Schlosspark Untermerzbach wird nach historischem Vorbild wiederhergestellt

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Der "Englische Landschaftspark" unterhalb des Schlosses Untermerzbach bietet weite Wiesen und geschwungene Wege. Fotos: Ronald Heck
Der "Englische Landschaftspark" unterhalb des Schlosses Untermerzbach bietet weite Wiesen und geschwungene Wege.  Fotos: Ronald Heck
Blick von der Terrasse hinunter in die Parkanlage.
Blick von der Terrasse hinunter in die Parkanlage.
 
Ein Weg schlängelt sich vom Schlosshügel zum Osttor. Direkt dahinter liegt der Ort Untermerzbach.
Ein Weg schlängelt sich vom Schlosshügel zum Osttor. Direkt dahinter liegt der Ort Untermerzbach.
 
Der Lindenhain erinnert an die Zeit, als die Anlage noch ein Barockpark war.
Der Lindenhain erinnert an die Zeit, als die Anlage noch ein Barockpark war.
 
Die kleine Kapelle wurde von den Pallotinern erbaut. Sie soll renoviert werden.
Die kleine Kapelle wurde von den Pallotinern erbaut. Sie soll renoviert werden.
 
Das Luisenplätzchen mit dem "L" aus Buchsbäumen. Der Buchstabe bezieht sich auf Luise Henriette von Rottenhan. Von hier hat man einen guten Ausblick auf das Itztal.
Das Luisenplätzchen mit dem "L" aus Buchsbäumen. Der Buchstabe bezieht sich auf Luise Henriette von Rottenhan. Von hier hat man einen guten Ausblick auf das Itztal.
 
Mächtige Bäume säumen die Spazierwege.
Mächtige Bäume säumen die Spazierwege.
 
Teilweise uralte Bäume mussten gefällt werden, weil sie drohten umzustürzen. Dieser Stamm bleibt vorerst liegen, weil die seltene Käferart Eremit darin wohnt.
Teilweise uralte Bäume mussten gefällt werden, weil sie drohten umzustürzen. Dieser Stamm bleibt vorerst liegen, weil die seltene Käferart Eremit darin wohnt.
 
Eine Plakette erinnert an die Stelle, wo der letzte Graf Maximilian von Rottenhan 1886 starb.
Eine Plakette erinnert an die Stelle, wo der letzte Graf Maximilian von Rottenhan 1886 starb.
 
Im kleinen See schwimmen Fische. Das Wasser wird im Notfall auch zum Feuerlöschen verwendet.
Im kleinen See schwimmen Fische. Das Wasser wird im Notfall auch zum Feuerlöschen verwendet.
 
Das Schloss Untermerzbach ist seit 2011 eine von fünf Akademien der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft.
Das Schloss Untermerzbach ist seit 2011 eine von fünf Akademien der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft.
 

Zum Tag der Parke stellt infranken.de einen der vielen schönen Schlossgärten im Naturpark Haßberge vor. Wie ist die Anlage in Untermerzbach entstanden?

Balustraden zieren die Terrasse, Treppen führen hinunter in die Landschaft mit hohen alten Bäumen und einem See. Ein geschwungener Weg schlängelt sich großzügig durch die Wiese zum Osttor. Julia Stärk sieht von ihrem Büro im Schloss Untermerzbach täglich diese denkmalgeschützte Parkanlage. Sie arbeitet für die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), die seit 2011 im Schloss eine Akademie der gesetzlichen Unfallversicherung betreibt. "Gerade im Sommer spazieren unsere Seminarteilnehmer gerne im Schlosspark", sagt Julia Stärk.

Heute ist der "Europäische Tag der Parke". Der Aktionstag rückt jedes Jahr am 24. Mai Natur- und Nationalparks in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Naturpark Haßberge misst 80 000 Hektar - alles Mischwälder und Wiesen. Das "Land der Burgen, Schlösser und Ruinen". 26 Schlösser, 15 Burgen und 20 vorgeschichtliche Fliehburgen und Wallanlagen.

Einer, der gut Antwort geben kann auf die Frage, wo man in der Region schöne Parkanlagen findet, ist Johannes Bayer vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Haßberge. Ihm fallen auf Anhieb einige sehenswerte Parks ein: "Da gibt es natürlich den Landschaftspark Bettenburg. Und die Schlossparks in Friesenhausen, Kirchlauter und Oberschwappach." Die Kreisfachberater erzählt, dass der Verband gerade an einer Broschüre "Parks und Gärten im Landkreis Haßberge" arbeitet. Das Projekt befinde sich aber noch in der Vorbereitungsphase. Auch der Schlosspark Untermerzbach wird auf dieser Liste stehen. Johannes Bayer weiß, dass die Parkanlage gerade professionell wiederhergestellt und weiterentwickelt wird.

Das Schoss Untermerzbach wurde 1534 erbaut und gehörte lange Zeit der Grafenfamilie Rottenhan. Im 18. Jahrhundert wurde es zum heute sichtbaren Schloss umgebaut. 1922 erwarben die Pallottiner den Besitz, betrieben dort viele Jahre ein Bildungshaus. Das Noviziat zog sich vor gut sechs Jahren nach Salzburg auf den Stammsitz zurück, die Hochschule ist jetzt in Vallendar am Rhein. Das Anwesen wurde verkauft. 2010 begannen die Bauarbeiten für die Nutzung als Akademie der VBG. "Die Parkanlage ist zurzeit nur eingeschränkt zugänglich. Manche Wege müssen neu gemacht werden", erklärt Julia Stärk beim Gang durch den Park.

Die Anlage rund um den Schlosshügel war ursprünglich ein Barockpark. Der Landschaftsarchitekt Klaus Kaiser aus Coburg erklärt: "Davon zeugen die hohen Stützmauern und typische Elemente wie die Lindenhaine." Läuft man von der Terrasse rechts in den Park, fallen die symmetrisch angeordneten Lindenbäume auf. Typisch barock.

Im 19. Jahrhundert kamen streng geometrische Formen im Garten aus der Mode. Der freier gestaltete so genannte englische Landschaftsgarten setzte sich durch. 1838 gestaltete nach bisherigen Erkenntnissen der Gartenkünstler Carl Eduard Adolph Petzold den Untermerzbacher Park um. Der Garten sollte die Natur abbilden und nicht künstlich wirken. Mächtige Bäume säumen die Wiesen und Spazierwege. Im nördlichen Teil des Parks liegt der kleine See. Denkmalschutz, "das bedeutet für mich, dass ich beide Zeitschichten des Parks sichtbar machen und erhalten muss", sagt Klaus Kaiser.

Als der Landschaftsarchitekt 2011 mit der Arbeit in Untermerzbach begann, war die Anlage "völlig verwuchert". Er musste alte Spitzahorn fällen, sie drohten umzustürzen. Die Pallottiner hätten sich nicht um den Park gekümmert, meint er. Für Kaiser ist dieser Schlosspark ein "Traumprojekt". Auf der einen Seite muss er auf Natur- und Denkmalschutz achten. Auf der anderen Seite muss der Park für die Öffentlichkeit und die Akademiebesucher sicher und attraktiv sein. Kaiser hat über 60 Rosensorten pflanzen und neue Bäume setzen lassen. Unter anderem "Lebkuchenbäume", deren Laub im Herbst nach Gebäck riecht.

Der Landschaftsarchitekt bietet sechs Mal im Jahr an der Volkshochschule Kreis Haßberge Parkführungen an. Es freut ihn, dass das Interesse groß ist. Einige ältere Besucher haben ihm von ihren Erinnerungen erzählt, wie früher der Schlosspark Untermerzbach aussah. Klaus Kaiser sagt: "Die Untermerzbacher wollen wissen, was mit ihrem Park passiert."