Der Kulturverein in Rügheim eröffnete eine neue Veranstaltungsreihe für junge Künstler von der Hochschule in Würzburg. Der Schüttbau bildete "eine tolle Location in den Haßbergen". Anfang April wird das Programm fortgesetzt.
"Vorhang auf" lautete das Motto eines kammermusikalischen Konzertes am Montagnachmittag im Schüttbau in Rügheim. Barbara Goschenhofer, Vorsitzende des Vereins "Kultur", eröffnete die erste Veranstaltung einer neuen Reihe, in der viermal im Jahr junge Musiker ein Podium erhalten sollen. Dem Publikum gefiel die Idee offensichtlich, denn Beifall gab es schon vor dem ersten Ton. Im Vorfeld waren Erwartungen mit der Ankündigung "Studierende der Würzburger Hochschule für Musik spielen Kammermusik" geweckt worden, und ein voll besetzter, imponierend beleuchteter Saal sprach für sich.
Suche nach Auftrittsmöglichkeiten Fasziniert hätten sich zuerst die Akteure gezeigt, erfuhr das Publikum. Goschenhofer schilderte, wie vor etwa einem halben Jahr Mitarbeiter der Hochschule auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten für die jungen Musiker bei ihr angefragt und die Örtlichkeit besichtigt hätten. "Sie waren sofort begeistert vom Haus", schilderte die promovierte Kulturverantwortliche. Was der Saal biete, seien "allerbeste Bedingungen - eine tolle Location in den Haßbergen".
Bewusst habe man die ungewöhnliche Veranstaltungszeit gewählt: Montagnachmittag mit gegenseitigem Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen vor dem Konzert. Dem Seniorenbeirat dankte Goschenhofer für aktive Mithilfe und gab mit den Worten "Vorhang auf" die Bühne frei für sechs internationale Musiker, die alle am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen.
Zwischen Romantik und Moderne Claude Debussy, der französische Komponist des Impressionismus, dessen Musik als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne gilt, lieferte die Noten für den ersten Vortrag. Die "Sonate pour violoncello et piano" in drei Sätzen hatten sich die Studenten Jinho Hong (Violoncello) und Haruka Tsuyama (Klavier) ausgesucht.
Der Koreaner und die Japanerin begeisterten schon beim "Prologue", den sie stolz und mit Hingabe zelebrierten. Die Zuhörer warteten das Ende der Sonate nicht ab, sondern spendeten spontan in der Satzpause Applaus.
Tiefe Cello Pizzicati leiteten den zweiten Satz, die "Séréna- de" ein, gefolgt von kraftvollen Piano-Klängen. Spätestens an dieser Stelle rechtfertigte der Flügel seine einst kostspielige Anschaffung.
Zwei junge Damen traten mit Akkordeon und Gitarre auf, beide "Erasmus-Stipendiatinnen". Die Finnin Vilma Räikkönen (Akkordeon) und die Spanierin Ana Lama (Gitarre) hatten Tomas Gubitsch auf das Programm gesetzt, einen 1957 in Argentinien geborenen Komponisten und vielseitigen Musiker. Mit Feinheit und Intensität setzten sie ein Werk, das eigentlich für zwei Lauten geschrieben worden war, akzentreich um und zeigten in ihrem zweiten Vortrag, der "Ricercata Konsertata" eines hierzulande gänzlich unbekannten Komponisten namens Johann Madelart, ganz andere Interpretationsweisen. Einfühlsam, eine wunderbare Melodie teils klopfend, schlagend und gezupft dargeboten, harmonierten ihre unterschiedlichen Instrumente bestens miteinander.
Was dann kam, war ganz großes Konzert. Johannes Brahms, der deutsche Romantiker, mit einem "Gruß an Johann Sebastian Bach", einem Schimmer von Beethoven, einer Ahnung Bach' scher Fugen und Tanzmusik-rhythmik á la Franz Schubert erklang von Violoncello und Klavier. Erstklassig musizierten Jaromir Kostka (Cello) und Jonas Gleim (Klavier) mit teils verklärter Mimik und blanker Spielfreude.
"Unverfälschter" Klang Die Akustik des Saales ermöglichte, dass alle Instrumente ohne Mikrofon, also "unverfälscht", erklangen und stellenweise eine Klangfülle boten, wie sie sonst ein ganzes Orchester schafft. Intime Atmosphäre und ausdrucksstarkes Mienenspiel der Ausführenden lieferten Einblick in das Seelenleben der Musiker. In gespannter Stille waren leiseste Töne deutlich hörbar, und gelegentliches Ächzen der Instrumente oder ein Durchatmen der Künstler versetzte alle in wundersame Stimmung.
Ein verheißungsvoller Auftakt war das. Fortsetzung folgt am 7. April (Montag), wenn es wieder heißt: "Vorhang auf".