rähmchen, von denen Harald Kuhn gerade eines herauszieht.
In der Magazin-Beute, einem wetterbeständigen Holzkasten, hängen Rähmchen, von denen Harald Kuhn gerade eines herauszieht.
 

Das geschäftige Summen täuscht: Die Arbeiterbienen schwärmen im Landkreis Haßberge zwar fleißig aus, bringen aber nur wenig Honig in den Stock. Mancher Imker ist froh, wenn der Ertrag für ein Honigbrot reicht. Die Amerikanische Faulbrut um Haßfurt bereitet zusätzlich Sorgen.

So ganz will Harald Kuhn seine Bienenvölker nicht aus der Verantwortung nehmen. Sicher, der Winter war lang und das Frühjahr verregnet. "Aber es kommt schon darauf an, wie clever die Völker sind", sagt der Imker. 25 Bienenvölker hat der Zeiler in Ziegelanger und Altershausen stehen. An diesem sonnigen Tag sind sie Besuchern gegenüber friedlich gesinnt. "Wie aggressiv ein Volk ist, liegt zum großen Teil an der Königin. Manchmal stimmt die Chemie nicht", sagt Harald Kuhn. Und ergänzt: "Keine Harmonie, kein Überleben."



Momentan läuft in seinen Bienenstöcken alles rund. Trotzdem ist 2013 kein gutes Imkerjahr. "Wenn ich davon leben würde, wäre es eine Katastrophe und ein reines Zuschussgeschäft", sagt der Familienvater. Normalerweise erntet er bei seinen 25 Bienenvölkern jährlich etwa 30 Kilogramm Honig.
Doch dieses Jahr bringt ihm die Frühjahrstracht (die Blütezeit bis Juni) gerade einmal zehn Kilogramm ein. Maximal. Von der Spättracht (Mitte Juni bis August) erwartet sich Kuhn kaum etwas.

Kein Leistungsdruck
Glücklicherweise haben die Bienen in Kuhns Obhut keinen Leistungszwang. Sie beeindrucken den 55-Jährigen allein durch ihre Lebensführung. Es sei faszinierend, wie ein Bienenvolk funktioniere und jedes Tier instinktiv seine Aufgaben verrichte. Obwohl das Leben einer Arbeiterbiene eigentlich ein trauriges ist. "Die Biene kommt auf die Welt, arbeitet und fällt um", sagt Harald Kuhn trocken.


Das Zusammenleben folgt dazu strengen Regeln. Die Männer (Drohnen) sterben beim Begatten, und wer der Königin den Thron streitig macht und ungeplant Eier legt, wird getötet. Eine Arbeiterbiene lebt zwischen eineinhalb und neun Monaten. Die männliche Drohne von Mai bis Juli. Die Königin hat das schönste Leben. Sie ist als einzige geschlechtsreif und wird zwischen drei und fünf Jahre alt. Allerdings hat sie auch einen harten Job: In ihren Hochzeiten legt sie 2000 Eier - pro Tag.

Amerikanische Faulbrut bedroht Bienen
Die Amerikanische Faulbrut, die die Imker in und um Haßfurt in Atem hält, macht Kuhn bislang keine Sorgen. Er befindet sich außerhalb des Sperrbezirks mit einem Radius von   drei Kilometern. Die Faulbrut ist eine Erkrankung der Bienenbrut (also der Larven), die immer zum Tod des Bienenvolkes führt. Wegen der Bedeutung der Biene als landwirtschaftliches Nutztier ist sie als anzeigepflichtige Tierseuche eingestuft, die vom Staat bekämpft wird.

Die Honigbiene gilt immerhin - nach Rind und Schwein - als das drittwertvollste Haustier des Menschen. Sie spielt im Ökosystem eine wichtige Rolle und ist für die Bestäubung sämtlicher Blütenpflanzen verantwortlich. Für Menschen und andere Tiere sind die Seuche und auch der Genuss von Honig völlig ungefährlich.
Auch die Bienenvölker von Joseph Rümer in Prappach befinden sich außerhalb des Sperrbezirks. Theoretisch. "Vom Haßfurter Stadtkern aus sind wir vier Kilometer entfernt. Aber vom Herd der Faulbrut in der Nähe des Sportgeländes nur Luftlinie drei Kilometer." Rämer fürchtet, dass sich seine Bienen nicht an die amtlichen Vorgaben halten und bei der Suche nach Nektar möglicherweise infizierten Bienen begegnen.

Erwachsene Bienen können zwar nicht an Faulbrut erkranken, verbreiten aber die Sporen in ihrem Haarkleid oder als Ammenbienen, die die Larven füttern. So führen sie die Infektionskette fort. Nach der letzten Meldung aus dem Landratsamt Haßberge sind 20 bis 25 Imker im Raum Haßfurt von der Amerikanischen Faulbrut betroffen.


Standpunkt: Die Biene liefert mehr als Honig
Es ist ein unglückliches Paradox: Während die beliebte Biene Maja wieder auf den Bildschirm zurückgekehrt ist (zwar computeranimiert und in 3D, aber immerhin), verschwinden die fleißigen Bienchen in Unterfranken und ganz Deutschland, ja auf der ganzen Welt von der Bildfläche.

Dabei ist die Biene das drittwichtigste Haustier der Menschen (nach Rind und Schwein) und ist für Mensch und Tier lebenswichtig. "Jeder dritte Bissen, den wir essen, ist von Bienen abhängig", sagte der Filmregisseur Markus Imhoof in einem Interview. Er hat das Sterben der Bienen in der preisgekrönten Dokumentation "More Than Honey - mehr als Honig" im Jahr 2012 dokumentiert. Und hebt das Bienensterben damit auf eine internationale Bühne.

Der Film zeigt, wie Bienen in riesige amerikanische Mandel-Plantagen transportiert und dort durch Spritzmittel schleichend vergiftet werden. In China müssen Apfelplantagen von Arbeitern in Handarbeit bestäubt werden, weil keine Bienen mehr da sind. Der dadurch entstehende "Bestäubungsschaden" verschlingt Millionen von Euro, Dollar und Yuan.

Die kleine Biene, die so viel Gutes tut (und nur selten sticht) hat viele große Feinde: den Klimawandel, schädliche Milben, die Ausbreitung von Viren und - den Menschen. Chemieunternehmen stellen Pflanzenschutzmittel her, die den Bienen anscheinend extrem schaden. Die EU-Kommission ist nun eingeschritten und hat den Einsatz der Nervengifte beim Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle ab Dezember verboten. Diese Pflanzen lieben Bienen besonders.

Aber es gibt noch weitere mögliche Gründe für das Bienensterben: den Nahrungsmangel wegen vieler Monokulturen in der Landwirtschaft beispielsweise.

Es ist mühsam, sich als einfacher Verbraucher die Fakten zusammenzusuchen. Und trotzdem ist es unerlässlich, weil die Bienen es wert sind. Mehr als 80 Prozent aller angebauten Pflanzen werden von Bienen bestäubt, ihr volkswirtschaftlicher Nutzen wird auf jährlich 22 Milliarden Euro geschätzt.

Eigentlich sollte allein diese unglaubliche Summe dafür sorgen, das schnellstmöglich eine Lösung gefunden wird, die den Bienen das Überleben sichert. Vielleicht liegt sie aber auch im Kleinen: Denn wie jeder einzelne mit der Natur umgeht, das bestimmt er immer noch selbst. Jeder kann der Natur etwas Gutes tun.