"Master of Desaster"
Jetzt sind die Erfahrungen mit der Lernplattform (die Schule verwendet G-Suite von Google) Gold wert, da sie reibungslos funktioniert und Unterricht zu Hause ermöglicht. Bislang hatten die Prüfungsklassen diese Plattform für den Austausch genutzt, nun sind alle Klassen eingebunden. "Schüler und Lehrer können alle Tools nutzen", sagt Arnold, der als Systemadminis-trator, Online-Dozent und technischer Ansprechpartner für Eltern gefordert ist: "Ich bin der Master of Desaster." Arnold lacht dabei, denn von Desaster kann aus seiner Sicht keine Rede sein. Im Gegenteil. "Es funktioniert besser, als ich mir das vorgestellt hätte."
Er und Konrektor Toni Binder sehen sich in ihrem Engagement der letzten Jahre bestätigt. Auch wenn diesen Sonderfall, der nun in der Corona-Krise eingetreten ist, niemand erwarten konnte - und wollte. "Ich bin stolz wie Bolle, vor allem auf meine Lehrer", sagt Arnold. Heute, Freitag, um 11 Uhr wird es an der Schule erstmals eine digitale Lehrerkonferenz geben. "Online-Tüftler" Arnold ist gespannt, wie das klappen wird.
Andere Schulen versenden Arbeitsblätter per E-Mail und erhalten die bearbeiteten Aufgaben von den Schülern auf dem gleichen Weg retour. Damit hat beispielsweise die Dreiberg- Schule seit dem Unterichtsabbruch gute Erfahrungen gemacht, bestätigt Antje Schorn. Die Ebernerin ist Rektorin der Knetzgauer Schule. Von dem Internetportal des bayerischen Kultusministeriums "Mebis" macht man dort keinen Gebrauch.
Ganz anders das Eberner Friedrich-Rückert-Gymnasium, das allerdings zwiespältige Erfahrungen damit macht. "Alles total verrückt", sagt der Schulleiter Martin Pöhner. Eine Flut von gleichzeitigen Aufrufen - mancher vermutet gezielt inszeniert in Form eines Hackerangriffs - hatte die Plattform in der vergangenen Woche zeitweise lahmgelegt. "Jetzt funktioniert es grundsätzlich, wenn auch langsam, weil das Ganze einfach überlastet ist", so Pöhner: "Ist ja auch kein Wunder, denn niemand war auf solch einen Ernstfall vorbereitet", meint er. "Es dauert, aber mit Verspätung kommen die Sachen an und auch wieder zur Schule zurück".
Auch das Elterinformationssystem erfülle seinen Zweck. "Den Umständen entsprechend, so Pöhners Diagnose, "funktioniert alles ganz gut".Das Gymnasium setzt auf Wochenpläne, die jeweils erst ausgearbeitet werden müssen. Nach nur einer Woche ist nicht absehbar, wie diszipliniert die Schüler ihre Aufgaben wahrnehmen.
Corona jedenfalls hält den Oberstudiendirektor auf Trab. "Ich habe noch nie so viele Schreiben an Schüler und Lehrer formuliert wie in den letzten beiden Wochen".
Optimist Pöhner geht davon aus, dass der normale Schulbetrieb, gemäß aktuellem offiziellen Planungsstand, nach den Osterferien wieder anlaufen kann. Dann wird es nach seiner Überzeugung auch keine Probleme mit dem Abitur geben, da die Prüfungen bayernweit um drei Wochen (ab 20. Mai) verschoben wurden. So könne Ausgefallenes problemlos nachgeholt werden.
Im Vergleich zu den Herausforderungen im Gesundheitswesen gebe es für die Schulen bislang kein wirkliches Problem. Martin Pöhner: "Wir werden mit jeder Situation zurechtkommen, auch mal von heute auf morgen."