Es ist keine Operation am offenen Herzen, aber im Herzen der Stadt: Die Energie-Hauptschlagader mitten durch die Eberner Altstadt wird erneuert. Zur Verbesserung des Netzes investiert das Bayernwerk rund 85 000 Euro.
Der Strang verläuft vom 110-kV-Umspannwerk am Judenfriedhof auf Teilen der einstigen Schienentrasse bis zur Trafostation Sutte (im Seniorenzentrum St. Elisabeth). Auf dieser Strecke werden auch die Trafostationen an der Weigang AG sowie der Baywa "angefahren".
Knack- und Knotenpunkt Einen Knackpunkt bildet dabei der Strasser Kreisel, bei dessen Bau sich vor Jahren schon zeigte, dass der Untergrund einem einzigen Knotenpunkt von Leitungen gleicht. "Allein 21 Telefonrohre verlaufen dort", weiß Georg Herbst, Mitarbeiter einer Spezialfirma aus Altenkunstadt, die mit einem speziellen Verfahren die Gefahrenstelle "umschifft": Im Spülbohrverfahren "tauchen" ein rotierender Bohrkopf samt angehängtem Gestänge unter den bestehenden Leitungen hindurch.
Mit 60 Tonnen Druck schiebt sich das Rohr passgenau Zentimeter um Zentimeter in einer Tiefe von bis zu sechs Metern in Richtung einer Baugrube vor, die nahe der Einfahrt zum Edeka-Markt vorab ausgehoben worden war.
"So werden diese Woche der Kapellenstegsweg sowie die Coburger Straße unterquert. Dazu sind keine Straßensperrungen nötig, es kann höchstens zu geringen Verkehrsbehinderungen kommen. Ab nächster Woche beginnen die Arbeiten in offener Bauweise sowie die Kabelverlegung", beschreibt Dr. Esther Knemeyer-Pereira, die Pressesprecherin des Bayernwerks, die Maßnahme, die auch dazu dient, die erhöhte Einspeisung aus Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien aufzunehmen.
"Untergrund-Arbeiter" Die Spülbohr-Technik fasziniert: Zwei Mann bedienen und steuern die Gerätschaften, die Zentimeter genaues Peilen möglich machen. "Unser Rohr ist um sieben Prozent biegsam", erklärt Georg Herbst den Vortrieb im Kiesboden. Mit einem Detektor verfolgt derweil Waldemar Fäht den Vorstoß direkt über dem Bohrkopf und gibt die entsprechenden Anweisungen. "Diesmal überwinden wir eine Strecke von 220 Metern, auf einem freien Feld bei Schottenstein haben wir aber auch schon 400 Meter geschafft", erzählen die beiden "Untergrund-Arbeiter".
Zunächst arbeiten sie sich mit Bohrkopf und Gestänge zum jeweiligen Zielpunkt vor.
"Nach Austritt des Bohrkopfes am Zielpunkt wird dieser gegen einen so genannten Räumer ausgetauscht. Dieser weitet beim Zurückziehen das Bohrloch entsprechend der benötigten Leitungsdimension aus und zieht ein Leerrohr ein, durch das später das Elektrokabel eingezogen wird. Diese Arbeitsweise hat den großen Vorteil, dass erhebliche Eingriffe in die Natur vermieden werden können", nennt Frau Knemeyer die Vorzüge des Verfahrens der Spezialisten.