Stadtteiltreff in Eyrichshof: Viel mehr als Dorftratsch und Kaffeeplausch

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Blumen zum Dank für 100 Veranstaltungen: Inge Huyer, Gertrud Richter, Ingrid Herold, Otto Schmitt und Walter Huyer (von links)
Blumen zum Dank für 100 Veranstaltungen: Inge Huyer, Gertrud Richter, Ingrid Herold, Otto Schmitt und Walter Huyer (von links)
Kurt Walter (rechts) ist am häufigsten dabei.
Kurt Walter (rechts) ist am häufigsten dabei.
 
97 von 100 Mal dabei: Gertrud Richter (hier im Gespräch mit Ehemann Erich). Fotos: Ralf Kestel/Sammlung Otto Schmitt
97 von 100 Mal dabei: Gertrud Richter (hier im Gespräch mit Ehemann Erich). Fotos: Ralf Kestel/Sammlung Otto Schmitt
 
Proppenvoll war der Saal im Feuerwehrhaus
Proppenvoll war der Saal im Feuerwehrhaus
 
Gemeinsam werden die Brotzeiten zubereitet.
Gemeinsam werden die Brotzeiten zubereitet.
 
Ein Beispiel für ein aufbewahrtes Bilddokument: die Popcorn-Fertigung im Heinerle-Werk, einst größter Arbeitgeber in Eyrichshof.
Ein Beispiel für ein aufbewahrtes Bilddokument: die Popcorn-Fertigung im Heinerle-Werk, einst größter Arbeitgeber in Eyrichshof.
 
QAuch der Bürgermeister kam maskiert zu einer Faschingsveranstaltung.
QAuch der Bürgermeister kam maskiert zu einer Faschingsveranstaltung.
 
Beim Abtauchen in die Ebelsbacher Katakomben waren die meisten Teilnehmer dabei.
Beim Abtauchen in die Ebelsbacher Katakomben waren die meisten Teilnehmer dabei.
 

In Eyrichshof kamen die älteren Herrschaft zum 100. Mal zusammen. Unter den Besuchern überwiegen die Damen.

Natürlich braucht es einen, der sich vorne hinstellt, der die Fäden in der Hand hält, Helfer an Land zieht, Arbeiten organisiert und delegiert. In Eyrichshof haben sie so einen, wenn nicht mehrere. Otto Schmitt zum Beispiel. Vor sechs Jahren hat er, kaum in den (beruflichen) Ruhestand getreten, sein Arbeitsfeld als Vereinsmeier erweitert und zusammen mit Partnerin Ingrid Herold den Stadtteiltreff ins Leben gerufen.

Der kam am Donnerstag zum 100. Mal zusammen. Volles Haus. Kaffee, Kuchen, Brötchen, Sekt - alles frei. Und doch verabreichte Schmitt seiner Gefolgschaft eine bittere Pille: "Zum Jahresende hören wir auf", verkündete der einstige Kufi-Elektriker und SPD-Stadtrat. Der Grund für die Auszeit des rührigen Duos: "Wir planen eine Weltreise und wollen uns mehr als 80 Tage dafür Zeit nehmen, sind also mehrere Monate nicht da."

Bis dahin dürfte sich aber eine Erbfolgeregelung für "Otto I. von Rotenhan" finden, wie Walter Huyer das Denkmal benennen will, da für Otto Schmitt noch zu Lebzeiten am alten Bahnhof gesetzt gehörte, wie Huyer in einer gereimten Laudatio befand.


"Endlich trifft man sich wieder"

Den Stadtteiltreff nicht missen wollen die meisten Eyrichshöfer, die den Saal im Feuerwehrhaus an jedem dritten Donnerstag im Monat mitunter bis auf den letzten Platz bevölkern. "Des ist doch super. Da trifft man Leut', die man sonst unter der Woche nicht so oft sieht und kann an weng tratschen", findet Gertrud Richter, die bei 97 von 100 Treffen dabei war. "Sonst kommt man doch nicht in so einer lustigen Runde zusammen", findet die 77-Jährige. Noch öfter dabei war Kurt Walter (98 Mal): "Als 86-Jähriger schafft man das, das ist keine Kunst." Ihm gefällt das Flair der Treffen. "Man trifft halt die alten Kollegen, auch wenn einige schon nicht mehr dabei sind."

In Wort und Bild erinnerten Ingrid Herold, die sorgsam Protokoll führt, filmt und fotografiert, und Otto Schmitt an die Anfänge und die zurückliegenden 99 Veranstaltungen, die nicht nur aus gemütlichem Kaffeeplausch bestanden. Es wurden Ausflügen unternommen, Fachvorträge gehört, Filme geschaut.

"Die Idee entstand 2007 bei einer Siedlerversammlung, als man etwas für die älteren Leute im Dorf machen wollte. Es sollte mehr als ein Rentnertreff für die Siedlung, sondern fürs ganze Dorf werden", so Schmitt

Im Februar 2008 fand der erste Anlauf statt. Ein Erfolg, wie Schmitt 99 Treffen später befand. "Wir erzielten einen Reingewinn von 30 Euro!" Mittlerweile wuchs das Kapital auf 959 Euro, wie Inge Huyer, die für Finanzen und Kaffee verantwortlich zeichnet, errechnet hat. "Insgesamt haben wir hier herin schon 14 360 Euro umgesetzt", hat Otto Schmitt zusammen addiert, womit auch der Einsatz von Schankwirt Rainer Kaffer gewürdigt wurde.

"Es waren Leute im Alter zwischen 41 und 86 Jahren gekommen", erinnert sich der Initiator, dessen Einsatz auch mit der Verleihung der Bürgermedaille gewürdigt wurde. Dabei wünschte sich Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), dass es noch mehr solcher Stadtteiletreffs am Nachmittag gäbe, wie sie auf jeden Fall auch in Heubach, Jesserndorf und Unterpreppach regelmäßig stattfinden.


Überlieferungen bewahrt

"Das hat sich alles positiv entwickelt", findet Schmitt. Schnell kam auch die Idee auf, ein Zeitzeugen-Projekt zu starten. Die Alten aus dem Dorf berichteten über frühere Begebenheiten, es wurden alte Fotos und Zeitungsartikel gezeigt (und alles dokumentiert).

4455 Teilnehmer kamen in der Summe zu den vorgegangenen 99 Treffen. "103 verschiedene Leute verzeichneten wir beim Ausflug in die Ebelsbacher Sekt-Katakomben." Einem von zwölf Ausflügen.

Neben dem Rückblick in Wort und Bild sorgten Heidi Schöler und Walter Huyer mit Gedichten und Sketch für Unterhaltung. Mit bekannten Melodien regten Wolfgang und Sabine Friedrich zum Mitsingen an. "Die haben schon 1994 an der Baunach auf dem ASC-Gelände gespielt, als die Krieger- und Soldatenkameradschaft wegen der neuen Fahne ein Fest feierte. Damals wurden sie als Kapelle Friedrich und Familie angekündigt", hatte Otto Schmitt in den Annalen aufgestöbert.