Wer sich endlich dazu aufgerafft hat, Vereinssport zu machen, kann sich gleich wieder hinsetzen - vor den Computer. Dort sind die Trainings- und Spielzeiten nachzulesen - wenn die Seiten gepflegt sind. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit und erfordert viel Arbeit - gerade von den ehrenamtlichen Helfern in den Vereinen. Es gibt drei sehenswerte Beispiele aus dem Landkreis Haßberge.
Für Thomas Ötinger war der Beitritt zum VfR Kirchlauter der beste Weg, um in der kleinen Gemeinde Fuß zu fassen. Durch die Mitgliedschaft wurde aus dem kritisch beäugten Geschäftsführer einer Ebener Werbeagentur das Vereinsmitglied Thomas aus der Zweiten Mannschaft. Seit 2009 ist der gebürtige Heidelberger sogar Vereinsvorsitzender. Weil die Kirchlauterer bald erkannten, welches Potenzial in dem IT-Fachmann steckt, baute der Familienvater dem Verein auch eine neue Homepage. Unter vfr-kirchlauter.de ist der Verein seit 2009 im world wide web vertreten.
Warum überhaupt? Bestimmt doch, um neue Mitglieder zu gewinnen? "Nein", schüttelt Ötinger bei einem Gespräch in seiner Werbeagentur den Kopf: "Die Hälfte der Einwohner ist schon Mitglied beim VfR Kirchlauter. Unser Potenzial ist also ziemlich erschöpft." -
Dann vielleicht, um mit anderen Vereinen im Netz gleichzuziehen? Ötinger verneint: "Im Gespräch mit anderen Vereinen geht es um den Sport oder um die Jugendarbeit. Aber über den Internetauftritt redet man eigentlich nicht." -
Bleibt die Frage: Wozu die ganze Mühe? "Ich wollte das Vereinsleben digitalisieren. So können auch Mitglieder, die gerade im Ausland sind, am Vereinsleben teilhaben", sagt Ötinger.
Damit die Vereinsmitglieder die Seite tatsächlich mitgestalten können, hat Ötinger die Homepage im Blog-Format gestaltet.
Wer registriert ist, kann einen Beitrag schreiben und hochladen, also posten. "Am Anfang wurde die Homepage sehr gut angenommen. Da war richtig viel los", erinnert sich Ötinger.
Teilweise zu viel: Da die Kommentarfunktion für jeden zugänglich war, konnte jeder Nutzer anonym seine Meinung vertreten. "Das ist irgendwann ausgeartet. Die Leute haben unerkannt Vereinsmitglieder beschimpft", erzählt Ötinger.
2011 wurde deshalb in der Hauptversammlung beschlossen, den Zugang zum Forum zu beschränken. Wer jetzt seine Meinung kund tun will, muss sich registrieren. Seitdem habe die Beteiligung stark nachgelassen, sagt Ötinger. "Es ist wohl einfacher, als Hase1, 2 oder 3 Dampf abzulassen."
Zu wenig Unterstützung Besonders Bildmaterial sei Mangelware. Kaum ein Vereinsmitglied fotografiere. "Dabei interessieren die Leute Bilder doch am meisten", weiß der Werbefachmann. Doch es hilft nichts: "Was nicht da ist, können wir auch nicht einstellen." Wir, das sind Ötinger und seine Vorstandskollegen Thorsten Ammon (Dritter Vorsitzender) und Udo Freisinger (Schriftführer) sind für das Einpflegen der Inhalte verantwortlich.
Thorsten Ammon wurde in Kirchlauter geboren und hat schon als Kind im Verein Fußball gespielt. Nach einem kurzen Ausflug zur Konkurrenz in Ebern spielt er seit 2008 wieder in Kirchlauter.
Der 25-Jährige findet es schade, dass die Vereinsseite von den Mitgliedern nicht mehr genutzt wird.
Als "Arbeit" empfindet er seine Aufgabe nicht. Mindestens jeden zweiten Tag klickt der angehende Wirtschaftsingenieur auf die Seite, um sie zu aktualisieren. "Das ist kein großer Aufwand", sagt der Student. Freitags bearbeitet er die Seite und lädt die aktuelle Aufstellung der Ersten Mannschaft hoch.
Frisches Gesicht in Knetzgau Auch Markus Frembs bemüht sich redlich, die Seite seines Vereins www.fcknetzgau.de aktuell zu halten, die er 2005 gründete. Erst vor einem halben Jahr hat der Fußballspieler die Seite relaunched - ihr also eine neue Bedienoberfläche und ein frisches Design gegeben.
"Ich habe schon Unmengen von Stunden investiert", sagt der Außendienstmitarbeiter: "Das ist mein Hobby." Der gebürtige Knetzgauer hat sich das nötige Wissen für den Aufbau der Internetpräsenz selbst angeeignet. Er findet es wichtig, für seinen Verein so viel Aufmerksamkeit als möglich zu bekommen. Das Posten aktueller Nachrichten auf der sozialen Plattform Facebook ist für ihn deshalb Pflicht.
Abteilungen helfen mit Da die Vereinsseite dank seines Engagements mittlerweile einen beträchtlichen Umfang angenommen hat, versucht der 30-Jährige, einen Teil seiner Arbeit an die einzelnen Abteilungen abzugeben.
Alexander Jahna schließlich hält die Seite des TSV 1947 Zell am Ebersberg am Leben. Der 33-Jährige kümmert sich um die Wirtschaftsförderung des Vereins. Dazu gehört die Vermietung des Vereinsheims genauso wie die Medienpräsenz. Deshalb aktualisiert er etwa eine Stunde pro Woche die Vereinsnachrichten, überprüft Termine und gibt Spielverlegungen bekannt.
"Wenn ich etwas vergessen habe, gibt es schon einmal Beschwerden", sagt Jahna: "Sonst höre ich eigentlich nichts."