In Trossenfurt regt sich Widerstand gegen einen geplanten Handymast am alten Sportplatz.
Der alte Fußballplatz des SC Trossenfurt-Tretzendorf hat schon viele Kämpfe gesehen. Mit Leidenschaft traten Mannschaften auf dem Gelände an der Straße nach Hummelmarter gegeneinander an. Das Sportfeld dient jetzt nur noch als Trainingsplatz, aber am und um das Areal tobt ein neuer Kampf. Genauer gesagt: um ein kleines Fleckchen Erde oberhalb des Sportplatzes. Dort soll nämlich ein Handymast errichtet werden, der
Trossenfurt und Tretzendorf einen einwandfreien Empfang für Handys und Smartphones bescheren soll. Bislang funktionieren die Mobiltelefone in beiden Orten nur eingeschränkt. Vielleicht noch im Freien, aber in den meisten Häusern schon nicht mehr.
Vorstoß der Telekom
Die Telekom hat einen Vorstoß unternommen und möchte auf dem SC-Grundstück neben dem alten Sportplatz einen Handy-mast bauen.
Die Gemeinde Oberaurach informierte mit der Telekom und einem Vertreter des Landesamtes für Umwelt vor einer Woche in einer eilends einberufenen Bürgerversammlung über das Projekt. Überraschenderweise kamen nur rund 30 Bürger.
Über 35 Bürger kamen dieser Tage am alten SC-Sportplatz zusammen. Fast alle von ihnen wohnen am Kirchberg, der Straße, die zum alten Sportplatz und weiter auf die Kreisstraße Richtung Hummelmarter führt. Und sie kritisieren den Standort für den Handymast als viel zu nah an der Wohnbebauung. Nur 100 Meter weiter liegen die ersten Häuser, hieß es, und die Schule in Trossenfurt würde nur etwa 250 Meter entfernt sein. Die Menschen am Kirchberg fürchten die Strahlenbelastung, die von dem Sender ausgeht. Sie haben Sorge um ihre Gesundheit.
"Die Strahlung ist unmittelbar", sagt Georg Jäger.
Der Gemeinderat der Jungen Liste, der selbst am Kirchberg wohnt, befürchtet einen Sender, der auch mit LTE-Technik betrieben werden kann. Das gehe dann in die Richtung von Röntgen-Strahlen, erklärt er vor den Trossenfurtern. Georg Jäger betont: "Krebs kann entstehen."
Er, wie auch die anderen Bürger, die sich am alten Sportplatz versammelt haben, wissen zwar nicht, mit welcher Leistung und mit welcher Technologie der Mast betrieben werden soll. Aber sie wollen ihren Widerstand deutlich machen, bevor es zu spät ist. "Wir müssen schnell reagieren", fordert Jäger. Wenn der Mast erst einmal stehe, dann sei es zu spät. "Ich hoffe, dass wir etwas bewegen können", erklärt der Gemeinderat. Und mehrmals tauchte der Begriff Unterschriftenaktion auf.
Die hat es in Trossenfurt und Tretzendorf schon gegeben.
2003 regte sich erstmals Widerstand gegen einen Handy-Sender in beiden Orten, und der Bau eines Masten wurde aufgegeben. Das gleiche passierte 2006: Mit 700 Unterschriften protestierten Bürger gegen einen am Wasserhochbehälter geplanten Sender; dieser zweite Anlauf scheiterte ebenfalls.
Geschieht das jetzt wieder? Eines ist gewiss: Die Trossenfurter, die am Kirchberg wohnen, haben Angst, dass ihre Gesundheit leiden könnte. "Wir haben keine Lust, krank zu werden", sagt Angelina Ister. "Ich habe kein gutes Gefühl." Katharina Fodor beschreibt ihre Sorge noch drastischer: "Ich habe nicht Lust, wegen dem unter die Erde zu kommen."
Während die Trossenfurter ihre Kritik artikulieren, blicken sie immer mal Richtung Hummelmarter.
Etwa 800 Meter weiter steht nämlich ein Sendemast, der erst kürzlich errichtet worden ist und die Technik für den Funkverkehr der Behörden mit Sicherheitsauftrag (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst) trägt. Dort könnten sich die Trossenfurter die Handy-Sendeanlagen vorstellen. Rudolf Eich bringt die Haltung der Bürger auf den Punkt: "Wir sind nicht gegen einen Funkmast. Wir sind gegen den Standort" am alten Sportplatz. Warum, so wird mehrfach gefragt, können die Handy-Sendeanlagen nicht auf dem bereits bestehenden, etwa 800 Meter entfernt errichteten Mast installiert werden?
Weil das nicht funktionieren würde, meint Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser (CSU). Das Problem sei die Tallage von Trossenfurt und Tretzendorf.
Der Mast für die Sicherheitsbehörden "müsste 100 Meter höher sein", wenn er auch für den Handy-Funk eingesetzt werden soll, erklärt Sechser auf Anfrage unseres Portals.
Der Bürgermeister hat Verständnis für die Sorgen der Bürger, die am Kirchberg wohnen. "Dass sich Leute wehren, war mir klar." Bei solchen Projekten "gibt es immer ein Für und Gegen", weiß Sechser. Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass die Leistung eines Senders umso höher sei, je weiter er vom Ort entfernt sei.
Nicht verstehen kann der Bürgermeister, dass sich der Widerstand jetzt in der Form äußert, wie es dieser Tage am alten Sportplatz geschehen ist. Dieses Vorgehen "finde ich fragwürdig", sagt er. Sechser weist darauf hin, dass die Gemeinde alle Haushalte in Trossenfurt, Tretzendorf und Hummelmarter auf die Bürgerversammlung hingewiesen und dazu eingeladen habe.
Dort hätten die Bürger mit der Gemeinde und den Experten diskutieren können.
Sechser erläutert, dass die Telekom auf die Gemeinde mit ihrem Vorhaben zugekommen sei, und der Gemeinderat habe vereinbart, das Thema anzugehen. Weitergehen könnte es laut Sechser so, dass die Telekom einen Bauantrag vorlegt. Der werde dann bewertet, auch immissionsschutzrechtlich, versichert der Bürgermeister.
Verein unter Druck
Unter Druck gerät wegen des Handymast-Plans nicht nur die Gemeinde, sondern auch der SC Trossenfurt-Tretzendorf. Der Verein, dem das Areal für den möglichen Sender-Standort gehört, habe eine Verantwortung, hieß es beim Treffen der Trossenfurter am alten Sportplatz. Wenn der Mast da gebaut wird, "dann trete ich sofort aus", kündigt Reinhold Engel an.