"Das Alter und auch das sehr hohe Alter haben schöne Gesichter und zeichnen beeindruckende Bilder. Das spüren wir in der Präsentation der Fotos und Bilder, die Geschichten mit ganz eigener Ästhetik erzählen. Die hier gezeigten Bilder schminken das Alter nicht zu und zeigen es dennoch in seiner auch vorhandenen Schönheit und tatsächlichen Anmut." Dies betonte Johannes Simon bei der Eröffnung des Kunstprojektes des Caritaskreisverbandes in der Sparkassengalerie in Haßfurt.
Sparkassenvorstand Andreas Linder erinnerte daran, dass die Sparkasse Ostunterfranken bereits seit Jahrzehnten das gemeinwohlorientierte Wirken der Caritas unterstützt. Der Caritasverband habe sich beim Jubiläumswettbewerb "Große Talente" in der Kategorie Kunst&Kultur unter anderem für eine Förderung des Projekts "demenz in art" beworben.
Und mit dem Wettbewerbs stellte die Sparkasse 175 000 Euro für Projekte im Landkreis zur Verfügung; Linder freute es sehr, dass die Sparkasse nach der Förderung des Projektes mit 2500 Euro nun das sehenswerte Ergebnis auch präsentieren dürfe, wie er meinte.
Ein frommer Wunsch für das Alter "Im Alter möchte ich gesund, körperlich fit und geistig rege sein." Diesen Wunsch teilten sicherlich die meisten Menschen.
Dazu komme, dass viele "so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen wollen." Das Dienstleistungsangebot caritativer Organisationen und der Caritas unterstützten dabei ältere Menschen und deren Angehörige. Andreas Linder dankte in diesem Zusammenhang allen zum Teil auch ehrenamtlichen Mitarbeitern für dieses Engagement zum Nutzen der Gesellschaft.
Johannes Simon stellte die Frage "haben wie Angst vor dem Älterwerden?" Dabei komme einem fast unweigerlich der Spruch in den Sinn: "Alt werden wollen wir alle, alt sein nicht."
Gründe dafür gebe es viele: Angst vor Pflegebedürftigkeit ist einer der am häufigsten genannten, gefolgt von der Angst der Vereinsamung und der Angst, lieb Gewonnenes zu verlieren.
Auf jeden Fall verschiebe sich Altern immer weiter hinaus, sei heterogener und die Menschen alterten zunehmend gesunder.
Frei nach dem Zitat von
Marc Aurel "vergiss nie, was du fähig warst, zu tun" habe der Haßfurter Fotograf Oliver Giel in den Caritashäusern St. Bruno, St. Martin und St. Anna Aufnahmen der Hände ausgewählter Senioren angefertigt, während sie frühere Tätigkeiten ausführten.
Es entstanden großformatige Leinwanddrucke und kleine Porträtfotos. Mit diesen Motiven und den für unsere Region typischen Lebensgeschichten der jeweiligen Senioren wurde zudem ein beeindruckender Kalender (2014) gestaltet, der ab sofort käuflich zu erwerben sei.
Als eine wunderbare Ergänzung der Ausstellung sah Johannes Simon auch die Impressionen, welche Bewohner des Caritas-Alten- und Pflegeheimes St.
Bruno zu Papier gebracht hatten.
"Gebt den Menschen Würde, solange sie leben" laute ein Gedankengang von Schwester Chris in Indien.
Die Fotos alter Menschen zu zeigen und die Bildnisse ihrer aktiven Ausdruckskraft auch im höchsten Lebensalter und unter schwierigsten gesundheitlichen Bedingungen solle zur Erreichung des Ziels ein öffentlicher Beitrag sein.
Ausdrucksvolle Schwarz-Weiß-Fotografie "Bei diesem Projekt trat eine starke Wahrnehmung ein, wenn ich jenen beeindruckenden alten Menschen gegenüber stand und diese zum ersten Male intensiv auf mich wirkten. Dazu kamen natürlich auch noch die ergreifenden Lebensgeschichten, welche mich berührt haben." Dies betonte Oliver Giel bei der Eröffnung und Vorstellung seiner Bilder in ausdrucksvoller Schwarz-Weiß-Fotografie.
Der 37-jährige Fotograf betreibt in Haßfurt selbständig ein
Fotostudio und zeigte sich äußerst glücklich, dass seine Bilder so gut ankamen, dass man sie nun in einer Ausstellung präsentiere.
Die Idee zu derartigen Bildern sei dabei von der Heimleitung gekommen, die ihre Häuser mit Arbeiten und Darstellung älterer Menschen ausgestalten wollte. Natürlich sei dies für ihn eine Herausforderung gewesen und er habe sich gleich Gedanken gemacht, wie man so etwas umsetzen könnte.
Das habe dazu geführt, dass er die Idee mit der Lebensgeschichte des jeweiligen älteren Mitbürgers zusammenbringen wollte. Er wollte dem Menschen dann etwas in die Hand geben, das Bezug zu ihrer Lebensgeschichte und ihrer Biografie hatte.
Dennoch laufe dann in der Praxis manches anders, als man es vorher in Gedanken durchgespielt hat.
Der Blick und das Handeln würden nur noch durch die Intuition gelenkt und es entstünden Bilder aus dem Bauch heraus.
So sieht man die Hände einer Frau unter dem Titel "Expertin für konservative Therapie", die damals schon den Beruf einer Masseurin erlernt hatte und auch 30 Jahre im Krankenhaus Haßfurt tätig war. Noch heute gebe sie ihre Erfahrungen weiter an Mitarbeiter in der Senioreneinrichtung.
Die Hände einer "Expertin für Ausdauer" stammen von einer 101-jährigen Frau, die ihren Lebensunterhalt als Wäschebüglerin verdiente. Ihre ganz besondere Spezialität sei das Bügeln von Herrenhemden gewesen.
Als "Expertin für späten Lebensgenuss" gilt die Lebensgeschichte einer Aussiedlerin, die in Russland geboren ist und ihren Lebensunterhalt als Erntehelferin verdiente.
Heute lebt sie sehr zurückgezogen, genießt die Ruhe und hört vor allem Radio.
Eine andere Frau musste schon mit 14 Jahren ihren Heimatort verlassen und als Haushaltshilfe bei einer begüterten Familie arbeiten. Zeitlebens ging sie sparsam mit den Ressourcen um. So ging sie immer früh zu Bett, um Strom zu sparen.
Sozialarbeiterin Christin-Elisabeth Engelke stellte zu der Ausstellung auch die Arbeiten der Gruppe "Therapeutisches Ausdrucksmalen" vor. In dieser Gruppe sind 15 Bewohner tätig mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren. Die älteste Malerin sei 98 Jahre und die jüngste 76 Jahre.
Und alle hätten außer der Schule noch nie gemalt. Gemalt werde mit Gouache, einer pigmentreichen Wasserfarbe mit breiten Pinseln in einer Nass-in-Nass-Technik. Da ergebnisoffen an das Malen herangegangen werde, sei das entstehende Bild für den oder die Künstlerin oft selbst eine Überraschung.
Aber so könne Emotionalität über Farbe einen Weg in den Ausdruck finden.
So findet man Gemälde "erste Frühlingsboten" oder "Überraschung bei Regen" genauso wie Blumen "Tulpe", oder einem Schiff im Hafen.
Die Ausstellung "vergiss nie, was du fähig warst zu tun" kann bis zum 12. April in der Sparkassengalerie in Haßfurt besichtigt werden.