Der wahre Wert hinter ein paar Euro

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Zwischen fünf und 15 Euro zahlt der Kunde in der Regel für die Kontoführung. Und unterstützt dabei unter anderem auch soziales Engagement.
Zwischen fünf und 15 Euro zahlt der Kunde in der Regel für die Kontoführung. Und unterstützt dabei unter anderem auch soziales Engagement.

Die Bank vor Ort bietet aber Service, den man nicht auf den ersten Blick sieht.

Bei einer Familie mit zwei Kindern können die Kontoführungsgebühren monatlich zwischen zwölf und 30 Euro liegen - dabei sind Kinderkonten kostenlos. Ein Posten in der Haushaltsführung. Vor kurzem hat die Stiftung Warentest die Gebühren bei privaten Girokontenmodellen beleuchtet. Der Kritik der Stiftung schließen sich etliche Bankenvertreter aus dem Landkreis Haßberge an.

Direktbanken kümmern sich meist um ein Nischengeschäft, die traditionelle Hausbank betreut viele Felder. Das beginnt beim Bargeldgeschäft und hört bei der Bürgschaft für die Tochter, die ein Jahr in den USA studieren will, nicht auf (bei einem so genannten Avalkredit stellt eine Bank ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung).


Extrem teuer geworden

Die Bargeldhaltung war früher eher ein Nebenprodukt, beschreibt VR-Bankvorstand Reinhold Nastvogel (Haßfurt), "heute ist es eine extrem teure Geschichte". Seit einigen Monaten sind die Banken verpflichtet, die Echtheit von Münzen und Scheinen zu überprüfen, die Mitarbeiter müssen zertifiziert werden, die Spezialmaschinen ebenso. Prüfer der Bundesbank kommen ins Haus.

"Wir müssen uns permanent Geräte anschaffen, die die Echtheit prüfen", erklärt auch Sparkassenvorstand Andreas Linder (Haßfurt). Hinzu kommt, dass die Geldautomaten laut Vorschrift nur noch in Anwesenheit von zwei Mitarbeitern befüllt werden dürfen; schließlich sind auch die Werttransporte für sich genommen ein Faktor in der Rechnung, die eine Direktbank, die nur Online agiert, nicht aufmachen muss.

Linder schildert für den Personalaufwand ein Beispiel: Am ersten Werktag nach einer Shoppingnacht oder einem Großereignis wie dem Sander Weinfest "werden wir mit Bargeld überschüttet", da sind alleine zwei Mitarbeiter eine ganze Weile damit beschäftigt, im Tresorraum Geld zu zählen, zu sortieren und zu prüfen, bevor es in die Niederlassung der Bundesbank nach Würzburg gebracht wird. "Da tun uns die Direktbanken weh, die diesen Aufwand nicht machen," sagt Linder freimütig.

Ähnliches berichtet Flessabank-Niederlassungsleiterin Stefanie Prill (Eltmann): Die Biertage sind eine Herausforderung, denn mit einem Mal sind mehrere tausend Euro an Kleingeld nötig, das die Vereine anfordern. Hinterher muss dieses Geld dann manuell angenommen und überprüft werden, bevor es an die Bundesbank geliefert wird.

Reinhold Nastvogel spricht den Wert der Fachberatung vor Ort an: "Wir haben Kunden, die haben Probleme mit einer Direktbank und kommen dann zu uns, damit wir das richten". Das "günstig" ist eine sehr vordergründige Geschichte.

Von der Baufinanzierung gar nicht zu reden. Oder etwa davon, dass solche Kundschaft am Schalter ausländisches Geld für den Urlaub besorgen möchte. Das wird in der Regel über ein Kundenkonto abgewickelt. Nimmt die Bank Bargeld an, so muss das Personal dieses prüfen, die Fremdwährung bestellen. Ein teurer Extra-Aufwand.


Soziale Verpflichtung

Kostenlose Kinder-, Jugend- und Ausbildungskonten, vor allem die subventionierten Konten für die Vereine, "das machen Direktbanken nicht", führt Nastvogel von der Volks- und Raiffeisenbank Haßberge aus. Andreas Linder untermauert für die Sparkasse Ostunterfranken das Bekenntnis zur sozialen Verpflichtung der Traditionsbanken, die nicht nur das Ehrenamt finanziell entlasten, sondern außerdem Menschen ein Basiskonto einrichten, die kein regelmäßiges Einkommen haben oder als Flüchtlinge ins Land kommen.

Unterm Strich scheint dies die Kundschaft auf dem "flachen Land" noch zu würdigen. Als die Sparkasse vor zwei Jahren nach 18 Jahren die Preise erstmals angepasst hat, "haben wir so gut wie keine Beschwerden und Kündigungen bekommen", erinnert Linder. Man setzt auf Transparenz und Dialog: "uns kostet jeder Buchungsvorgang auch Geld", so Linder. Weshalb die Sparkasse ihr Modellsystem darauf abgestellt hat, wie viele oder wenige Buchungen und Bewegungen auf dem Konto so stattfinden. Hingegen hat man sich bei der Raiffeisen-Volksbank Haßberge eine andere Marschrichtung gegeben: eine niedrige Grundgebühr und eine jeweils konstante Gebühr für Buchungsposten.

Zu der Strategie und Philosophie der in Haßfurt, Eltmann, Ebelsbach und Ebern ansässigen Flessabank beschreibt die Eltmanner Niederlassungsleiterin Stefanie Prill, dass man den Kunden die Entscheidung überlässt, in welchem Umfang sie moderne Techniken nutzen wollen oder ob sie in einer Niederlassung bedient werden möchten.

Auch hier setzt man auf, so führt Prill aus, "faire und transparente Preise. Entgelte berechnen wir nur dann, wenn die entsprechende Dienstleistung genutzt wird." Wichtig sind "die persönliche Beratung - ohne Vorgaben und Verkaufsdruck".


Ein kleiner Überblick


Sparkasse Die Modelle für Privatkunden lauten "Einfach cool" (kostenlos für Kinder, Jugend und in der Ausbildung), "Klassik" (monatliche Grundgebühr 2,20 Euro; unterschiedliche hohe Buchungsgebühren)), "Sm@rt" (online kostenlos; Grundgebühr zwei Euro; Überweisungsformular schlägt etwa aber mit einem Euro zu Buche), "Plus" (Grundgebühr 8,50 Euro; Bankgeschäfte zum Festpreis); "Premium" (alles inklusive Grundgebühr monatlich 12,50 Euro; mit Kreditkarte);
Sollzinssatz immer bei 10,05 %

VR-Bank Die Jugend wird an den Geldverkehr besonders herangeführt mit kostenlosen Konten von Prima-Giro-, über Jugend- bis zu VR-Future; für Erwachsene in Lohn und Brot gilt das "VR Klassik" mit monatlicher Grundgebühr von 2,20 Euro, wobei jede Buchung 36 Cent kostet, online 18 Cent. Für die moderne Kundschaft gibt es das "VR online"-Konto mit monatlichen Grundkosten von 1,50 Euro und einem Buchungssatz von 30 Cent.
Der Sollzinssatz beläuft sich bei der VR-Bank auf 8,6 %

Flessabank Auch hier gibt es ein Jugendgirokonto, das kostenlos ist. Das Privatgirokonto kostet im Monat drei Euro, wobei die Bewegungen unterschieden werden nach Bartransaktion, online-Banking, DFÜ (Datenfernübertragung) und beleghaften Überweisungen oder Lastschrifteinzügen; sie kosten zwischen 0,05 Cent (Online) und 25 Cent; ein Dauerauftrag kommt auf einen Euro (online kostenlos).
Der Sollzins für den Dispokredit kommt auf 9,56 % (bei Überziehung auf 13,56 %).