Wie haben die Reben Frost und Schnee dieser Tage verkraftet? Ein Winzer klärt bei einem Gang durch seinen Weinberg auf.
Winzer Sebastian Schick, 26 Jahre, läuft durch seinen Weinberg in Ziegelanger, bleibt an den jungen, kniehohen Rebstöcken stehen und schaut sich die kleinen Knospen sehr genau an. Er stellt fest: "Wir haben in unserem Jungfeld einen leichten Frostschaden". Er erklärt, dass die Temperaturen von minus zwei Grad von Samstag auf Sonntag die jungen Rebstöcke beeinträchtigt haben.
Ein plötzlicher Wintereinbruch im Frühling ist gefährlich für die Winzer im Landkreis, weiß Roger Nüßlein, Vorsitzender des Weinbauvereins Haßberge: "Es war besonders brisant wegen dem milden Winter, dadurch sind die Augen (Knospen) sehr früh aufgegangen." Je weiter entwickelt eine Knospe ist, desto empfindlicher reagiert sie auf Frost.
Von Kälte geschädigte Knospen sind bräunlich-schwarz, gesunde sind grün.
"Früh dran"
Daran erkennt Sebastian Schick, wie es den Rebstöcken in seinem Weinberg geht. Auch bei ihm hat sich der milde Winter bemerkbar gemacht. Er sagt: "Im Moment sind wir relativ früh dran. An den Weinbergen ist alles schon relativ grün. Wir sind jetzt so um die zwei Wochen früher dran." Er geht weiter zu seinen älteren Rebstöcken. An den "Ertragslagen", wie er sie nennt, seien am Wochenende glücklicherweise keine Frostschäden aufgetreten, erklärt er. Der Winzer bewirtschaftet insgesamt vier Hektar im Abt-Degen-Weintal, davon sind 1200 Quadratmeter Jungfeld. Junge Stöcke werden speziell mit "Hütchen" verhüllt, damit sie schneller wachsen.
Das wurde ihnen beim Wintereinbruch zum Verhängnis: An ihnen hat Sebastian Schick die größten Schäden zu verzeichnen.
Frostschäden treten an den Knospen der Rebstöcke auf. Aus diesen sogenannten Augen entwickeln sich neue Triebe, an denen später die Trauben hängen. Sebastian Schick erklärt, was Minustemperaturen mit den Knospen machen: "Das müssen Sie sich vorstellen wie eine Wasserleitung; wenn die gefriert, dann platzt sie auf". Das Gleiche passiere mit den Zellen in der Knospe.
In der Region um Zeil sei man dennoch "mit einem blauen Auge davongekommen", meint Roger Nüßlein vom Weinbauverein. Das verdanke man vor allem den steilen Hängen hier in der Region. In Steillagen kann der Frost "abfließen". Kalte Luft geht wegen der Thermik nach unten, warme nach oben. Rebstöcke, die in einem steilen Hang stehen, haben dementsprechend weniger Probleme mit Minustemperaturen.
Roger Nüßlein sagt, dass mehrere Frostschäden an den Weinbergen im südlichen Steigerwald und aus der Umgebung von Würzburg gemeldet wurden. Weiter berichtet er, dass es auch im Kreis Haßberge in den Senken, also am unteren Ende der Weinberge, Schäden gegeben habe.
In Ziegelanger ist Sebastian Schick an seinen Rebstöcken angekommen, die weiter unten stehen. Die Zeilen verlaufen hier auch deutlich flacher. Die kalten Temperaturen am Samstag haben hier leichte Spuren hinterlassen. Die Knospen an den Silvaner-Reben sind an den Spitzen etwas bräunlich. "In den Ertragslagen habe ich noch nichts gesehen, hier an der Frostlage, da ist ein bisschen was", sagt der Winzer, reißt eine der leicht beschädigten Knospen ab und bricht sie mit seinen Fingern auf. Innen ist sie noch grün. Sebastian Schick erklärt, dass wenn die Frostschäden nicht zu schlimm sind, die Knospen noch austreiben können.
Das werde sich aber erst in ein oder zwei Wochen zeigen. Dann wird der Winzer wieder durch seinen Weinberg gehen, jeden Rebstock einzeln begutachten und tote Knospen per Hand entfernen. Bis Mitte Mai, bis zu den sogenannten Eisheiligen (11. bis 15 Mai), bleibe die Lage für die Winzer brisant.