An der Meisterschule für das Schreinerhandwerk Ebern verabschiedete sich ein Kurs, der die Schule prägen wird. Unter den 20 Absolventen ist sogar ein Schreinermeister, der Deutschland bei der Berufsweltmeisterschaft im Juli in Leipzig vertreten wird.
Eine junge Dame und 19 Männer präsentierten am Sonntag bei einer Feierstunde ihre Meisterstücke an im Schreinerhandwerk und feierten damit den bisherigen Höhepunkt in ihrer beruflichen Laufbahn. Allen Absolventen wurde von den Verantwortlichen der Meisterschule für das Schreinerhandwerk außerordentliches handwerkliches Interesse und eine hervorragende Leistung bescheinigt, die gute und vielfältige Zukunftsperspektiven in einem schönen und kreativen Handwerksberuf ermögliche.
Schulleiter Oliver Dünisch sprach von einem bunten und lebensfrohen Kurs 55, der Größe bewiesen und gute Übungen für das zukünftige gesellschaftliche Leben bewiesen habe. Den Schreinerberuf zählte er zu den "grünen Berufen", weil Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit besondere Anliegen seien. Die Ausstellung zeigte auch deutlich, welch tolle Meisterstücke man mit regionalem Holz fertigen könne. Eine Facharbeit habe sich sogar mit dem "ökologischen Fußabdruck einer Schreinerei" beschäftigt.
Gesamtschnitt 2,1 Dünisch lobte die hervorragenden Prüfungsergebnisse, denn der gesamte Kurs habe mit der Durchschnittsnote 2,1 abgeschnitten. Dabei bestätigte er den Absolventen ausgeprägtes und gesundes Selbstvertrauen. Sicher werde dieser Kurs in der Schule nachwirken, denn 48 Prozent aller Themenbeiträge seien aus diesem Kurs gekommen und er sei auch sehr aktiv bei der Gestaltung des Schullebens gewesen. Im positiven Sinne lebe die Schule davon; das gebe dem Stillstand keine Chance.
"Man muss sein Leben aus dem Holz schnitzen, das man zur Verfügung hat." Mit diesem Zitat begann Landrat Rudolf Handwerker (CSU) seine Rede. Der große Schritt der Meisterprüfung eröffne die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. "Ihre Stärke sind die individuelle Fertigung eines Produktes aus Holz und die hohe Qualität," sagte der Landrat: " Darin liegt auch weiter ihre Zukunft, denn Qualität ist die schärfste Konkurrenz der Discountlösungen aller Art. Wer die Entstehung eines Möbelstückes von Anfang bis Ende in den Händen hält, der identifiziert sich mit seiner Arbeit und will am Ende selbst zufrieden sein."
Besonders hob Handwerker die Leistung von Christian Kemmerer aus Seligenstadt (Hessen) heraus, der beim Leistungsbewettbewerb des deutschen Handwerks ganz oben auf dem Siegerpodest landete. Er wird nun Deutschland bei der Berufsweltmeisterschaft im Juli in Leipzig vertreten.
Deutschlandweit bekannt Er freue sich, dass die Meisterschule von Ebern in ganz Deutschland einen guten Ruf habe und damit auch zur Attraktivität des Schulstandorts hinweise, schloss der Landrat.
Bezirksrätin Karin Renner (CSU) meinte: "Die Meisterschule Ebern ist zwar eine relativ kleine Bildungseinrichtung. Im Konzert mit den anderen bayerischen Fachschulen war sie für mich schon immer wie ein wertvolles Kleinod. Wer nach Ebern kommt, um hier seinen Meister zu machen, gehört zu den Besten seines Faches.". Für die Stadt Ebern gratulierte Zweite Bürgermeisterin Gabi Rögner (CSU).
Die Besten Abschiedsworte sprach Kursleiter Thomas Herres, der mit Schulleiter Dr. Oliver Dünisch die Zeugnisse überreichte. Als Kursbeste wurden dabei ausgezeichnet: 1. Christian Loos, Würzburg-Rottenbauer (1,21), 2. Christian Kemmerer, Seligenstadt/Hessen (1,50) 3. Helmut Ebert, Sugenheim (1,64).
Den besonderen Preise erhielten in den handwerklichen Fächern Christian Grünewald, Mömbris, in den kaufmännischen Fächern Sebastian Bittighofer, Bischofsheim, und Helmut Ebert, Sugenheim. Von den 19 Absolventen kamen 15 aus Bayern, zwei aus Nordrhein-Westfalen und je einer aus Sachsen, Thüringen und Hessen.
Für die Absolventen sprachen Christian Kemmerer und Andy Schnapp aus Sand/Main.
Interview mit Andy Schnapp Der Kurs 55 war ein besonderer Meister-Jahrgang. Die Absolventen schwärmten durch die Bank von der familiären Atmosphäre ihrer Schule, die ausgezeichnet auf die Meisterprüfung vorbereite und dazu auch tiefe Freundschaften fördere.
Unter den 20 Absolventen befragten wir Andy Schnapp aus Sand am Main und Johannes Herold aus Seßlach zu ihren Eindrücken :
Der 27-jährige Andy Schnapp hatte als Meisterstück ein TV-Board aus amerikanischen Nussbaum gefertigt mit lackierten Fronten und der Oberfläche mit Hartwachsöl bearbeitet. Er hatte seine Lehre in der Schreinerei Kann in Zeil absolviert und arbeitete nun sieben Jahre als Geselle bei der Schreinerei Rottmann in Oberschleichach.
Was waren bei der Fertigung die besonderen Schwierigkeiten?Andy Schnapp: Ohne Zweifel war dies die rundliche Form des Korpus, der in eine Vakuumpresse eingespannt werden musste. Da eine solche Presse sehr selten in einer Schreinerei steht, musste ich das meiste in der Schule anfertigen, denn hier haben wir eine solche Presse.
Gibt es für das Meisterstück Pflicht- und Kürarbeiten? Nach der neuen Prüfungsordnung ist dies nicht mehr der Fall. Wir machen einen Entwurf, mit dem wir vor den Meisterprüfungsausschuss gehen. Dazu bauen wir ein Modell und Zeichnungen in 3D-Ausführung und dann wird entschieden, ob unser Vorhaben meisterhaft ist oder ob wir weitere Schwierigkeiten einbauen müssen.
Wie sind Sie zum Schreinerberuf gekommen? Ich war schon bei der Schreinerei Kann zum Betriebspraktikum und war begeistert vom Massivholz. Es entstand bei mir eine gewisse Faszination, wenn man aus einem Brocken Holz dann ein Möbelstück fertigt.
War die Meisterprüfung schon immer ein Ziel von ihnen?Das hat sich erst in meinem Beruf herauskristallisiert. Dass ich nach Ebern ging, war auch klar, denn es ist ja nah von zu Hause und außerdem hat Ebern einen sehr guten Ruf. Schön ist es auch, dass ab morgen wieder in meiner Firma als Meister mit der Arbeit beginnen kann.
Was hat ihnen besonders an der Meisterschule in Ebern gefallen? Die Atmosphäre war super und total familiär, so dass richtige Freundschaften entstanden sind, die hoffentlich ein ganzes Leben lang halten.
Familienbetrieb steht in Seßlach Johannes Herold hat eigentlich Holzmechaniker in der Möbelbranche gelernt, während sein Vater in Seßlach-Dietersdorf einen Familienbetrieb hat. Seit 2008 arbeitet er auch dort und will ihn wahrscheinlich auch übernehmen. Als Meisterstück fertigte er einen Barschrank mit vielen Raffinessen. Die Türen sind auf Gehrung gearbeitet mit einer staubdichten Falz und selbst die Griffe sind eine Eigenkomposition.
Warum haben Sie sich den Strapazen einer Meisterprüfung unterzogen?Johannes Herold: Ich wollte einfach weiter machen, dann man darf nicht stehen bleiben. Vielleicht will ich ja den eigenen Betrieb einmal übernehmen und da ist dies ganz wichtig.
Welche Fachgebiet waren für Sie in der Meisterschule ganz besonders wichtig?Natürlich habe ich schon in der Industrie mit CNC-Maschinen gearbeitet. Aber die verschiedenartigen Einsatzmöglichkeiten wurden hier noch einmal ganz anders verdeutlicht. Und für ganz wichtig erachte ich auch das Rechnungswesen, die Betriebsführung und das betriebswirtschaftliche Lernen.
Wie steht es überhaupt mit dem Maschinenpark in der Meisterschule? Die Schule ist auf jeden Fall besser ausgerüstet als mancher Betrieb, mit tollen Maschinen, die meist nicht älter sind als zwei bis drei Jahre.
Ihre Meinung zum Meisterkurs 55? Diese Klasse war genial. Es gab keine Außenseiter, sondern wir waren ein gebundener Haufen und haben Schule und Freizeit gleichermaßen genossen. Das schweißt zusammen.
Absolventen aus dem Hohen Norden Die beiden Jochen Balks-Dreckmann und Johannes Duda aus Nordrhein-Westfalen hatten aus guten Gründen die Meisterschule in Ebern ausgewählt, wie sie im Interview berichten.
Was war die Ursache, dass sogar Absolventen aus Nordrhein-Westfallen und anderen Bundesländern an die Meisterschule nach Ebern gehen?Johannes Duda aus Wermelskirchen/Bezirk Köln:
Ich bin eigentlich durch die Handwerkskammer und Mund zu Mund-Propaganda auf Ebern aufmerksam geworden. Außerdem hat mein Vater einen mittelständischen Betrieb und etwas weiter weg von zu Hause konnte ich mich besser auf die Meisterprüfung konzentrieren.
Es war in Ebern eine schöne Zeit und es gab gute Kontakte, die mir später sicher nicht von Nachteil sind.
Jochen Balks-Dreckmann aus Welver/NRW:
Ebern hat bei Schreinern einen sehr guten Ruf. An der Handwerkskammer kann man die Meisterprüfung überall in 9 Monaten absolvieren. Aber da lernt man auch nur das Nötigste, während die 18 Monate Vollkurs in Ebern vielseitiger und mehr auf die Praxis und die Funktion als Meister vorbereiten.