Nach dem Tod der elfjährigen Janina in Unterschleichach versinkt ein kleines Dorf in Trauer. Zur Ungewissheit über den Täter kommt das große Medieninteresse, das die Bewohner aufwühlt. Eine Andacht gab Möglichkeit zur stillen Anteilnahme.
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Die richtigen Worte zu finden, ist in manchen Situationen nahezu unmöglich. Die etwa 65 Frauen, Männer und Kinder, die am Montagabend in Unterschleichach in Gedenken an die getötete Janina die Stelle des Unglücks besuchten, entschieden sich deswegen für die Stille. Und das Gebet.
Was soll man auch sagen, wenn etwas so Unfassbares geschehen ist, wie in der Silvesternacht in der Straße "Am Käppela" in Unterschleichach: Ein Mädchen bricht gegen 1 Uhr plötzlich zusammen, die Elfjährige stirbt Stunden später im Krankenhaus. Polizeiliche Ermittlungen ergeben, dass das Kind von einem Projektil aus einer Kleinkaliberwaffe tödlich am Kopf verletzt worden ist. Ein ganzes Dorf steht unter Schock, die Menschen dort fühlen sich ratlos, sind wütend und traurig. Wie es unterdessen den Angehörigen und Freunden der getöteten Janina ergeht, das vermag niemand nachzuempfinden.
Unfreiwillig im Mittelpunkt
Seit Tagen beherrscht nur ein Thema das Geschehen in Unterschleichach. Hinzu kommt noch der Medienrummel: Viele Dorfbewohner, besonders die Anwohner am Käppele, standen diese Tage unfreiwillig im Mittelpunkt. Etliche Kamera- und Reporterteams lokaler wie überregionaler Medien waren gekommen, um über den Fall zu berichten.
Sabine Weinbeer, Dritte Bürgermeisterin in Oberaurach und Organisatorin der Andacht, ist selbst Journalistin und kann beide Seiten verstehen. Zum einen sei es die Aufgabe der Medien, über solche Ereignisse zu berichten, kein Vorwurf also per se wegen der vielen Journalisten vor Ort. Aber manche Reporter würden dabei vergessen, wann eine Grenze überschritten ist, werden aufdringlich und teils respektlos, indem sie Anwohner mit ihrem Anliegen überrumpeln. Die Dorfbewohner hätten deswegen auch darum gebeten, die Andacht mit Gebet und Schweigemarsch abends stattfinden zu lassen, weil tagsüber "so viel Presse da war", erklärte Weinbeer.
Die Andacht verlief entsprechend ruhig, Medienvertreter hielten sich zurück. Die Teilnehmer beteten gemeinsam in der Kapelle Maria Heimsuchung den Rosenkranz, entzündeten Lichter an der Osterkerze und trugen dieses Licht zum Unglücksort, wo sie es abstellten und dem getöteten Mädchen und dessen Familie und Freunden gedachten.
Geschehnisse verarbeiten
Dieses Ritual sollte dabei helfen, "dass man irgendwo hin kann mit seiner Trauer", erklärte Weinbeer. Das Rosenkranzgebet habe etwas Meditatives, sagte sie. Die Gebete und das symbolische Weitertragen des Lichts seien eine Möglichkeit, das Geschehene zu verarbeiten und seine Trauer auszudrücken. In der Kapelle hatten Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sabine Weinbeer und die Diakone Manfred Griebel und Joachim Stapf auch um Kraft für die Hinterbliebenen der getöteten Janina gebeten. Ebenso hoffen sie, dass der noch unbekannte Täter die Kraft finden möge, sich seinem Fehlverhalten zu stellen.
An der Andacht nahmen auch Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser sowie der Bürgermeister von Burgebrach, Johannes Maciejonczyk, teil.
In Burgebrach hatte die getötete Janina zuletzt gewohnt.