Volksbegehren G8/G9 läuft im Kreis Haßberge schleppend

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Hugo Baum (links) gibt im Regionalen Informations- und Tourismuszentrum (Ritz) in Eltmann seine Unterschrift für das Volksbegehren der Freien Wähler ab. Deutliche Beschilderung weist den Eltmanner Bürgern den Weg zum Eintragungsraum. Fotos: Hendrik Steffens
Hugo Baum (links) gibt im Regionalen Informations- und Tourismuszentrum (Ritz) in Eltmann seine Unterschrift für das Volksbegehren der Freien Wähler ab. Deutliche Beschilderung weist den Eltmanner Bürgern den Weg zum Eintragungsraum.  Fotos: Hendrik Steffens
Auf der Vorderseite der Unterschriftenliste steht eine Beschreibung.
Auf der Vorderseite der Unterschriftenliste steht eine Beschreibung.
 
Schilder weisen an den Straßen auf das Anliegen der Freien Wähler hin.
Schilder weisen an den Straßen auf das Anliegen der Freien Wähler hin.
 

Bis Mittwoch läuft das Volksbegehren der Freien Wähler zur Flexibilität zwischen G 8 und G 9. Insgesamt fast eine Million Unterschriften sind für den Erfolg nötig. Im Landkreis lagen gestern nur wenige hundert vor.

Am liebsten würde Hugo Baum für seine Frau "gleich mit unterschreiben". In Eltmann setzt er seine Initialen auf die Liste für das Volksbegehren der Freien Wähler. "Mehr Zeit zum Lernen - mehr Zeit zum Leben" steht auf der Vorderseite des Papierbogens, der die Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 und damit zwischen einem langsamen oder schnellen Abitur fordert. Seit dem 3. Juli können Bürger in den Städten und Gemeinden im Kreis abstimmen. Bisher hält sich der Zulauf in Grenzen.

81 Unterschriften zählte Christiane Rüttinger vom Ritz (Regionales Informations- und Tourismuszentrum) in Eltmann am Mittwochvormittag. In dem Büro neben dem Rathaus können Bürger aus Eltmann ihre Unterschrift für das Volksbegehren abgeben. Hugo Baum ist einer von ihnen. G 8 war seine Sache nie, der Eltmanner will die Wahlmöglichkeit: "Es gibt Schüler, die mit der Verkürzung um ein Jahr gut klarkommen.
Aber dann gibt es andere, die ein bisschen mehr Zeit brauchen. Das heißt nicht, dass sie weniger im Kopf hätten", sagt Baum. Er verweist auf seinen Sohn, dessen Schulnoten für eine Weile nicht gepasst hätten. Später sei er im Unterricht aber wieder gut mitgekommen. "Er brauchte eben etwas Zeit." Wichtig ist Baum, dass beide, die Früh- und die Spätzünder gleiche Chancen haben. Dafür, meint Baum, soll das System der Freien Wähler sorgen.

Dass diese das Volksbegehren initiiert haben, und nicht irgend eine andere Partei, ist Baum gleich. "In der Politik zählen Inhalte für mich mehr als Parteinamen. Solange es nicht um extreme Gruppen geht, unterstütze ich Parteien, die die Interessen der Bürger ordentlich vertreten."

Bislang mäßige Beteiligung

Das Interesse der Menschen aus dem Kreis Haßberge an dem Volksbegehren hält sich anscheinend in Grenzen: In Zeil hatten sich bis gestern Mittag 54 Bürger eingetragen, in Haßfurt 119, in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Ebelsbach 69 (Stettfeld, Ebelsbach, Breitbrunn, Kirchlauter) und in der VG Hofheim 70 (Stadt Hofheim, Burgpreppach, Aidhausen, Bundorf, Ermershausen, Riedbach). Die Zahl der VG Ebern war gestern nicht erfragbar. Es spricht aber nichts dafür, dass dort ungleich mehr Unterschriften als in den übrigen Städten, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften gesammelt wurden.

Bis kommenden Mittwoch, 16. Juli, können Unterschriften abgegeben werden. Um einen Volksentscheid zu erzwingen, müssen zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern für das Volksbegehren der Freien Wähler unterschreiben. Das sind rund 950.000. Im Kreis Haßberge leben etwa 70.000 Wahlberechtigte. 7000 Stimmen wären also notwendig, um hier die bayernweiten zehn Prozent zu erreichen.

Schulleiter sind skeptisch

Im Kreis Haßberge wären die Gymnasien in Haßfurt und Ebern von einer Änderung des Systems betroffen. Dort hält sich die Begeisterung über die Möglichkeit einer teilweisen Rückkehr zu G 9 in Grenzen:
Max Bauer, Direktor des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt, sagte dieser Zeitung im Februar, er spüre Unbehagen bei dem Gedanken, dass es zurück zum G 9 gehen soll. Das G 8 sei jetzt seit Jahren eingeführt und laufe weitgehend stabil. Eine Rückkehr vom G 8 zum G 9 würde nach seiner Darstellung wieder eine jahrelange Umgewöhnungsphase bedeuten. Aber wenn schon eine Umstellung sein muss, dann eine eindeutige Regelung, also G 9 statt G 8, und "kein Mischmasch. "Das Schlimmste, was einem passieren kann", wäre nach Bauers Ansicht die Wahlmöglichkeit zwischen G 8 und G 9, und das sogar noch an einer Schule.

Organisatorischer Aufwand

"Für das Friedrich-Rückert-Gymnasium kann ich sagen, dass wir alles unternommen haben, um das G 8 für unsere Schüler optimal umzusetzen. Und hier haben auch jetzt Schüler bereits die Möglichkeit, über ein freiwilliges Wiederholen beziehungsweise Flexi-Jahr auf ein individuelles neuntes Gymnasialjahr", sagte Direktor Klauspeter Schmidt vom Eberner Gymnasium damals im Februar.

Einer, der sich über organisatorische Änderungen des Schulsystems Gedanken machen müsste, ist Horst Hofmann, der Geschäftsführer des Zweckverbands Schulzentrum Haßfurt (Der Zweckverband ist der so genannte "Sachaufwandsträger" des Schulzentrums). Hofmann vermutet wachsenden Sachaufwand, wenn es mit Erfolg des Volksbegehrens zu einer Wiedereinführung des G 9 am Haßfurter Regiomontanus-Gymnasium kommen sollte. Fünf Kursräume und einige Ausweichräume - insgesamt sieben bis neun Räume - könnten notwendig werden, meint Hofmann. Zudem sei möglich, dass die Schülerbeförderung höhere Kosten verursachen werde. Zudem würden mehr Lernmittel gebraucht werden. "Es wäre ein großer Aufwand. Ich persönlich würde das bestehende System G 8 im Kern belassen, aber modifizieren", sagt Hofmann. Und das, obwohl er vom G 8 ursprünglich nicht begeistert war.

G 8 besteht seit dem Schuljahr 2004/2005. Seitdem wird in Bayern diskutiert, wie lange Schüler das Gymnasium besuchen sollen. Die Kritiker bemängeln, das "Turbo-Abitur" begünstige bei Schülern Dauerstress, Zeitmangel und hohe Durchfallquoten bei Prüfungen. Anscheinend, das zeigen die ersten Zahlen des Volksbegehrens, sind diese Kritiker in der Minderheit.



Die Entscheidung würde bei den Schulen liegen

Historie Zum Schuljahr 2004/05 hat die Regierung Stoiber das G 8 eingeführt. G 8 bedeutet, dass die Gymnasiasten in acht Jahren zum Abitur kommen. G 9 ist das neunjährige Gymnasium.

Neuerung Ziel des Volksbegehrens der Freien Wähler ist Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9: Jedes Gymnasium soll selbst entscheiden, ob es acht- oder neunjährige Züge anbietet - oder beide Varianten parallel.

Entlastung Kinder und Jugendliche im G 9 sollen künftig maximal 30 Wochenstunden absolvieren müssen. Der Unterricht am Nachmittag soll gestrichen werden.

Frist
Bis zum 16. Juli haben die Bürger die Möglichkeit, das Volksbegehren zu unterstützen. Um einen Volksentscheid zu erzwingen, müssen zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern für das Volksbegehren der Freien Wähler unterschreiben. Das sind 950.000.

Widerspruch
Die regierende CSU lehnt die auch von der SPD favorisierte Wiedereinführung eines G 9 bislang ab und hat stattdessen das "Flexibilisierungsjahr" eingeführt. Das so genannte Flexijahr erlaubt zwar jedem Schüler eine individuelle Verlängerung auf neun Jahre, sieht aber kein G 9 als festgelegte Regelschulzeit an Gymnasien vor.