Er wurde 1990 abgemeldet und seitdem herrschte Stillstand. Die Rede ist nicht vom FC Haßfurt (FCH), der damals noch in der Landesliga kickte, mittlerweile aber weit nach unten bis zur Kreisliga durchgereicht wurde. Es geht um eine FCH-Institution, die 202.606 Kilometer auf dem Buckel - oder besser dem Tacho - hat.
Ein VW Bus, der als Vereinsfahrzeug gedient hatte. Erstzulassung 1977: Damals spielte der FC Haßfurt noch in der Bayernliga und Erwin Albert wechselte als Torschützenkönig zum Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Im Fahrzeugschein findet sich der Namen des FCH-Vorsitzenden Erich Stottele.
Das 50-PS-Gefährt hat weite Wege und eine bewegte Geschichte hinter sich. Er kurvte im Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien auf der alten Brenner-Bundesstraße herum. Stand 24 Jahre in einer Scheune bzw. Tiefgarage und kehrte jetzt in die fränkische Heimat zurück.
Beim "schnellen Meyer" im Hotel Und fährt bald wieder über die Straßen im oberen Haßgau. "Letzte Woche war Tüv, er ging ohne große Probleme durch", freut sich Harald Wohlmacher, Kfz-Meister und Autohausbesitzer aus Junkersdorf bei Pfarrweisach. "Jetzt wird er noch etwas hergerichtet - und dann ausgeliefert." An einen Kunden aus Rügheim, der Wohlmacher schon seit längerer Zeit nervt, ob er nicht so einen VW Bus auftreiben könnte. "Ein Erzieher halt..."
Als der aus einer Zeitung erfahren hatte, dass so ein T2 in einem kleinen Ort am Brenner-Pass herumsteht, setzte er Wohlmacher samt Transporter in Marsch.
"Das war gar nicht so einfach, den Ort und den Standort zu finden, aber dann befand ich mich vor so einem Riesen-Hotel in Steinach und die Dame an der Rezeption hatte zunächst keine Ahnung, als ich dann aber in der Tiefgarage parken wollte, stand er plötzlich vor mir - und ich staunte Bauklötze, als ich die Aufschrift las - 1. FC Haßfurt, Möbel Engelhardt."
Ein Liebhaberstück Ein Auto aus der Heimat, ein echtes Liebhaberstück. Der Fahrzeughalter: Gerhard Meyer, bekannt als der "schnelle Meyer", einst Gastwirt und Haßfurter Original.
"Ich hab' das Ding damals 1990 in einem Haßfurter Autohaus gekauft, und seither gehegt und gepflegt", erzählt Meyer, der es zwischenzeitlich zum Hotelier gebracht hat, das angesehene Haus aber schon an Tochter Myrjam übergeben hat.
Wie Harald Wohlmacher bei seinem Besuch am Brenner herausgefunden hat, hatte Meyer damit noch seinen Umzug gefahren, das Fahrzeug danach aber abgemeldet. Und da stand es dann - 24 Jahre lang.
"Ich hatte schon überlegt, es auf Hotel Post umzusatteln, aber ich wollte die Haßfurt-Aufschriften nicht überspritzen lassen. Da kam mir der Gedanke, es in die alte Heimat zurückzuführen. Deswegen auch die Zeitungsannonce", erinnert sich der "schnelle Meyer" im Telefon-Interview. Warum wird er der "schnelle Meyer" genannt? Gerhard Meyer war Ende 1989 einer der Ersten, die aus der zerbröckelnden DDR über Ungarn und Österreich in die Bundesrepublik kamen. Da er damals schon einen Toyota hatte, fuhr er der "Trabi"-Kolonne immer voraus und lag an der Spitze derer, die in die Freiheit des Westens gelangten.
Franken-Bonus beim Kauf Dessen Heimatverbundenheit und die Liebe des Mäzens zum FCH zeigte sich auch beim Kaufpreis, wovon Harald Wohlmacher profitierte. "Weil wir ihn nach Franken brachten, bekamen wir den Bulli weit unter dem Sammlerwert. Denn für solche Liebhaberstücke werden schon ganz schön happige Preise gezahlt."
Dass der Kastenwagen viele Liebhaber hat, erlebte Wohlmacher schon mehrfach. "Seit er bei uns auf dem Hof steht, erkundigten sich schon mehrere Passanten nach einem möglichen Kauf. Und das VW-Emblem wurde auch schon gestohlen."
Viele Liebhaber Bei einem Oldtimer-Treffen in Frickendorf sind nach Wohlmachers Erzählung "keine drei Minuten vergangenen, ohne dass ein Kaufinteressent angeklopft hat".
Nach den letzten Arbeiten im Innenraum geht er jetzt aber nach Rügheim. Vielleicht besucht der neue Besitzer damit ja ein Derby zwischen dem FC Haßfurt und dem TV Hofheim.
Noch älter als der Bus vom Brenner ist im Übrigens das Gefährt von Werner Eichler aus Ebern, dessen VW Bus, der ebenfalls durch sein Leuchtorange auffällt, bereits 44 Jahre alt ist.
Bis zur Wiederzulassung der EBN-Kennzeichen war dies der einzige Personenwagen im Eberner Stadtbild, der die Gebietsreform mit dem alten Kennzeichen überdauert hatte.